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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Der Kaiser stiftete den Schützenadler
Zwischenüberschrift:
Juli 1908: Geld für neue Schulen, neue Gasbehälter und den Haarmannsbrunnen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Anfang Juli 1908 waren in Osnabrück um die Mittagszeit und in der Nacht langanhaltende Lichterscheinungen am Himmel zu beobachten. An dem Rätselraten beteiligte sich auch die Zeitung.
Die Sonne schien tagsüber einen bunten Kranz zu haben, am nächtlichen Himmel zeigten sich helle Flächen. Die Erscheinung warf Fragen auf, und die wurden tagelang im Osnabrücker Tageblatt diskutiert. Ein Wissenschaftler präsentierte schließlich eine Lösung, die allerdings neue Zweifel weckte. Assistent Dr. Jaschke von der Sternwarte in Wien wies darauf hin, dass die merkwürdigen Lichterscheinungen mit dem jüngsten Ausbruch des Ätna auf Sizilien in Verbindung stünden. Die feinen Staubpartikel hätten so hohe Luftschichten erreicht, dass die Alpen kein Hindernis bilden konnten.
Bei herrlichem Sommerwetter waren die Biergärten der Stadt stets gut besucht. Im Germania-Garten fand ein historisch-patriotisches Konzert solchen Zulauf, dass mehr als 1800 Besucher gezählt wurden. Hunderte von Fähnchen und Lampions schmückten den beliebten Garten, die Regimentskapelle spielte dazu das große Schlachtenpotpourri von Saro. Am nächsten Wochenende lockte der Vortrag eines " Süddeutschen Männer-Quintetts" wieder in den Germania-Garten, denn, so ließ Inhaber Eduard Petersilie über Anzeigen wissen: " Auf vielfachen Wunsch kommen auch deutsche Volkslieder zum Vortrag!"
Viele Schützenfeste erfreuten das Publikum in den Sommerwochen, aber in diesem Jahr pilgerten die Schützenfestfreunde per Rad, Kutsche, Automobil und mit Sonderzügen nach Fürstenau, das sein 250-jähriges Schützenjubiläum beging. Minister und Bürgermeister sprachen zu den Versammelten, und der Kaiser stiftete von Ferne einen Schützenadler. Mit einem Germanenumzug und historischen Gewändern wurde der Festtag gekrönt.
Für die großzügige Stiftung des Haarmannsbrunnen fertigte der Bildhauer Graef aus Fürstenau ein kleines Gipsmodell. Das Brunnenwasser sollte später, um Wasser zu sparen, durch einen kleinen Elektromotor in einen Kreislauf gebracht werden. Eine Bedürfnisanstalt plante Graef diskret unter der Terrasse. Dem Gipsmodell des Brunnens sollte noch ein 2, 50 Meter hoher Bronzeguss der Bergmannsfigur folgen.
Ein Luxuszug der besonderen Klasse wurde für den Winterfahrplan schon im Juli angekündigt. Er hielt täglich zweimal in Osnabrück. Der Lloyd-Express verband die Hafenstädte Hamburg und Bremen mit Genua.
Der Zug führte Schlafwagen mit Zweier-Abteilen, einen Speisewagen mit 22 Plätzen sowie einen Salon für zwölf Personen. Am Ziel bestanden Anschlüsse an die deutschen Dampfer, die im Mittelmeer über den Atlantik und nach Ostasien verkehrten.
Nach dem Beschluss, Lehrkräfte auszutauschen, um den Sprachenunterricht zu beleben, wurde nun im Schulministerium darüber nachgedacht, auch Schüler in die Länder zu senden, deren Sprachen erlernt werden sollten. " Austausch von Kindern zum Zwecke des Erlernens fremder Sprachen" nannte sich diese Neuerung vor 100 Jahren. Gedacht war vor allem an den Austausch mit England und Frankreich.
Die städtischen Kollegien berieten über eine weitere Volksschule für Mädchen " vor dem Johannisthore". Die Klassen, besonders die der katholischen Schulen, waren mit 55 Kindern zu voll und der Ausblick auf die Zeit, in der der noch zu bauende Stichkanal Tausende zur Arbeit und zum Wohnen nach Osnabrück ziehen würde, ließ noch weiteren Bevölkerungsanstieg erwarten. Woher sollte der Raum für neue Klassen kommen?
Bis zu einer Entscheidung war man sich schon sicher, dass zumindest die Möglichkeiten ausgebaut werden mussten, Kindern während der Schulzeit ein Brausebad zu ermöglichen. Die Rosenplatzschule sollte dazu einen Barackenanbau bekommen, die Teutoburger Schule war bereits versorgt.
Das allgemeine Bedürfnis nach Wasch-, Bade- und Duschmöglichkeiten stieg enorm an und damit der Druck auf die Entscheidungsträger der Stadt. In Haste hatte die Militärverwaltung bereits die Badeanlage für die Öffentlichkeit freigegeben. Um aber die privaten Betreiber von Badeanstalten nicht zu übergehen, hatte das Militär angeordnet, dass in den Kasernenbädern nur Abonnenten baden durften.
Das Städtische Gaswerk musste dringend erweitert werden. 1909 würde man, bei den Wachstumsraten des laufenden Jahres, nicht mit der bisherigen Gasmenge auskommen. Die Gasbehälter stammten aus den Jahren 1852 und 1857. Die städtischen Kollegienüberlegten, wo die erforderlichen 750 000 Mark entliehen werden sollten. Die moderne Zeit erforderte hohen Einsatz.

Bildunterschrift: Der Herrenteichswall 1901: An dieser Stelle entstand später der Haarmannsbrunnen, von Anfang an ein Arbeiterdenkmal.
Autor:
Christiana Keller


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