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1.
Erscheinungsdatum:
16.07.2008
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Das
Felix-
Nussbaum-
Haus
besteht
seit
10
Jahren.
Dazu
die
Beiträge
"
Der
Architekt"
und
"
Das
beste
Bild"
.
Überschrift:
Scharfe Splitter der Erinnerung
Zwischenüberschrift:
Museum und Mahnmal: Vor zehn Jahren wurde in Osnabrück das Felix-Nussbaum-Haus eröffnet
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Museum,
Mahnmal,
Hort
für
ein
fast
verlorenes
Werk?
Das
Osnabrücker
Felix-
Nussbaum-
Haus
entfaltet
so
viele
Bezüge
wie
sein
zersplitterter
Baukörper
in
unterschiedliche
Richtungen
weist.
Heute
vor
zehn
Jahren
wurde
das
Haus
eröffnet.
Von
Stefan
Lüddemann
Osnabrück.
Ob
steil
aufragende
Klippe,
schwebende
Brücke,
Holzpalisade,
nüchterne
Betonwand
oder
wie
Blitze
dreinfahrende
Fensterschlitze
–
das
Gebäude
hinter
dem
Osnabrücker
Kulturgeschichtlichen
Museum
beeindruckt
in
jeder
Sekunde
und
bleibt
doch
in
seiner
Totalität
unerkannt,
weil
keine
Schauseite
einen
Überblick
über
das
gesamte
Bauwerk
eröffnet.
Aus
der
Vogelperspektive
erscheint
das
Museum
gar
als
geborstener
Körper,
dessen
splittrige
Teile
hastig
zusammengeschoben
wurden.
So
viel
gewollte
Desorientierung
setzt
sich
nicht
nur
im
Inneren
des
Hauses
in
einer
Folge
unregelmäßig
geschnittener
und
labyrinthisch
verschachtelter
Räume
fort
–
sie
entspricht
auch
einer
denkbar
schmerzlichen
und
bis
heute
verstörenden
Erinnerung.
Schließlich
bewahrt
das
Museum
nicht
einfach
das
Gesamtwerk
des
in
Osnabrück
1904
geborenen
und
in
Auschwitz
1944
ermordeten
Malers
Felix
Nussbaum
auf.
Das
Haus
ist
mit
seiner
Haut
aus
Metall
und
Beton
auch
Tresor
der
Erinnerung
und
mit
seiner
dramatischen
Ausdrucksgebärde
zugleich
Gestalt
gewordene
Klage
über
den
Holocaust
und
seine
Opfer.
Obendrein
steht
das
Nussbaum-
Haus
längst
auch
für
eine
Stadt
und
ihr
über
Geschichte
und
Kultur
definiertes
Selbstbild.
Die
"
Friedensstadt"
Osnabrück
hat
im
Nussbaum-
Haus
ihr
tragendes
Symbol
gefunden,
ein
Symbol
vor
allem
für
tätige
Arbeit
an
der
Erinnerung.
Lässt
sich
anders
bezeichnen,
was
Bürgerinnen
und
Bürger
spätestens
seit
den
siebziger
Jahren
als
Wiederentdeckung
und
schließlich
Rettung
des
Werkes
Nussbaums
geleistet
haben?
So
wurde
aus
dem
Gebäude
schnell
und
nachhaltig,
was
Daniel
Libeskind
für
jedes
seiner
Projekte
anstrebt
–
ein
Träger
intensiv
erfahrener
und
vielfach
in
sich
verschränkter
Bedeutungen.
Das
so
von
vornherein
als
Programm
definierte
Bauwerk
fügt
sich
deshalb
bestens
in
mehrere
Kontexte
kultureller
Entwicklung
ein
und
gibt
zur
gleichen
Zeit
auch
unweigerlich
Probleme
auf.
Natürlich
hat
das
Nussbaum-
Haus
schnell
seinen
Platz
gefunden
unter
den
prägenden,
weil
charismatisch
gestalteten
Museumsbauten
der
Gegenwart.
Weit
mehr
zählt
jedoch
die
Lösung,
die
Libeskind
für
das
drängende
Problem
historischer
Erinnerung
anbot.
Wie
kann
eine
adäquate
Erinnerung
an
den
Holocaust,
an
Gewalt
und
Terror
aussehen,
nachdem
uns
die
Generation
der
Opfer
–
und
Täter
–
verlassen
hat?
Das
Nussbaum-
Haus
gibt
eine
Antwort
auf
diese
Frage
–
mit
einer
Baugestalt,
die
als
Äquivalent
einer
furchtbaren
Erfahrung
konzipiert
ist
und
so
den
Museumsbesuch
zu
einem
wenn
nicht
erschütternden,
so
doch
immerhin
bewegenden
Erlebnis
machen
soll.
Auf
diese
Weise
formuliert
das
Haus
bis
heute
ein
dringendes
Anliegen,
das
sich
auch
ohne
falsche
Vergleiche
mit
Libeskinds
Jüdischem
Museum
in
Berlin
und
dem
gleichfalls
in
der
deutschen
Hauptstadt
errichteten
Holocaust-
Mahnmal
in
Beziehung
setzen
lässt.
Das
hoch
zu
bewertende
Anliegen
hat
jedoch
seinen
Preis.
Und
der
ist
da
zu
entrichten,
wo
Mahnmal
und
Museum
unweigerlich
miteinander
kollidieren.
Die
zerrissene
Gestalt
des
Osnabrücker
Museums
produziert
deshalb
noch
einen
weiteren,
wenn
auch
ungewollten
Bezug
–
nämlich
den
zu
der
Frage
nach
Funktion
und
Rolle
der
Kunst
und
der
Form
ihres
Erlebens.
Das
Osnabrücker
Haus
spannt
Nussbaums
Bilder
in
ein
bereits
aufgezeichnetes
Parallelogramm
historischer
Bezüge
ein
und
legt
damit
Lesarten
notwendig
fest.
Das
sorgt
für
fulminante
Wirkung,
beseitigt
jedoch
Wahlmöglichkeiten.
Was
aber
geschieht,
wenn
Nussbaum
vor
allem
als
Künstler
und
nicht
so
sehr
als
Opfer
begriffen
werden
soll
–
oder
wenn
in
dem
Haus
ganz
andere
Kunst
gezeigt
wird?
Schritte
in
diese
heikle
Richtung
sind
im
Nussbaum-
Haus
bislang
eher
vorsichtig
gegangen
worden.
Über
weite
Strecken
dominiert
die
Dauerausstellung
mit
Nussbaums
Bildern.
Wechselausstellungen
tangieren
ansonsten
eher
Randbereiche
des
Hauses,
zeitgenössische
Positionen
zu
Themen,
die
denen
Nussbaums
verwandt
erscheinen
könnten,
bleiben
die
rare
Ausnahme.
Zum
hundertsten
Geburtstag
Nussbaums
2004
markierte
die
große
Schau
"
Zeit
im
Blick"
insofern
einen
Einschnitt
in
die
strikt
lineare
Geschichte
des
Museums,
als
Felix
Nussbaums
Bilder
in
das
Tableau
einer
weit
aufgespannten
Moderne
zwischen
van
Gogh
und
Beckmann
eingepasst
wurden.
Noch
in
diesem
Jahr
soll
die
Ausstellung
"
Verborgene
Spur"
diesen
Ansatz
neu
aufnehmen.
Die
Präsentation
zeichnet
Wege
jüdischer
Ästhetik
und
Erinnerung
in
der
Moderne
nach.
Wie
mit
solchen
Projekten
das
Profil
des
Hauses
wie
der
Umgang
mit
Person
und
Werk
Nussbaums
neu
akzentuiert
werden
können,
bleibt
abzuwarten.
Einstweilen
sieht
sich
das
Nussbaum-
Haus
mit
dem
Problem
konfrontiert,
dass
alle
einem
einzigen
Künstler
gewidmeten
Museen
haben
–
das
einer
Mono-
Thematik
und
der
damit
drohenden
programmatischen
Ermüdung.
Erneuerungsbedarf
ergibt
sich
aber
auch
von
anderer
Seite.
Gerade
einmal
zehn
Jahre
nach
der
Eröffnung
tritt
unverhüllt
zutage,
was
seit
jeher
Kardinalproblem
des
Gebäudes
war:
die
viel
zu
knapp
geratenen
Funktionsbereiche
von
Garderobe
bis
Café
und
der
nicht
vorhandenen
Museumspädagogik.
Derzeit
diskutieren
Osnabrücker
Kulturpolitiker
einen
Anbau,
der
für
immerhin
rund
3,
4
Millionen
Euro
ein
zusätzliches
Foyer
und
einen
Vortragsbereich
bringen
soll.
Für
nur
etwas
mehr
als
das
Doppelte
dieser
Summe
war
seinerzeit
allerdings
das
gesamte
Gebäude
errichtet
worden.
Das
Projekt
stößt
denn
auch
auf
vielfache
Kritik.
So
löst
das
Nussbaum-
Haus
nach
zehn
Jahren
aus,
was
es
bereits
vor
seiner
Fertigstellung
gab
–
heftige
Debatten.
Keine
schlechte
Bilanz
für
den
ersten
runden
Geburtstag
eines
Museums,
das
niemanden
unbewegt
entlässt.
Bildtexte:
Prominente
Besucher
hat
das
Osnabrücker
Felix-
Nussbaum-
Haus
immer
wieder
angezogen.
2002
war
der
damalige
Bundespräsident
Johannes
Rau
(SPD)
ein
nachdenklicher
Besucher,
2003
trat
Liedermacher
Wolf
Biermann
dort
auf,
2004
schaute
der
zweifache
Documenta-
Leiter
Manfred
Schneckenburger
vorbei,
und
2006
stattete
Bundeskanzlerin
Angela
Merkel
(CDU)
dem
Haus
ihren
Besuch
ab
(von
links)
.
Fotos:
Jörn
Martens,
Detlef
Heese
Aus
jeder
Perspektive
ein
anderes
Museum:
Das
Nussbaum-
Haus
bietet
mit
seinen
Fassaden
aus
Metall,
Holz
und
Beton
verwirrend
vielfältige
Ansichten.
Fotos:
Uwe
Lewandowski
Der
Architekt
Daniel
Libeskind
(Foto:
Gert
Westdörp)
errichtete
mit
dem
Osnabrücker
Felix-
Nussbaum-
Haus
sein
erstes
vollendetes
Bauwerk.
Der
1946
in
Polen
geborene
Architekt
war
bis
dahin
vor
allem
als
Theoretiker
hervorgetreten.Seitdem
sorgte
er
vor
allem
mit
dem
Jüdischen
Museum
in
Berlin
für
Furore.
Das
Bauwerk
konzipierte
er
2001
als
Anbau
an
ein
bereits
vorhandenes
Museum.
Dem
gleichen
Prinzip
folgt
das
Nussbaum-
Haus,
das
als
Anbau
an
das
Kulturgeschichtliche
Museum
errichtet
wurde.
Libeskind
realisierte
in
den
folgenden
Jahren
weitere,
meist
spektakuläre
Projekte,
darunter
die
Erweiterung
des
Londoner
Victoria-
and-
Albert-
Museums.
Schließlich
gewann
er
den
Wettbewerb
um
die
Neubebauung
des
bei
den
Anschlägen
des
11.
September
verwüsteten
"
Ground
Zero"
in
New
York.
lü
Das
beste
Bild
"
Selbstbildnis
mit
Judenpaß"
(Repro:
epd)
ist
der
Titel
des
Gemäldes,
mit
dem
Felix
Nussbaum
vor
allem
in
die
Kunstgeschichte
eingegangen
ist.
Wie
ein
gehetztes
Wild
hat
sich
der
Maler
hier
selbst
dargestellt.
Den
Mantelkragen
hochgezogen,
in
eine
Mauerecke
geflüchtet
–
so
steht
hier
der
Künstler
selbst
vor
dem
Betrachter,
dem
er
den
Pass
mit
dem
eingestempelten
"
Juif
-
Jood"
wie
einem
seiner
unbarmherzigen
Verfolger
vorzeigt.
Das
1943
im
belgischen
Exil
entstandene
Gemälde
fasst
die
Situation
von
Exil
und
Verfolgung
in
einer
bestechend
präzisen
Bildformel.
Nussbaum
gelang
damit
viel
mehr
als
nur
ein
Selbstbildnis.
Sein
Werk
hat
längst
epochale
Bedeutung
erlangt.
Mehr
als
jedes
andere
Gemälde
steht
es
deshalb
heute
für
den
Künstler
Nussbaum
–
und
für
das
ihm
gewidmete
Museum.lü
Autor:
Stefan Lüddemann