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1.
Erscheinungsdatum:
08.03.2008
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Geflunkert
wurde
schon
bei
Stadtgründung.
Überschrift:
Ungelogen, ehrlich!
Zwischenüberschrift:
Schon bei der Stadtgründung wurde geflunkert
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Wer
ist
der
größte
Lügner
der
Stadt?
Ausgerechnet
ein
Geistlicher:
Bischof
Benno
II.
hat
im
Jahr
1077
mit
Urkundenfälschungen
die
Zehnt-
Abgaben
für
sein
Bistum
gesichert.
Damit
hat
der
Gottesmann
den
Grundstein
für
Flunkereien
über
die
Geschichte
der
Stadt
gelegt,
die
sich
bis
heute
halten.
Seit
der
Literaturmesse
lit.Cologne
2007
reisen
Roger
Willemsen
und
Dieter
Hildebrandt
mit
ihrem
Programm
"
Ich
gebe
Ihnen
mein
Ehrenwort.
Die
Weltgeschichte
der
Lüge"
durch
Deutschland
(siehe
unten)
.
Sie
stellen
fest:
Nichts
ist
sicher
vor
der
Lüge.
Die
Liebe
nicht,
die
Politik
nicht
und
eben
auch
die
Kirche
nicht:
So
beruht
auch
die
Gründung
des
Vatikans
auf
einer
Urkundenfälschung.
Im
mittelalterlichen
Osnabrück
hat
Bischof
Benno
II.
(1068–1088)
gelogen,
bis
sich
die
Balken
bogen
–
oder
genauer:
bis
er
die
Zehnt-
Abgaben
seines
Bischof-
Sitzes
gesichert
hatte.
Mit
dem
achten
Gebot
"
Du
sollst
nicht
falsch
Zeugnis
reden
wider
deinen
Nächsten"
hat
er
es
offenbar
nicht
so
genau
genommen.
Er
ließ
im
großen
Stil
Urkunden
fälschen.
Damit
es
nicht
allzu
plump
aussah
–
sich
die
Belege
also
nicht
nur
auf
die
von
ihm
begehrten
Abgaben
bezogen
–,
änderte
er
hier
und
da
auch
andere
Details.
Im
Resultat
bedeutet
dies:
Die
Urkunde
zur
Gründung
der
Stadt
ist
ebenso
gefälscht
wie
die
des
Gymnasiums
Carolinum,
dessen
Name
auf
Karl
den
Großen
verweist.
Einerseits.
Andererseits
widerlegen
diese
Erkenntnisse
nicht,
dass
der
große
Franke
vielleicht
genau
das
vorgehabt
hat,
was
die
gefälschten
Dokumente
behaupten.
Wollte
er
vielleicht
doch
eine
Schule
an
der
Hase
gründen?
Das
ist
heute
nicht
mehr
zu
klären.
Interessant
bleibt
an
dieser
Geschichte,
dass
das
Carolinum
auf
seiner
Homepage
bis
heute
schreibt:
"
Gegründet
von
Karl
dem
Großen
im
Jahr
804."
Nicht
auf
den
leisesten
Zweifel
wird
verwiesen.
Sicher
ist:
Karl
der
Große
war
niemals
in
Osnabrück.
Und
so
sind
all
die
Geschichten,
die
sich
um
seine
Anwesenheit
ranken,
zumindest
–
na
ja
–
Sagen.
Das
betrifft
die
Karlssteine
am
Piesberger
Rundwanderweg,
die
er
mit
seiner
Gerte
zerschlagen
haben
soll,
um
die
Sachsen
zum
Christentum
zu
bekehren.
Und
es
betrifft
auch
den
Löwenpudel,
dessen
Statue
vor
dem
Dom
steht.
Karl
der
Große
soll
einst
sehr
erbost
darüber
gewesen
sein,
dass
die
Osnabrücker
sich
den
heidnischen
Sachsen
zugewandt
hatten.
Als
er
vor
die
Tore
der
Stadt
kam,
schwor
er,
dem
Ersten
den
Kopf
abzuschlagen,
der
ihm
entgegenkommt.
Seine
Schwester
soll
ihm
dennoch
entgegengegangen
sein,
in
dem
Glauben,
dass
er
ihr
nichts
antun
würde.
Sie
hatte
einen
Pudel
bei
sich,
den
ihr
Bruder
ihr
einst
schenkte.
Als
er
Karl
den
Großen
erkannte,
sprang
das
Tier
ihm
entgegen
und
verlor
seinen
Kopf.
Zum
Dank
sollen
die
Osnabrücker
dem
Hund
den
Löwenpudel
als
Denkmal
gesetzt
habe.
In
Wahrheit
ist
das
Standbild
ein
Gerichtssymbol:
An
dieser
Stelle
wurden
Bluttaten
durch
Blut
gerächt.
Oder
Kurz:
Hier
wurden
Mörder
ins
Jenseits
befördert.
Ist
das
eine
Sage?
Oder
eine
Lüge?
Was
ist
eine
Lüge
überhaupt?
Wo
fängt
das
Lügen
an?
Das
sind
Fragen,
die
auch
Psychologen,
Kirchenleute
und
weitere
Experten
nicht
immer
eindeutig
beantworten
können.
"
Bereits
die
Wahrnehmung
ist
ein
Prozess
der
Interpretation"
,
erklärt
beispielsweise
der
Osnabrücker
Diplompsychologe
Hartmut
Böhm.
Jeder
nimmt
Ereignisse
immer
vor
dem
Hintergrund
der
eigenen
Erfahrungen
wahr
und
ordnet
sie
ein.
Deshalb
kann
es
passieren,
dass
verschiedene
Menschen
ein
und
dieselbe
Situation
völlig
unterschiedlich
schildern.
Als
Lüge
ist
das
kaum
zu
bezeichnen.
Die
fängt
ganz
woanders
an:
"
Sie
beginnt
da,
wo
jemand
weiß,
dass
er
etwas
Falsches
sagt"
,
meint
der
Psychologe.
"
Es
gibt
keine
abschließende
Definition,
was
genau
eine
Lüge
ist"
,
sagt
hingegen
Elmar
Kos,
Professor
für
Katholische
Moraltheologie
an
der
Universität
Osnabrück,
und
weiter:
"
Der
Übergang
von
einer
Falschaussage,
die
moralisch
unbedenklich
ist,
hin
zu
einer
Lüge
ist
fließend."
Als
Beispiel
nennt
Kos
einen
Menschen,
der
in
einem
totalitären
Staat
eine
gesuchte
Person
vor
ihren
Häschern
versteckt
und
leugnet,
sie
gesehen
zu
haben,
um
ihr
das
Leben
zu
retten.
Es
gibt
also
Lügen,
die
das
Ergebnis
legitimiert?
Kos
lacht
und
sagt:
"
Keine
Lüge
ist
o.
k.,
aber
es
gibt
Situationen,
wo
eine
wissentliche
Falschaussage
nicht
unmoralisch
ist."
Lügt
jemand,
lade
er
aus
Sicht
der
Kirche
zunächst
mal
Schuld
auf
sich.
"
Empfindet
er
jedoch
Reue,
ist
das
ein
Akt
der
Versöhnung"
,
fügt
Kos
hinzu.
Das
Bild
von
der
Bestrafung
durch
Gott,
wie
es
die
Kirche
einmal
als
pädagogisches
Druckmittel
verwendet
hat,
stimme
so
nicht
mehr:
"
Die
Kirche
gibt
den
Menschen
mehr
Freiheit
für
ihr
Handeln.
Sie
tragen
mehr
Verantwortung."
Dies
sei
die
Grundlage
moralischen
Handelns.
"
Die
letzte
Entscheidung
kann
ihnen
nicht
abgenommen
werden."
Die
Kirche
dürfe
keinen
Druck
auf
die
Menschen
ausüben,
meint
Kos.
Die
Zehn
Gebote
dienten
dazu,
dem
zu
Recht
zu
verhelfen,
was
als
richtig
angesehen
wird,
aber:
"
Gott
verdammt
niemanden"
,
sagt
Kos
und
fügt
ein
Zitat
des
Theologen
Karl
Rahner
hinzu:
"
Es
gibt
die
Hölle,
aber
es
ist
niemand
drin."
Frisch
Verliebte
haben
besonders
kurze
Beine
–
nirgends
wird
so
viel
gelogen
wie
zu
Beginn
einer
Partnerschaft.
"
Beim
Liebeswerben
wollen
Menschen
ausschließlich
ihre
positiven
Seiten
darstellen"
,
sagt
Böhm.
Da
erzähle
mancher
der
Angebeteten
das
Blaue
vom
Himmel.
Später
geschehe
das
zumeist
um
des
lieben
Friedens
willen.
Bei
der
berühmten
Frage
"
Schatz,
wie
war
ich?
"
ebenso
wie
bei
"
Findest
du
mich
zu
dick?
"
wäre
es
–
sagen
wir
–
ein
wenig
ungeschickt,
auch
nur
den
Hauch
eines
Zweifels
an
der
Vollkommenheit
des
Partners
aufkommen
zu
lassen.
Auch
wenn
Offenheit
und
Ehrlichkeit
für
die
meisten
Menschen
Grundpfeiler
ihrer
Partnerschaft
sind.
Nur
selten
offenbaren
sich
Lügner
so
eindeutig
wiePinocchio,
dessen
Nase
jedes
Mal
wächst
und
wächst,
sowie
er
schwindelt.
Doch
Anne-
Christine
Feldmeyer,
Richterin
am
Amtsgericht
Osnabrück,
kennt
die
Signale,
die
Lügner
enttarnen:
"
Sie
sind
deutlich
nervös,
ihre
Augen
zucken,
und
sie
haben
oft
auch
Schweißausbrüche."
Allein
Angeklagte
dürfen
vor
Gericht
lügen,
um
sich
nicht
zu
belasten.
Eine
neue
Straftat
dürfen
sie
dabei
aber
nicht
begehen.
Sagt
ein
Angeklagter
beispielsweise
die
Unwahrheit
über
seine
Einkünfte,
könne
das
den
Straftatbestand
des
Betruges
ergeben,
und
ihm
flattert
eine
neue
Anzeige
ins
Haus.
Wenn
Feldmeyer
sich
sicher
ist,
dass
sie
vor
Gericht
belogen
wird,
spricht
sie
das
direkt
an:
"
Ein
Geständnis
wirkt
sich
immer
strafmildernd
aus,
das
ist
ja
dann
auch
im
Interesse
des
Angeklagten"
,
betont
sie.
Vor
Gericht
gebe
es
kein
Gebiet,
in
dem
besonders
viel
oder
besonders
wenig
gelogen
werde:
"
Aber
meine
Kollegen
und
ich
haben
den
Eindruck,
dass
in
den
letzten
Jahren
immer
dreister
gelogen
wird."
Mit
ein
wenig
Berufserfahrung
komme
man
aber
immer
schnell
dahinter.
Schnell
kommen
auch
Eltern
und
Großeltern
ihrem
Nachwuchs
bei
Schummeleien
auf
die
Schliche.
Wie
der
dreijährigen
Mareike,
die
ihre
Oma
mit
dem
Satz
umgarnte:
"
Mami
sagt,
wenn
man
Hunger
hat,
muss
man
ganz
viele
Kekse
essen."
Kinder
sind
sich
oft
gar
nicht
bewusst,
dass
sie
lügen.
Sie
erzählen
zum
Teil
einfach
das,
was
sich
in
ihrer
Fantasiewelt
zugetragen
hat.
Eltern
hingegen
haben
wenig
Spielraum,
wenn
ihre
Kinder
sie
damit
konfrontieren,
dass
es
den
Osterhasen
genauso
wenig
gibt
wie
den
Weihnachtsmann.
Da
kann
die
Vorbildfunktion
durchaus
schon
mal
einen
Knacks
bekommen.
Gelogen
wird
überall.
Letztlich
ist
die
Frage,
wie
damit
umgegangen
wird.
Dazu
Elmar
Kos:
"
Mir
imponieren
Menschen,
die
demjenigen
signalisieren,
dass
sie
ihn
beim
Lügen
ertappt
haben,
und
dann
weiterhin
souverän
mit
ihm
umgehen."
Kos
glaubt,
dass
solch
eine
Reaktion
die
besten
Auswirkungen
auf
das
künftige
Verhalten
des
Lügners
hat
und
ihm
Respekt
abverlangt.
Schluss
mit
der
Lügerei
ist
nie.
Das
zeigt
auch
eine
verzwickte
Geschichte,
die
sich
derzeit
in
der
Stadt
abspielt.
Ein
prominenter
Osnabrücker
behauptet,
er
sei
in
einer
Kneipe
beim
Rauchen
fotografiert
und
angezeigt
worden.
Jetzt
habe
er
150
Euro
Bußgeld
an
das
Ordnungsamt
zahlen
müssen.
Der
angebliche
Fotograf
betont
hingegen
hingegen,
er
habe
nur
den
Aschenbecher
abgelichtet
und
den
Wirt
angezeigt.
Und
das
Ordnungsamt?
Das
erklärt,
bisher
nur
Ermahnungen
in
Sachen
Rauchverbot
ausgesprochen
zu
haben.
Ein
Bußgeld
sei
nicht
verhängt
worden.
Und
das
wird
wohl
auch
stimmen.
/
Bildtexte:
Pinocchio
verriet
seine
Lügen
immer
selbst,
und
das
sofort:
Dem
Holzknaben
wuchs
dann
eine
lange
Nase.
/
In
der
Liebe
wird
besonders
viel
gelogen.
Nicht
nur,
was
die
Treue
betrifft.
/
Ein
Schwur
kann
mit
hinter
dem
Rücken
gekreuzten
Fingern
aufgehoben
werden.
/
Den
Osterhasen
gibt
es
nicht.
Ehrlich.
/
Der
Löwenpudel
bietet
Anlass
zu
Sagengeschichten.
/
Karl
der
Große
war
nie
in
Osnabrück,
dennoch
ranken
sich
darum
Sagen
der
Stadt.
Fotos:
Michael
Hehmann
Autor:
Marie-Luise Braun