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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Der Fall Hase - amtlich besehen
Zwischenüberschrift:
Die Regierung will eine Generalbereinigung der Übelstände.
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Eine " Wassergenossenschaft" geht an die Arbeit. - Zunächst Behelfsmaßnahmen.
Eines wissen wir alle ganz genau. Die Hase riecht abscheulich, die Fische sterben zu Hunderten und das Wasser ist trostlos schmutzig. Die Menschen unserer Stadt leiden unter diesen Mißständen seit vielen Jahren und immer wieder tauchen die Fragen nach dem " Warum?" und gleichzeitig hundertelei Pläne und Gedanken auf, wie der wild gewordenen Hase beizukommen sei.
Die steigende Entrüstung der Öffentlichkeit Osnabrücks, die nun schon jahrelang diesen unhaltbaren Zustand hinnehmen muß, ist nicht nur verständlich, sondern auch mehr als berechtigt. Warum die Fische sterben, warum die Hase riecht, warum das Wasser so schmutzig ist, sind Fragen, die seit Jahren geklärt sind. Jene Pläne aber, die sich mit der Bereinigung des Hasefalles beschäftigen, gehen naturgemäß - je nachdem, ob sachliche oder laienhafte Köpfe sich damit befaßt haben - sehr weit auseinander. So viel Pläne auch aufgetaucht sind, hatten sie immer wieder einen Haken, der ihre Ausführung so oder so unmöglich machte. Und so blieb es denn immer wieder beim übelriechenden, Fische mordenden und Wasser verschmutzenden alten ...
Die Haseverschmutzungen der letzten Wochen und der letzten Tage aber haben deutlich und endgültig gezeigt, daß es so nicht mehr weiter geht, daß man den Menschen Osnabrücks kaum noch ein längeres Warten auf Besserung zumuten kann und daß hinter die Haseaffäre nun schließlich und endlich der Schlußstein der Generalbereinigung koste es, was es wolle, gesetzt werden muß.
Eine Stadt, die sich so ernstlich wie die unsere der prinzipiellen Verschönerung ihres Gesamtbildes widmet, kann einfach solche Geruchswolken in ihren Mauern nicht länger dulden! Sie kann es sich auch nicht leisten, ihren Fremden das Schauspiel eines Fischsterbens in solchem Umfange zu bieten. Es muß also nicht " was", sondern alles geschehen, Osnabrück wieder in einen anständigen " Geruch" zu bringen.
Es hat nun keinen Zweck, das " Wie" der zu ergreifenden Maßnahmen laienhaft zu beklugschnacken oder durch die Brille des Entrüsteten zu betrachten. Darum haben wir die letzte " Greuelaktion" der Hase zum Anlaß genommen, den Fall Hase einmal amtlich zu besehen und uns an amtlicher und zuständiger Stelle danach zu erkundigen, was man als Hauptursachen diese Zustandes nun endgültig anzusehen hat und was man behördlicherseits zu tun gedenkt, um zu einer Generalbereinigung im wahrsten Sinne des Wortes zu kommen. Was wir über die Ursachen hörten, war bekannt, was wir über die beabsichtigten Schritte hörten, war neu. Und zwar:
Zum Teil sind Verschmutzung und Fischsterben auf die Abwässer der Fabrik Schoeller zurückzuführen. Das Fischsterben ist auf den mangelnden Sauerstoffgehalt und nicht auf giftige Stoffe zurückzuführen. Wenn man berücksichtigt, daß das Wasser an sich schon wenig Sauerstoff mitbringt, wird verständlich, daß den Fischen gerade bei niedrigem Wasserstand, wie augenblicklich, seine Lebensmöglichkeit gegeben ist. Da der Betrieb Schoeller dem Landkreis angehört, kann die Stadtverwaltung von sich aus diese Dinge nicht ohne weiteres regeln.
Eine weitere wesentliche Ursache zu diesen Mißständen wird in dem Vorhandensein des toten Hasearmes im Schinkel erblickt. Der ohnehin schon nicht gerade rauschende Fluß der Hase wird durch diesen Arm noch wiederum stark verlangsamt, abgesehen davon, daß das beinahe stehende Wasser des toten Hasearmes einen idealen Fäulnisherd bildet. Würde man das gesamte Wasser der Hase durch den neuen Hasekanal an der Eisenbahn leiten, käme eine weitaus stärkere Strömung zustande, die das Wasser in ungleich stärkerem Strome durch die Stadt leitete. Das von den Klöckner-Werken dem toten Hasearm heute zugeleitete Kondenswasser trägt in einem Maße zur Erwärmung des Wassers bei, daß sich durch diesen Vorgang wiederum der Sauerstoffgehalt verringert.
Man ist in den zuständigen Stellen und amtlicherseits nun zu der Überzeugung gekommen, daß hier nur grundsätzlich Abhilfe geschaffen werden kann, wenn die Abwässer des Betriebes Schoeller der Kanalisation zugeleitet und damit der Hase entzogen werden, und wenn man zur Stillegung des toten Hasearmes im Schinkel schreitet. Im letzteren Falle müßten die Klöcknerwerke das benötigte Wasser dem Hasekanal an der Bahn entnehmen. Das gesamte Wasser der Hase soll also nach der Stillegung des toten Armes durch den Hasekanal geleitet werden, um eine stärkere Strömung zu erreichen.
Die grundsätzlichen Planungen und die beabsichtigten Schritte der Regierung lassen die Überzeugung gewinnen, daß nun die Regierung selbst die Generalbereinigung des Übelstandes anstreben und durchführen will. Die Regierung ist nämlich mit der Ausarbeitung einer Planung beschäftigt, die die Reinhaltung der Hase in und außerhalb Osnabrücks zum Ziele hat und die die Ableitung der Schoellerschen Abwässer in die Kanalisation sowie die Stillegung des toten Hasearmes im Schinkel zum Ziele hat. Zu diesem Zwecke soll eine " Wassergenossenschaft" gegründet werden, die sowohl Stadt- un Landkreis als auch die Industrien, die Landwirtschaft und die sonstig interessierten und beteiligten Kreise umfassen soll, um die großen Kosten dieser generellen Reinigung auf breitere Schultern umlegen zu können.
Die Schwierigkeit und Kostspieligkeit der Projekte jedoch lassen behördlicherseits darauf hinweisen, daß man - Geduld im Augenblicke haben müsse. Und gerade das - Geduld - scheint uns nach den Jahren des Haseterrors das schwierigste Problem am Haseproblem.
Für die Übergangszeit - ehe die angeführten Pläne verwirklicht werden können - sind jedoch verschiedene Behelfsmaßnahmen vorgesehen, die wenigstens das Schlimmste verhüten sollen: So wird man sich bemühen, die Fische der verseuchten Zone innerhalb der Stadt fernzuhalten, tägliche Stauungen des Wassers der Hase an den Mühlenwehren sollen ermöglichen, die Wasser dann von Zeit zu Zeit mit um so stärkerem Fluß durch die Stadt zu leiten, eine neue Polizeiverordnung wird für die Sauberhaltung der Haseufer Sorge tragen, indem sie Schmutzfinken, die alles Mögliche und Unmögliche der Hase anvertrauen, erheblich und fühlbar bestraft. Hoffentlich hilft das alles " was". Aber es bleibt naturgemäß trotz allem nur ein kleiner Trost bei großem Kummer...
So wesentlich und entscheidend alle diese Pläne sind, bedeuten sie doch nur technische und sachliche Einzelheiten, deren Verwirklichung Sache der zuständigen Stellen ist. Die Öffentlichkeit hat nur ein Interesse am Hasefall. Daß nun endlich und endgültig diese Mißstände nach so vielen Jahren des Duldenmüssens bereinigt werden! Wenn man im Fall Hase auch nicht mehr sagen kann: " Am Anfang war die Tat ...", so wird es doch noch immer in den Augen der leidenden Anlieger und der gequälten Passanten Osnabrücks ein unsterbliches Verdienst bleiben, wenn sie (bald, recht bald!) im Fall Hase feststellen könnten: Nach zehn Jahren war die Tat...


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