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1.
Erscheinungsdatum:
20.09.2008
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
In
der
Serie
"
Erbe
der
Briten"
wird
die
Kaserne
in
Eversburg
vorgestellt.
Überschrift:
Eine Kaserne im Wartestand
Zwischenüberschrift:
Vor der Schlüsselübergabe: Der letzte Stubendurchgang in Eversburg
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Im
Büro
von
Steve
Shirley
hängen
zwei
große
Schlüsselkästen.
Jeder
fasst
48
Haken,
und
die
meisten
sind
mittlerweile
belegt.
Jedes
Mal,
wenn
der
Stabsfeldwebel
ein
weiteres
Schlüsselbund
hinzufügt,
ist
ein
Gebäude
mehr
geräumt
und
abgehakt:
"
Bald
haben
wir
nichts
mehr
zu
tun"
,
sagt
der
Unteroffizier,
"
dann
ist
die
Kaserne
leer."
In
wenigen
Tagen,
am
25.
September,
werden
die
Quebec
Barracks
in
Eversburg
geschlossen.
Stabsfeldwebel
Shirley
wird
dann
seinen
Schlüsselkasten
samt
Inhalt
an
Klaus
Thörner
von
der
Osnabrücker
Außenstelle
der
Bundesanstalt
für
Immobilienaufgabenübergeben.
Es
ist
die
erste
Kasernen-
Übergabe
seit
20
Jahren
und
der
Auftakt
zum
vollständigen
Briten-
Abzug
aus
Osnabrück,
der
sich
in
den
nächsten
Monaten
vollzieht.
Militärischer
Gruß,
Händedruck
und
Schlüsselübergabe
–
dahinter
steht
allerdings
auch
ein
hoheitlicher
Akt:
370
410
Quadratmeter
Grund
und
Boden
mit
immerhin
89
Gebäuden
wechseln
dann
aus
der
britischen
Verwaltung
und
dem
NATO-
Truppenstatut
in
die
Zuständigkeit
der
Bundesrepublik
Deutschland.
Die
wird
dabei
vertreten
durch
die
Bundesanstalt
für
Immobilienaufgaben,
kurz
Bima
genannt.
Vorher
allerdings
hatten
Stabsfeldwebel
Shirley
und
seine
Leute
viel
zu
tun.
Sie
mussten
den
großen
Kehraus
in
der
Kaserne
für
ihre
Kameraden
machen.
Hauptsächlich
Pioniere
und
Funker,
das
21.
Engineer
Regiment
und
die
204.
Signal
Squadron,
dazu
das
Hauptquartier
der
4.
Mechanisierten
Brigade
und
die
Verwaltung
der
Osnabrücker
Garnison
waren
einmal
in
Eversburg
stationiert.
"
Die
meisten
Einheiten
sind
nach
dem
Einsatz
im
Irak
gar
nicht
wieder
hier
eingerückt"
,
so
berichtet
die
rechte
Hand
des
Regiments-
Quartiermeisters,
"
die
gingen
gleich
nach
England
zurück."
Was
also
war
zu
tun,
um
eine
komplette
Kaserne
übergabefertig
zu
machen?
Wie
bei
jedem
Umzug
lautet
das
Motto:
Alles
muss
raus.
Jede
Unterkunft,
jede
Werkstatt,
ob
Küche
oder
Turnhalle
–
alles
soll
besenrein
übergeben
werden,
so
sehen
es
die
Verabredungen
mit
der
Bima
vor.
Und
weil
hier
in
Eversburg
einmal
gut
400
Männer
und
Frauen
gelebt
haben,
bedeutet
das
unter
anderem
auch
400
Betten,
Matratzen
und
Decken
sowie
800
Spinde
(jeder
Soldat
hat
Anspruch
auf
zwei
Schränke)
zu
entsorgen.
"
Was
noch
verwertbar
ist,
wurde
an
andere
Einheiten
abgegeben
oder
verkauft"
,
berichtet
Steve
Shirley,
"
der
Rest
ging
auf
den
Müll"
.
Immerhin
44
Container
Restmüll
kamen
so
zusammen,
neben
42
Containern
mit
Schrott.
Außerdem
mussten
alle
Tankanlagen
entleert
und
mit
Stickstoff
befüllt
werden.
Der
Geschossfangsand
aus
den
Schießständen,
die
Rückstände
der
Benzinabscheider
aus
den
Tankstellen,
Fett-
und
Stärkeabscheider
aus
den
Küchen
wurden
ebenfalls
von
Spezialfirmen
entsorgt.
Bei
seinem
letzten
Stubendurchgang
präsentiert
der
Stabsfeldwebel
Steve
Shirley
jetzt
eine
nahezu
klinisch
saubere
Kaserne:
Der
plüschweiche
Teppichboden
im
Offizierskasino
ist
frisch
gesaugt,
die
Flure
in
den
Mannschaftsblocks
sind
gekehrt.
Und
in
den
topmodernen
Appartements
der
gerade
mal
vor
vier
Jahren
eingeweihten
neuen
Unterkünfte
hat
ein
guter
Geist
die
Schubladen
der
Einbauschränke
stufenartig
aufgezogen,
damit
es
keine
Stockflecken
gibt.
In
der
Turnhalle
hängt
noch
ein
trotziges
Plakat:
"
Only
the
strong
will
survive."
Wäre
da
nicht
in
den
flachen
Wohnblocks
–
bis
vor
acht
Wochen
noch
belegt
mit
32
Mann
in
Zweier-
und
Vierer-
Stuben
–
jener
spezifische
Geruch
nach
Dachpappe,
Duschraum
und
ungelüfteten
Klamotten,
wie
er
wohl
in
jeder
Kaserne
auf
ewig
in
den
Ritzen
hängt:
Man
könnte
über
die
Tatsache
hinwegsehen,
dass
es
sich
um
eine
mehr
als
70
Jahre
alte
militärische
Einrichtung
mit
einer
grausigen
Vorgeschichte
handelt.
Denn
die
Kaserne
an
der
Landwehrstraße
wurde
bereits
ab
1935
für
die
Wehrmacht
gebaut.
Nach
dem
Frankreichfeldzug
wurden
hier
französische
Kriegsgefangene
eingeliefert.
Und
die
lösten
dann
nach
dem
Überfall
auf
Jugoslawien
im
Jahr
1941
bis
zu
6000
serbische
Offiziere
ab.
Oflag
VI
C
hieß
die
Einrichtung
fortan:
Etwa
30
Baracken,
meist
aus
Holz
und
wenige
aus
Ziegeln
gemauert,
umgeben
von
vier
Meter
hohem
Stacheldraht.
In
jeder
Baracke
waren
140
bis
200
Mann
zusammengepfercht,
je
20
schliefen
in
einem
Raum.
In
einigen
extra
abgeteilten
Blocks
lebten
etwa
400
jüdische
Offiziere
und
Kommunisten.
"
Nur
die
Generäle
schliefen
einzeln"
,
heißt
es
in
einer
Dokumentation
mit
den
Erinnerungen
der
Überlebenden,
die
eine
Klasse
der
Außenstelle
des
Ratsgymnasiums
in
Eversburg
vor
Jahren
einmal
zusammengetragen
hat.
Auch
die
Verpflegung
sei
schlecht
gewesen:
"
Es
war
zum
Sterben
zu
viel
und
zum
Leben
zu
wenig."
Besonders
grauenvoll
muss
ein
Luftangriff
gewesen
sein,
der
das
Lager
am
6.
Dezember
1944
traf.
Bunker
waren
für
die
Gefangenen
nach
der
Logik
der
Nazis
nicht
vorgesehen.
Allein
118
Gefangene
starben
deshalb,
als
eine
Sprengbombe
die
Baracke
10
traf;
Zeitzeugen
haben
den
Schülern
des
Ratsgymnasiums
von
grauenhaften
Bildern
berichtet:
Sogar
"
brennende
Leichen"
hätten
im
Lagerzaun
gehangen.
Die
Toten
des
Lagers
sind
auf
dem
Eversburger
Friedhof
begraben.
Das
Lager
wurde
1945
aufgelöst;
viele
der
königstreuen
serbischen
Offiziere
blieben
aber
in
Osnabrück
und
gründeten
hier
später
die
eigene
serbisch-
orthodoxe
Gemeinde.
Die
erhaltenen
Wehrmachtsbauten
im
Lager
an
der
Landwehrstraße
übernahm
die
britische
Besatzungsmacht
und
nutzte
sie
bis
heute.
Von
der
Wache
über
Unterkunftsbaracken
bis
zum
jetzigen
NAAFI-
Club
stammt
etwa
ein
Viertel
der
Gebäude
noch
aus
der
NS-
Zeit.
Ein
Großteil
wurde
Anfang
der
50er
Jahre
möglicherweise
auf
vorhandenen
Fundamenten
errichtet.
Eine
letzte
sehr
ehrgeizige
Ausbauphase
gab
es
dann
noch
einmal
im
Jahr
2003.
Damals
sollten
insgesamt
50
Millionen
Euro
in
den
Standort
Osnabrück
investiert
werden.
Auch
wenn
diese
Pläne
schnell
zu
Makulatur
wurden:
Aus
dieser
Bauphase
stammen
eine
moderne
Turnhalle,
eine
Feldwebelmesse
mit
Küche
und
Speisesaal,
eine
riesige
Werkstatthalle
sowie
zwei
moderne
Wohnblocks
mit
je
54
Einzel-
Appartements.
Alle
Neubauten
wurden
aus
britischen
Steuermitteln
bezahlt,
so
wie
auch
die
Gebäudeunterhaltung:
"
Jährlich
12
Millionen
Euro"
habe
sein
Etat
in
den
guten
Jahren
enthalten,
berichtet
Neil
Sinclair,
als
Liegenschaftsverwalter
der
Garnison
Osnabrück
der
Herr
über
600
Kasernengebäude
und
2500
Wohnungen
in
Osnabrück
und
Münster,
"
das
Geld
für
die
Neubauten
nicht
mitgerechnet."
Wie
viel
der
britische
Schatzkanzler
von
diesen
Investitionen
am
Standort
Osnabrück
einmal
zurückbekommt,
ist
noch
offen.
Klaus
Thörner,
bei
der
Bima
in
Osnabrück
für
die
Liegenschaftsverwaltung
zuständig,
kann
deshalb
keine
konkreten
Zahlen
nennen:
"
Die
Grundstücke
waren
immer
Bundeseigentum.
Und
die
Gebäudeinvestitionen
werden
verrechnet.
Aber
dabei
kommt
es
ganz
entscheidend
auf
die
Nachnutzung
an."
Eine
Bildergalerie
unter
www.neue-
oz.de
Bildtexte:
Aus
und
vorbei:
An
die
30
Mann
haben
bis
vor
wenigen
Wochen
noch
in
dieser
Baracke
aus
der
Wehrmachtszeit
gelebt.
Einzel-
Appartements
in
den
Wohnblocks
kosteten
auch
eine
höhere
Miete,
die
vom
Sold
abgezogen
wurde.
Topmodern
ist
die
Werkstatthalle
mit
insgesamt
zwölf
Fahrgassen,
groß
genug
für
Panzer
und
schwere
Lkw.
Very
british:
In
Eigenarbeit
machten
es
sich
die
Soldaten
in
ihren
Quartieren
gemütlich.
Jedes
Schlüsselbund
steht
für
ein
geräumtes
Gebäude.
Fotos
von
Jörn
Martens
Autor:
Frank Henrichvark