03.11.2008

Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ

Till denkt ökologisch korrekt und freut sich dann über verspätete Erdbeeren aus dem eigenen Garten.

Späte Erdbeeren

Am Sonnabend muss Till über den Markt gehen, das gehört zu einem gelungenen Wochenende zwingend dazu: Obst, Gemüse, ein paar Blumen für die Vase kaufen. Vor allem aber sehen, was es alles gibt, Bekannte und Freunde treffen und etwas klönen. So ganz im Vorbeigehen hörte er dabei eine Dame sagen: " Jetzt noch Erdbeeren." In ihrer Stimme klang nicht nur ungläubiges Staunen über die etwas schwindsüchtig aussehenden Früchte, wie exotische Raritäten im Körbchen drapiert, sondern auch unterschwellige Kritik an der bloßen Existenz solch sommerlicher Genüsse im kalten November. Und in der Tat: So richtig" öko", was in diesem Fall bedeutet ökologisch und ökonomisch korrekt, ist es ja nicht, Erdbeeren im Winter essen zu wollen. So dachte Till zumindest bis zum Nachmittag, als er im Garten unter den Rhododendren und Azaleen das Unkraut jätete. Denn was leuchtete ihm plötzlich knallrot und einladend entgegen? Die letzten Monatserdbeeren dieser Saison. Man kann also auch im November mit gutem Gewissen Erdbeeren essen.

Till