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1.
Erscheinungsdatum:
25.09.2008
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
In
Pye
regiert
die
Unterversorgung.
Überschrift:
Jetzt ist auch noch das letzte Gasthaus dicht
Zwischenüberschrift:
In Pye fehlen Geschäfte: In dem Osnabrücker Stadtteil gibt es weder Lokal noch Apotheke
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Lebensmittelgeschäft?
Fehlanzeige.
Apotheke?
Fehlanzeige.
Und
nun
auch:
Speiselokal?
Fehlanzeige.
Mit
der
Nahversorgung
des
Ortsteils
Pye
scheint
es
wie
verhext.
Ende
Juli
schloss
mit
der
180
Jahre
alten
Gaststätte
Siebenbürgen
der
letzte
Gastronomiebetrieb
im
Ortszentrum.
Das
Gästebuch
zählt
viele
Namen
auf,
die
in
Osnabrück
einen
guten
Klang
haben.
Am
Stammtisch
genoss
Fritz
Wolff
vorzugsweise
selbst
gemachte
Sülze
mit
Bratkartoffeln,
nachdem
er
den
Aufstieg
auf
den
Scheitelpunkt
des
Fürstenauer
Wegs
geschafft
hatte.
Siebenbürgens
althergebrachte
Schankraumeinrichtung
stand
Modell
für
viele
Zeichnungen
des
Karikaturisten,
mit
denen
er
das
Osnabrücker
"
Wirtschaftsleben"
aufs
Korn
nahm.
Auch
die
weite
Welt
war
zu
Gast,
Uwe
Seeler
und
Schlager-
Diva
Andrea
Berg
genauso
wie
der
russische
Botschafter.
Ortsrat
und
Bürgerforum
tagten
im
Saal.
In
dem
gleichen
Saal,
in
dem
Generationen
von
Fußball-
Schiedsrichtern
sich
den
letzten
Schliff
holten.
Nicht
wenige
Hektoliter
Bier
flossen
hier
durch
Piesberger
Fußballer-
und
Schützen-
Kehlen.
Hat
der
Durst
der
Pyer
so
stark
nachgelassen?
Wirt
Jürgen
Riepe:
"
Die
Leute
haben
einfach
das
Geld
nicht
mehr
im
Portemonnaie,
um
ihr
Feierabendbier
zu
trinken."
Die
verbliebenen
Thekengäste
seien
vom
Nichtraucher-
Gesetz
vertrieben
worden.
Zur
Spitzenzeit
hatten
35
Kegelclubs
die
Kegelbahnen
regelmäßig
belegt.
Die
Zeit
ging
am
Kegelsport
vorbei,
nach
und
nach
wurden
es
immer
weniger.
Aber
auch
Riepes
persönliche
Lebensumstände
spielten
eine
Rolle:
Der
67-
Jährige
ist
nach
einer
schweren
Erkrankung
Halb-
Invalide
und
hat
keinen
Nachfolger.
Eine
erhebliche
Steuernachforderung
des
Finanzamts
gab
den
Rest.
Im
Juli
stellte
er
Insolvenzantrag.
Ein
bitteres
Ende
nach
25
Jahren,
in
denen
er
und
seine
Ehefrau
Marlies
"
alles
gegeben
haben,
damit
Pye
einen
lebendigen
und
gastfreundlichen
Ortsmittelpunkt
hatte"
,
wie
Jürgen
Riepe
mit
Wehmut
zurückblickt.
Im
Wirtshaus
bleiben
können
sie
auf
keinen
Fall.
Wo
sie
demnächst
wohnen
werden,
ist
noch
ungewiss.
Außer
einer
kleinen
Siedlungskneipe
am
Ortsrand
zu
Hollage
und
einem
Hof-
Café
ist
Pye
damit
zu
einer
gastronomiefreien
Zone
geworden.
Das
Wirtshaus
Ballmann,
etwas
unterhalb
von
Siebenbürgen
am
Fürstenauer
Weg
gelegen,
präsentiert
im
Aushangkasten
seit
mehr
als
fünf
Jahren
eine
komplett
ausgeblichene
Speisekarte,
sonst
nichts.
Von
der
traditionsreichen
Ausflugsgaststätte
Urlage
am
Fuße
des
Piesbergs
sind
nicht
einmal
mehr
die
Grundmauern
zu
erahnen.
Sie
war
der
Erweiterung
des
Gewerbegebiets
rund
um
das
geplante
Güterverkehrszentrum
im
Weg,
von
dem
heute
niemand
mehr
spricht.
Im
ehemaligen
Café
Kleinbuntemeyer
an
der
Unteren
Waldstraße
ist
jetzt
eine
Wohngemeinschaft
für
junge
Frauen
in
Krisensituationen
eingerichtet.
Wichtiger
als
Kneipen
sind
gerade
für
ältere
Mitbürger
Ladengeschäfte,
die
den
täglichen
Bedarf
abdecken.
Aber
auch
damit
hat
Pye
ein
Problem.
Der
Edeka-
Supermarkt
neben
Ballmann
am
Fürstenauer
Weg
gab
vor
zehn
Jahren
auf.
Seitdem
versuchen
ein
Bäcker
und
ein
Toto-
Lotto-
Laden
das
Überleben
der
Pyer
mit
Kleinsortimenten
an
Butter,
Aufschnitt
und
Süßwaren
zu
sichern.
"
Wer
hier
kein
Auto
hat,
oder
Kinder,
die
mit
ihm
einkaufen
fahren,
der
ist
aufgeschmissen"
,
sagt
der
72-
jährige
Wilhelm
Kavermann
aus
der
Lechtinger
Straße.
Er
hat
noch
das
Glück,
dass
die
Bushaltestelle
für
ihn
nicht
weit
ist.
So
fährt
er
häufiger
mit
dem
Bus
nach
Haste
und
bringt
dann
für
eine
alleinstehende
Dame
im
Haus
das
Nötigste
an
frischen
Lebensmitteln
mit.
Seitdem
die
Post
die
Standorte
der
Kästen
wieder
einmal
"
optimiert"
hat,
haben
ganze
Wohngebiete
wie
das
Waldstraßenviertel
rund
um
die
Matthiaskirche
keine
Briefeinwurfmöglichkeit
mehr.
Einen
Allgemeinmediziner
und
eine
Zahnärztin
gibt
es
zwar,
aber
angesichts
der
vielen
jungen
Familien
in
den
Neubaugebieten
Auf
der
Hegge
und
Süver
Hang
fehlt
ein
Kinderarzt,
ganz
zu
schweigen
von
einer
Apotheke.
Es
gibt
wohl
niemanden
in
Pye,
der
es
nicht
als
wohltuende
Aufwertung
des
Ortsteils
anerkennt,
was
rund
um
Piesberg,
Industriemuseum
und
Gesellschaftshaus
alles
auf
die
Beine
gestellt
wird.
Doch
genauso
oft
hört
man
als
Nachsatz:
Events
am
Wochenende
können
den
Mangel
an
täglich
notwendiger
Nahversorgungsinfrastruktur
nicht
ausgleichen.
Der
Ratsvorsitzende
Josef
Thöle
(CDU)
kennt
als
ehemaliger
Ortsbürgermeister
die
Sorgen
und
Wünsche
seiner
Pyer
Mitbürger
gut.
Er
warnt
allerdings
vor
zu
hohen
Erwartungen
an
die
Politik:
"
Wir
können
keinen
Herrn
Edeka
und
keinen
Herrn
Lidl
zwingen,
hier
ein
Geschäft
aufzumachen.
Die
rechnen
immer
ganz
gern
selber."
Das
Ergebnis
der
Rechenaufgabe
ist
seit
Jahren
konstant:
Weniger
als
5000
Menschen
im
Einzugsgebiet
halten
keinen
Supermarkt
am
Leben.
Wenn
Süver
Hang
voll
besiedelt
ist,
wird
die
Einwohnerzahl
Pyes
von
3300
auf
3500
angewachsen
sein
–
noch
kein
Quantensprung,
der
einen
Discounter
aktiv
werden
lässt.
Thöle
weist
in
allen
Gesprächen
mit
Ansiedlungsinteressenten
jedoch
auf
die
"
durchpendelnde
Kaufkraft"
hin:
"
Das
sind
jeden
Tag
mehrere
Hundert
Osnabrücker
und
Hollager,
die
über
den
Fürstenauer
Weg
ein-
und
auspendeln
und
die
ohne
großen
Zeitverlust
und
Umweg
hier
elegant
einkaufen
könnten,
wenn
etwas
da
wäre."
Nun
schauen
die
Kommunalpolitiker
erst
einmal
auf
den
29.
September,
für
den
die
Zwangsversteigerung
des
Gasthauses
Siebenbürgen
anberaumt
ist.
Riepe
weiß
von
zwei
ernsthaften
Interessenten,
die
jeweils
mit
Brauerei-
Unterstützung
den
Gasthofübernehmen
wollen.
Der
Standort
als
Ausflugslokal
für
die
wachsende
Menge
an
Besuchern
des
Landschafts-
und
Kulturparks
Piesberg
gilt
als
sehr
attraktiv.
Bildtext:
Zapfenstreich:
Wirt
Jürgen
Riepe
schließt
die
Tür
zur
Pyer
Traditionsgaststätte
Siebenbürgen
–
damit
gibt
es
in
dem
Osnabrücker
Stadtteil
erstmals
seit
vielen
Jahren
kein
Wirtshaus
mehr.
Fotos:
Joachim
Dierks
Stillleben
in
einem
Gasthaus:
Diese
Flaschen
werden
nicht
mehr
am
Tresen
ausgeschenkt.
Autor:
Joachim Dierks