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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Über Sinn und Unsinn des Kanalausbaus
Zwischenüberschrift:
Verlängerung der Schleusen würde noch einmal 120 Millionen Euro kosten
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. In Stadt und Landkreis erklingen derzeit unterschiedliche Hafenmelodien. Ein vom Landkreis und den Stadtwerken in Auftrag gegebenes Gutachten gibt dem Stadthafen keine Zukunft. Es empfiehlt einen Hafenneubau am Mittellandkanal in Bohmte. Der Rat der Stadt sieht das anders: Er hat sich in seiner Nachtsitzung am 8. Juli einstimmig dafür ausgesprochen, den Ausbau des Stichkanals weiterhin zu unterstützen und einen Hafenneubau am Mittellandkanal allenfalls als " langfristige Ergänzung" ins Auge zu fassen.
Der Ausbau des Stichkanals geht jetzt in seine vorerst letzte Phase. Seit 1980 ist die 14, 5 Kilometer lange Verbindung zum Mittellandkanal abschnittweise verbreitert und vertieft worden. Für die fertiggestellten neun Kilometer wurden einschließlich sieben erneuerter Brücken und dreier Düker 36 Millionen Euro aufgewandt. Der jetzt in Angriff genommene 2, 6 Kilometer lange Bauabschnitt in Pye/ Eversburg wird einschließlich der neuen Brücke 79 und des Dükers 83 weitere 13, 6 Millionen Euro kosten.
Beim Kanalausbau verhält es sich wie bei einem Tanker mit langem Bremsweg: Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) zieht die einmal beschlossene und begonnene Maßnahme durch. Erst bei der nächsten Großinvestition greift die Bremse: Der Neubau der Schleusen Hollage und Haste, der zusammen 120 Millionen Euro kosten soll, liegt auch aufgrund der aktuellen Diskussion um die Zukunft des Stadthafens bis mindestens 2015 auf Eis. Im Bundesverkehrswegeplan sind die Schleusen nur als " weiterer Bedarf" eingestuft.
Hier setzt die Kritik vom Bund der Steuerzahler, von Naturschützern und aus Wirtschaftskreisen am Kanalausbau an:
Halbherzig und zu spät: Ohne Schleusenneubau kann keine größere Schiffskategorie den Stadthafen erreichen. Das Großmotorgüterschiff (GMS) ist für die Kanalbauer inzwischen zum Maß aller Dinge geworden. Es hat die Ausbauplanungen der siebziger Jahre, die jetzt ausgeführt werden, längst überholt. Mit seinen 110 Meter Länge passt das GMS nicht in die alten Schleusenbecken von 82 Metern. Einziger Vorteil der Kanalverbreiterung (ohne Schleusen): Die auch jetzt schon hier verkehrenden Europaschiffe mit 80 Meter Länge können voll beladen fahren und sich in der Leerfahrt auch begegnen.
Zeitverlust: Auch wenn die neuen Schleusen kommen, verliert jedes GMS, das den Stadthafen anläuft, für den Umweg durch " Bergfahrt" und " Talfahrt" auf dem Stichkanal mit insgesamt vier Schleusungen rund acht Stunden Zeit.
Eingriff in die Natur: Viele hundert Bäume mussten der Verbreiterung geopfert werden. Auch wenn die Vegetation die Ausbauseite wieder übergrünt hat, wird der Landschaftscharakter stark verändert sein. Wo der Kanaldeich gleichzeitig den Hochwasserschutz gegen die Hase bildet, wird es beim Kahlschlag bleiben. Gemäß neueren technischen Regelwerken für den Deichbau darf der Deich auf seinem gesamten Querschnitt nicht bepflanzt werden. Dieser Aspekt schmerzt Naturschützer besonders, die denschrumpfenden Anteil der Berufsschifffahrt dem wachsenden Freizeitcharakter des Gewässers gegenüberstellen. Ruderer, Kanuten, Radfahrer, Spaziergänger und Angler sind über weite Teile des Tages die Einzigen, die den Kanal und seine Ufer bevölkern.
Possenspiel um Brücken: Unflexible Wiederherstellungsgebote führten in der Vergangenheit zu wenig verkehrstauglichen Brückenneubauten. Sie gerieten teilweise zu schmal für heutige landwirtschaftliche Fahrzeuge. Andere endeten im Niemandsland. Ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Brücken im Raum Hollage wird bis heute vermisst. Das ungeklärte Schicksal der Maschwegbrücke hat zu einem Engpass im ansonsten ausgebauten Kanalabschnitt nördlich der Hollager Schleuse geführt. Die Wiedereinrichtung der Baustelle wird zusätzliche Steuergelder im sechsstelligen Bereich kosten.
Kosten für die Stadt: Die Bundeswasserstraße endet südlich der Haster Schleuse. Auf den letzten 1, 5 Kilometern bis zum Hafen muss die Stadt alle Ausbaukosten einschließlich eines eventuellen Ersatzes der Römereschbrücke selbst schultern.
Die Kanalbauverwaltung betrachtet die Diskussionen um Kosten und Nutzen der Hafenstandorte gelassen. Bert Dieme vom Neubauamt: " Egal, was kommt, wir können den Kanal nicht einfach so liegen lassen. Er hat, genau wie die Brücken auch, sein Verfallsdatum erreicht. Der Unterhaltungsaufwand steigt ins Unermessliche, wenn wir nicht Uferbefestigungen und Deckwerk erneuern. Dann kann man ihn auch gleich verbreitern."

Bildunterschrift: Blick von der Brücke 79 Richtung Hollage. Der Kanal wird hier auf der linken (südwestlichen) Seite verbreitert.

Foto: Dierks
Autor:
jod


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