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1
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1.
Erscheinungsdatum:
26.04.2003
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Artikel
ist
Teil
einer
Wochenendbeilage,
die
von
der
Zeitung
gestaltet
wurde.
Es
geht
hier
um
eine
Card-
Anlage,
deren
Fahrzeuge
mit
Biogas
fahren.
Überschrift:
Das Essen von gestern als Fast Food auf Rädern
Zwischenüberschrift:
Mit Biogas aus Speiseresten rasen die CrossKarts über die Bahn
Artikel:
Originaltext:
Das
Essen
von
gestern
als
Fast
Food
auf
Rädern
Mit
Biogas
aus
Speiseresten
rasen
die
CrossKarts
über
die
Bahn
Von
Klaus
Koch
(Text
und
Fotos)
IN
DEUTSCHLAND
gibt
es
bislang
nur
wenige
industriell
betriebene
Biogasanlagen.
Bei
der
Vergärung
dienen
gerade
die
ungesättigten
Fette
und
Öle
als
optimaler
Energielieferant.
Zwiebeln,
Fleisch,
Tomaten,
Käse
und
Eier,
als
Krönung
noch
ein
wenig
Grünschnitt
oben
drauf:
Das
war,
wenn
es
durch
die
Küche
gewandert
und
als
Pfannkuchen
mit
Speck
oder
Spaghetti
Bolognese
vorübergehend
auf
dem
Teller
eines
Gastes
gelandet
war,
bis
vor
kurzem
gerade
noch
gut
genug,
um
hinterher
an
die
Schweine
verfüttert
zu
werden.
Viel
zu
schade,
meinen
Verfahrenstechniker,
und
streben
den
geschlossenen
Kreislauf
an,
der
die
Abfallwirtschaft
mit
der
Energietechnik
kombiniert,
um
damit
ein
beachtliches
Potenzial
zu
erschließen.
Die
Motoren
dröhnen,
zwischen
aufgetürmten
Reifenbergen
und
einer
ansehnlichen
Steilkurve
kommen
die
Rennmaschinen
sichtlich
auf
Touren.
Zum
Geknatter
gesellt
sich
Formel-
1-
Atmosphäre.
An
den
Boxen
wird
über
Breitreifen
und
die
richtige
Treibstoffmischung
philosophiert.
Doch
statt
nach
verbranntem
Gummi
und
dem
üblichen
Aroma
des
Zweitaktgemischs
liegt
ein
Hauch
von
Kohl
und
Wirsing
in
der
Luft.
Walter
Schmid,
Schöpfer
der
Anlage,
lässt
die
CrossKarts
mit
Biogas
fahren,
das
aus
Speiseresten
und
den
Bioabfällen
eines
Lebensmittelfilialisten
stammt.
Wenn
es
nach
ihm
ginge,
gehört
das
Gemüse
schon
lange
in
den
Vergaser.
Mit
100
Kilo
Kraut
und
Rüben
im
Tank,
sagt
Schmid,
fährt
auch
sein
Privatwagen
noch
hundert
Kilometer
weit.
"
Viele
fragen
mich,
wo
denn
da
der
Haken
ist"
,
sagt
er.
"
Aber
es
gibt
keinen."
Schmid
ist
Betreiber
einer
Reststoffverwertungsanlage
für
organische
Abfälle,
in
der
Speisereste
aus
37
Restaurants
und
Personalkantinen
sowie
Lebensmittel
mit
abgelaufenem
Verfallsdatum
aus
dem
Großraum
Zürich
in
einem
Fermenter
vermengt
und
vergärt
werden.
Das
entstehende
Biogas
dient
als
Treibstoff.
An
einer
Zapfsäule
kann
es
direkt
auf
dem
Betriebshof
getankt
werden.
Zum
größeren
Teil
jedoch
wird
es
ins
öffentliche
Erdgasnetz
eingespeist.
Überschusswasser,
das
als
braune
Brühe
aus
der
schwitzenden
Masse
heraustropft,
landet
in
einer
modellhaft
eingerichteten
biologischen
Kläranlage.
Das
so
genannte
Substrat,
das
als
Festmasse
übrig
bleibt,
wird
kompostiert
und
als
Dünger
verwendet.
Nur
noch
kümmerliche
zwei
bis
drei
Prozent
sind
wirklich
Müll:
Löffel,
Hosenknöpfe,
Plastikbecher.
Besucher
führt
Schmid
in
ein
Treibhaus,
in
dem
schnell
wachsende
Wasserpflanzen
in
einem
Dutzend
Becken
die
Reinigung
der
braunen
Restsuppe
übernehmen.
Schwimmgras,
Wasserhyazinthen
und
Wassersalat
dienen
als
natürliche
Filter,
in
Pflanzbeeten
nebenan
sprießen
-
gut
gedüngt
-
Kopfsalat,
Paprika
und
Tomaten,
sogar
Süßkraut
und
Zitronenmelisse.
In
einem
der
hinteren
Bassins
schnappen
Karpfen
und
Schleien
gierig
nach
dem
Plankton,
das
Schmid
ihnen
mit
einer
Handbewegung
zuwirft.
Der
Gast
fühlt
sich
in
die
Biosphäre
II
versetzt,
jenes
Experiment
in
der
Wüste
Arizonas,
in
dem
in
den
90er
Jahren
eine
Handvoll
Menschen
die
komplette
Selbstversorgung
durch
vollständiges
Recycling
aller
Reststoffe
probte.
"
Wir
verdienen
inzwischen
Geld"
,
vermerkt
der
ökopionier
nicht
ohne
Stolz.
Und
zählt
die
zahlreichen
Lizenznehmer
in
aller
Welt
auf,
zu
denen
von
Mitsui
über
die
Nippon
Steel
Company
bis
hin
zu
Hitachi
auch
die
acht
größten
der
Entsorgungsbranche
in
Japan
gehören.
Bei
richtiger
Steuerung,
und
vorausgesetzt,
dass
der
Gärvorgang
-
Albtraum
jedes
Betreibers
-
nicht
plötzlich
umkippt
und
somit
zum
Erliegen
kommt,
produziert
eine
Anlage
mit
10
000
Tonnen
Verarbeitungskapazität
aus
dem
Biomüll
von
100
000
Einwohnern
rund
5600
Kilowattstunden
(kWh)
Strom
und
10
000
kWh
Wärme
pro
Tag.
Zu
Erdgasqualität
aufbereitet,
worden
aus
.
einer
Tonne
im
Schnitt
130
Kubikmeter
Biogas,
die
dem
Brennwert
von
70
Litern
Benzin
entsprechen.
In
Deutschland
gibt
es
bislang
nur
wenige
Dutzend
industriell
betriebene,
vor
allem
aber
1600
kleinere
Biogas-
anlagen
im
ländlichen
Raum,
in
denen
Grüngut
und
Bioab-
fälle
aus
Landwirtschaft
und
Gartenbau,
Gülle
und
Getreide
zusammengeschüttet
werden,
um
durch
Vergärung
Methangas
zu
erhalten
und
daraus
-
oft
in
mäßig
rentablen
Zündstrahlanlagen
-
Strom
zu
produzieren.
Doch
der
Markt
hat
Zukunft.
Ab
2005
darf
kein
Müll
mehr
auf
Deponien
abgelagert
werden,
wenn
er
nicht
zuvor
thermisch
oder
biologisch
behandelt
wurde.
Bis
dahin
müssen
Kapazitäten
für
Millionen
Tonnen
an
Abfall
bereitgestellt
werden.
Für
reine
Energieverschwendung
halten
es
Fachleute,
die
Biomasse
in
der
Müllverbrennung
zu
verfeuern.
Leider
ist
die
Freude
am
Gärstoff
nicht
ungetrübt.
Denn
er
enthält
aggressiven
Schwefel,
der
Anlagenteile
und
Rohrleitungen
angreift
und
deshalb
in
aufwendigen
Reinigungsverfahren
reduziert
werden
muss.
Darauf
verweisen
auch
Ener-
gieversorger,
wenn
sie
sich
-
anders,
als
in
der
Schweiz,
wo
fünf
Prozent
Biogas
im
öffentlichen
Netz
erlaubt
sind
-
gegen
die
Einspeisung
sperren.
Dabei
sind
die
technischen
Möglichkeiten,
die
in
der
Vergärung
stecken,
längst
nicht
ausgeschöpft.
Wissenschaftler
peilen
bereits
die
nächste
Stufe
der
F.nergieerzeugung
an,
die
in
Richtung
Brennstoffzelle
weist.Im
Rahmen
eines
mit
3,
5
Millionen
Euro
ausgestatteten
EU-
Forschungsauftrags
wird
gegenwärtig
an
Möglichkeiten
gearbeitet,
das
Gas
kostengünstig
zu
entschwefeln
und
somit
auch
für
Kleinsysteme
rentabel
zu
machen.
Bei
Probeläufen
sei
es
gelungen,
berichtet
Projektleiter
Steven
Trogisch,
die
Anteile
des
Schwefels
von
400
bis
800
parts
per
Million
(ppm)
zuverlässig
auf
unter
zehn
zu
drücken.
Kein
Zweifel,
meint
er.
"
Brennstoffzellen
sind
biogastauglich!
"
Biotech-
Unternehmen
wie
die
im
schleswig-
holsteinischen
Nortorf
angesiedelte
Farmatic
lehnten
sich
mit
der
Vision
eines
Brennstoffzellen-
Pkw,
der
ab
2005
mit
Hilfe
eines
Wasserstoff-
Generators
mit
den
eigenen
häuslichen
Abfällen
zu
betreiben
wäre,
bereits
weit
aus
dem
Fenster.
In
Zusammenarbeit
mit
der
Bundesforschungsanstalt
für
Landwirtschaft
(FAL)
in
Braunschweig
wurde
sogar
schon
ein
System
zur
Aufbereitung
von
Biogas
und
seiner
Verstro-
mung
in
Niedrigtemperatur-
Brennstoffzellen
(PEMFC)
entwickelt.
Forschungs-
und
Entwicklungs-
Chef
Klaus
Hack
schlägt
inzwischen
allerdings
schon
wieder
leisere
Töne
an
und
gesteht,
dass
auch
hier
die
Aufbereitung
des
Wasserstoffs
mit
Hilfe
eines
speziellen
Reformerverfahrens
sehr
teuer
ist.
Einstweilen
drehen
Schmids
CrossKarts
auf
der
Rennstrecke
im
eidgenössischen
Otelfingen
mit
Biogas,
das
auf
Erdgasqualität
gebracht
wurde
-
und
vorerst
ohne
Brennstoffzelle
-
ihre
Runden.
Frei
nach
der
Devise
"
Nur
nichts
verkommen
lassen"
darf
auch
der
Autor
eine
Spritztour
wagen.
Links
die
Bremse,
rechts
ist
das
Gas.
Es
knattert,
dröhnt,
und
beim
zweiten
Anlauf
auf
eine
Miniatur-
Sprungschanze
aus
Holz
landet
der
Bio-
Renner,
nur
leicht
gebremst
durch
eine
Pneu-
Barriere,
auf
dem
Heck
eines
unbemannten
Flitzers
am
Fahrbahnrand.
Dank
Vier-
Punkt-
Sicherheitsgurt
und
Sturzhelm
bleibt
der
Fahrer
unverletzt.
Der
Begriff
des
Fast
Food
hat
zumindest
eine
völlig
neue
Bedeutung
erfahren.
ZWIEBELN,
Fleisch,
Tomaten,
Käse
und
Eier
-
Verfahrenstechniker
streben
mit
dem
Biomüll
den
geschlossenen
Kreislauf
an,
der
die
Abfallwirtschaft
mit
der
Energietechnik
kombiniert
und
damit
ein
gewaltiges
Potenzial
erschließen
soll.
STATT
nach
verbranntem
Gummi
und
dem
üblichen
Aroma
des
Zweitaktgemischs
liegt
ein
Hauch
von
Kohl
und
Wirsing
in
der
Luft.
Die
CrossKarts
fahren
mit
Biogas,
das
aus
Speiseresten
und
den
Bioabfallen
eines
Lebensmittelfilialisten
stammt.
Autor:
Klaus Koch