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1.
Erscheinungsdatum:
25.09.2008
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
In
der
Serie
"
Das
Erbe
der
Briten"
wird
an
die
IRA-
Anschläge
in
Osnabrück
erinnert.
Überschrift:
Tapferer Rentner rettet Soldaten
Zwischenüberschrift:
Britische Garnison in Osnabrück wird 1989 und 1996 Ziel von IRA-Anschlägen
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Wenn
Stabsfeldwebel
Steve
Shirley
heute
Vormittag
die
Kasernenschlüssel
an
die
Bundesanstalt
für
Immobilienaufgaben
übergibt,
endet
die
militärische
Geschichte
derQuebec
Barracks
an
der
Landwehrstraße.
Zwei
pechschwarze
Kapitel
dieser
Historie
werden
Soldaten
wie
Anwohnern
zeitlebens
im
Gedächtnis
bleiben.
Von
Arne
Köhler
Osnabrück.
19.
Juni
1989:
Es
ist
eine
angenehm
warme
Frühsommernacht.
Vor
wenigen
Stunden
ist
das
vorläufige
Endergebnis
der
Europawahlen
über
die
Bildschirme
geflimmert:
Massive
Verluste
für
die
CDU,
Gewinne
für
die
Republikaner.
Auf
dem
Gelände
der
Quebec-
Kaserne
liegen
fünf
britische
Sergeants
in
einer
Schlafbaracke
in
ihren
Betten.
Geht
es
nach
dem
IRA-
Kommando,
das
sich
mit
150
Kilo
des
Plastiksprengstoffs
Semtex
auf
das
Gelände
geschlichen
hat,
werden
sie
den
nächsten
Morgen
nicht
mehr
erleben.
Gegen
ein
Uhr
macht
sich
Günter
Kittelmann
auf
seinen
Rundgang.
Der
62-
jährige
Frührentner
aus
Hilter
bewacht
die
Baustelle
einer
Osnabrücker
Tiefbaufirma.
Das
Unternehmen
soll
auf
dem
Kasernengelände
ein
Regenrückhaltebecken
anlegen.
Damit
der
erhöhte
Grundwasserspiegel
den
benachbarten
Bahndamm
nicht
absacken
lässt,
wird
rund
um
die
Uhr
Wasser
abgepumpt.
Der
Nachtwächter
muss
regelmäßig
nachsehen,
ob
die
Pumpen
noch
laufen.
Plötzlich
sieht
Kittelmann
im
Schein
seiner
Taschenlampe
eine
Gestalt
in
einem
schwarzen
Kampfschwimmeranzug.
Sofort
reißt
der
Unbekannte
eine
Kalaschnikow
hoch
und
feuert.
Der
Schuss
verfehlt
sein
Ziel.
Kittelmann
greift
geistesgegenwärtig
nach
der
Waffe
und
drückt
den
Lauf
zur
Seite.
Doch
der
Maskierte
ist
stärker.
Er
reißt
sich
los
und
schlägt
dem
Rentner
brutal
mit
dem
Gewehrkolben
ins
Gesicht.
Kittelmann
verliert
das
Bewusstsein.
Als
er
sich
wenig
später
mit
blutendem
Gesicht
aufrappelt,
sucht
er
in
einer
der
beiden
Baubuden
Schutz,
die
sich
in
unmittelbarer
Nähe
des
Quartiers
der
fünf
Soldaten
befinden.
Diese
Entscheidung
rettet
ihm
das
Leben.
Um
1.28
Uhr
erschüttert
eine
ohrenbetäubende
Explosion
den
Stadtteil
Eversburg.
Durch
die
enorme
Druckwelle
zerbersten
noch
in
einigen
Hundert
Meter
Entfernung
die
Fensterscheiben.
Die
andere
Baubude
ist
nur
noch
ein
großer
Haufen
Schrott.
Doch
Kittelmanns
Unterschlupf
hat
der
Explosion
schwer
beschädigt
standgehalten.
Während
Hunderte
Eversburger
aus
den
umliegenden
Häusern
in
Notunterkünfte
evakuiert
werden,
entdecken
deutsche
und
britische
Polizisten
rings
um
die
Schlafstätte
der
unverletzt
gebliebenen
Sergeants
vier
weitere
Sprengsätze.
Die
Attentäter
haben
sich
nach
dem
Zusammentreffen
mit
Kittelmann
nicht
mehr
die
Zeit
genommen,
auch
diese
mit
Zeitzündern
scharf
zu
machen.
Die
Polizisten
und
Retter,
die
unmittelbar
nach
der
Explosion
an
den
Ort
des
Geschehens
geeilt
sind,
verdanken
es
dem
Nachtwächter,
dass
die
ihnen
zugedachte
Sprengfalle
nicht
zugeschnappt
ist.
Der
tapfere
Rentner
erhält
im
Januar
1990
die
niedersächsische
Erinnerungsmedaille
für
Rettung
aus
Gefahr.
Eineinhalb
Jahre
später
soll
ihm
im
Namen
von
Königin
Elizabeth
II.
außerdem
die
britische
Tapferkeitsmedaille
verliehen
werden.
Doch
auf
dem
Weg
zur
britischen
Botschaft
in
Bonn
erleidet
der
inzwischen
64-
jährige
Hilteraner
eine
Herzattacke.
Zwei
Monate
später
stirbt
er.
Die
juristische
Aufarbeitung
des
Anschlags
zieht
sich
bis
ins
Jahr
2006:
Das
Oberlandesgericht
(OLG)
Celle
verurteilt
ein
ehemaliges
IRA-
Mitglied,
das
sich
nach
jahrelanger
Flucht
freiwillig
gestellt
hat,
zu
acht
Jahren
Gefängnis.
Im
Juni
1995
haben
bereits
vier
Mittäter
Freiheitsstrafen
zwischen
neun
und
zehn
Jahren
erhalten.
28.
Juni
1996:
Auf
einer
Panzerzufahrtstraße
vor
einem
unbewachten
Tor
der
Quebec-
Kaserne
fährt
ein
weißer
Lieferwagen
mit
gefälschten
britischen
Kennzeichen
vor.
Terroristen
ziehen
eine
blaue
Abdeckplane
zur
Seite.
Darunter
ist
eine
selbst
gebaute
Abschussvorrichtung
für
Mörsergranaten
verborgen.
Die
Täter
zielen
auf
die
Kasernen-
Tankstelle
und
aktivieren
eine
Zeitschaltuhr.
Dann
machen
sie
sich
in
einem
weiteren
Lieferwagen
aus
dem
Staub.
Um
18.51
Uhr
ertönt
eine
gewaltige
Explosion.
Eines
der
Geschosse
detoniert
in
der
Nähe
der
Tankstelle
–
glücklicherweise
ist
das
Kraftstofflager
gerade
nicht
in
Betrieb.
Zwei
weitere
Granaten
Marke
"
Eigenbau"
werden
abgefeuert,
zünden
aber
nicht.
Trotzdem
entsteht
großer
Sachschaden:
Die
Druckwelle
reißt
im
gesamten
Umkreis
Türen
aus
der
Verankerung,
deckt
Dächer
ab
und
lässt
Fensterscheiben
zu
Bruch
gehen.
Die
Eversburger
sind
geschockt
und
verängstigt.
Auf
dem
Kasernengelände
hat
die
von
den
katholischen
IRA-
Terroristen
ausgelöste
Explosion
ausgerechnet
die
römisch-
katholische
St.-
Edmunds-
Kapelle
beschädigt.
Außerdemsind
mehrere
Fahzeuge
zerstört
worden,
darunter
der
nagelneue
Dienstwagen
von
Brigadekommandeur
Richard
Dannatt.
Der
kommentiert
den
Verlust
knochentrocken:
"
Ich
mochte
ihn
sowieso
nicht."
Doch
auch
Dannatts
britischer
Humor
kann
nicht
darüber
hinwegtäuschen,
dass
der
erneute
Angriff
auf
die
größte
Garnison
Ihrer
Majestät
in
Deutschland
für
Briten
wie
Deutsche
ein
außerordentlich
beunruhigendes
Ereignis
ist.
Der
Anschlag
von
Osnabrück
verdrängt
auf
den
Titelseiten
der
britischen
Gazetten
die
Fußball-
EM
im
eigenen
Land.
In
den
nächsten
Tagen
werden
in
den
britischen
Wohngebieten
der
Stadt
Briefkästen
abmontiert.
Ängstlich
beäugen
die
Osnabrücker
Autos
mit
britischen
Nummernschildern.
Es
dauert
lange,
bis
das
Klima
der
Angst
wieder
abebbt
2003
verurteilt
das
OLG
Celle
einen
39-
jährigen
IRA-
Aktivisten
zu
sechseinhalb
Jahren
Gefängnis.
Zu
weiteren
Urteilen
kommt
es
in
Deutschland
nicht.
Zwei
weitere
mutmaßliche
Täter
profitieren
davon,
dass
der
Friedensprozess
in
Nordirland
nicht
gestört
werden
soll:
Großbritannien
verweigert
ihre
Auslieferung
an
die
deutsche
Justiz.
Bildtext:
1996
Ziel
von
IRA-
Anschlägen
Nur
noch
ein
Haufen
Schrott
ist
diese
Baubude
auf
dem
Gelände
der
Quebec-
Kaserne
nach
dem
Bombenanschlag
vom
19.
Juni
1989.
Foto:
Michael
Hehmann
Spezialisten
der
Bundeswehr
untersuchen
den
Krater
im
Asphalt,
der
durch
den
Granateneinschlag
entstanden
ist.
Foto:
dpa
Der
Terrorangriff
vom
28.
Juni
1996
hat
auch
die
katholische
Kasernenkapelle
beschädigt.
Kommandeur
Richard
Dannatt
(links)
tritt
mit
versteinertem
Gesicht
vor
die
Presse.
Foto:
dpa
Autor:
Arne Köhler