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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Verfolgt, vertrieben, ermordet
Zwischenüberschrift:
Stolperstein für die Jacobsons
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Verfolgt, vertrieben, von den Nazis ermordet: Am 18. September um 11 Uhr findet zum vierten Mal eine Verlegung von Stolpersteinen in Osnabrück statt. Das Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus.
Vor den jeweiligen Häusern werden die Stolpersteine in den Gehweg eingelassen, auf denen Namen und Schicksale der Opfer zu lesen sind. Mit den Stolpersteinen soll im Stadtbild an die Bürgerinnen und Bürger erinnert werden, die einst in der Nachbarschaft lebten.
Um 11 Uhr werden an der Wittekindstraße/ Ecke Karlstraße (früher: Wittekindplatz) die Steine für die Familie Jacobson verlegt. Unter Beteiligung von Bürgermeisterin Karin Jabs-Kiesler und Vivian Jacobson, Schwiegertochter Dr. Ernst Jacobsons und Frau von Sohn Ralph, wird der Familie Jacobson an dieser Stelle gedacht.
In dem Haus an der Wittekindstraße/ Ecke Karlstraße lebte die Familie Jacobson bis zum Jahr 1938. Im Oktober 1938 starb Dr. Ernst Jacobson. Seine Frau flüchtete im Januar 1939 mit den Kindern ins Exil. Auch wenn es Margarete Jacobson und ihren Kindern gelang, in die USA zu emigrieren, wo beide Kinder heute noch leben, liegt es in der Intention des Künstlers Gunter Demnig, die Familie wieder zusammenzuführen. Deswegen werden sowohl für den Vater als auch für die Mutter und die zwei noch lebenden Kinder, Ralph und Else, Stolpersteine verlegt.
Ernst Jacobson wurde am 26. Mai 1884 in Hildesheim geboren. Seit dem Jahr 1907 lebte er in Osnabrück. Anfang 1911 schloss er sein Referendariat mit dem Erhalt des " Patents zum Gerichtsassessor" ab und wurde Rechtsanwalt in Osnabrück. Im Ersten Weltkrieg war er Unteroffizier. Nach Ende des Krieges ging er mit Rechtsanwalt Köster eine Sozietät ein. Das Büro befand sich im Haus der Familie Jacobson, Wittekindplatz 1a.
Im Jahr 1922 wurde Jacobson zum Notar ernannt, und er heiratete Margarete Mosheim, am 9. September 1899 in Eldagsen geboren. Das Ehepaar bekam zwei Kinder: die am 3. September 1923 geborene Tochter Else und den am 15. Januar 1928 geborenen Sohn Rudolf, der sich nach der Emigration in Ralph umbenannte.
Dr. Jacobson war bis 1938, länger als 18 Jahre, Vorstand der Osnabrücker Synagogengemeinde. Deshalb musste er zwangsläufig in Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten geraten. Bereits im April 1933 postierte sich die SA vor seiner Kanzlei, um Klienten " abzuschrecken". Im Januar 1934 wurde er zur Aufgabe seiner Sozietät gezwungen, und ab September 1938 wurde ihm jede Betätigung als Rechtsanwalt verboten.
Wie viele andere bemühte sich Dr. Jacobson mit seiner Familie um die Auswanderung in die USA. Alle Vorbereitungen waren getroffen, und für die Emigration waren von ihm insgesamt 47 282 Reichsmark " Fluchtsteuer" aufgewendet worden. Aber am 8. Oktober 1938 wurde Dr. Ernst Jacobson in seinem Schrebergarten an der Bohmter Straße tot aufgefunden.
Während offizielle Berichte von Selbstmord sprachen, geht sein Sohn davon aus, dass der Vater ermordet wurde. Ihm war es nicht mehr gelungen, dem Naziterror zu entkommen. Seiner Frau Margarete gelang mit den Kindern die Emigration nach New York. Die Mutter Dr. Jacobsons und seine Schwester wurden nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Bildtext: Ein Bild aus guten Tagen: Dr. Ernst Jacobson mit seiner Frau Margarete und Sohn Rudolf (Ralph) vor der Vertreibung.


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