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1.
Erscheinungsdatum:
09.02.2008
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Einnerung
an
Deportation
jüdischer
Kinder.
Zug
der
Erinnerung
hält
in
Osnabrück.
Überschrift:
Auf den Schienen in den Tod
Die Bahn verweigerte sich
Als Mädchen in Auschwitz
Zwischenüberschrift:
"Zug der Erinnerung" hält in Osnabrück
Erst ein kleiner Trick brachte den Zug ins Rollen
Zeitzeugin Hella Wertheim erzählt, wie sie überlebt hat
Artikel:
Originaltext:
Von
Cathrin
Mahns
(Text)
und
Gert
Westdörp
(Fotos)
Osnabrück.
"
Haha,
sehr
komisch"
,
kichert
eine
17-
Jährige
mit
kurzen
braunen
Haaren,
ohne
einen
Gedanken
an
politische
Korrektheit
zu
verschwenden.
Sie
steht
vor
einer
Tafel
und
liest
Namen
ab.
Allesamt
von
Kindern
und
Jugendlichen.
Und
dann
wird
sie
doch
nachdenklich.
Der
Zug
der
Erinnerung
steht
am
Osnabrücker
Hauptbahnhof.
Er
erinnert
an
die
Deportation
jüdischer
Kinder.
Dort,
wo
Susann
Wölfel
eben
gelesen
hat,
steht
geschrieben:
"
Susanne
Wolf
war
bei
der
Deportation
etwa
15
Jahre
alt.
Geboren
am
27.
März
1926
in
Hambuch.
Unbekannter
Deportationsort."
Susanne
Wolf
–
das
klingt
fast
so
wie
ihr
eigener
Name:
Susann
Wölfel.
Ein
bewegendes
Bild
tut
sich
auf:
Da
steht
ein
17-
jähriges
Mädchen
in
blauer
Daunenjacke
und
Turnschuhen
vor
einer
Namenstafel
und
gedenkt
eines
15-
jährigen
Mädchens,
das
so
ähnlich
hieß
wie
sie
und
vor
über
65
Jahren
von
den
Nazis
in
ein
Konzentrationslager
deportiert
wurde.
Ähnlich
wie
Susanne
Wolf
vor
65
Jahren
steht
heute
auch
Susann
Wölfel
in
einem
dunklen
Zug
ohne
Bänke
und
Tische.
Doch
Susann
Wölfel
wird
gleich
wieder
aussteigen
–
wenn
sie
die
Ausstellung
angesehen
hat,
die
in
einem
Zug
untergebracht
ist,
der
am
Gleis
1
des
Osnabrücker
Bahnhofs
steht.
Gleich
danach
wird
sie
kurz
die
warmen
Sonnenstrahlen
genießen
und
dann
für
eine
Prüfung
lernen.
Susanne
Wolf
durfte
vor
80
Jahren
nicht
mehr
aussteigen.
Zusammengepfercht
mit
vielen
Kindern
und
Jugendlichen,
harrte
sie
tagelang
in
dem
düsteren
Gefängnis
aus
–
auf
dem
Weg
in
ein
Konzentrationslager.
Mit
dem
Zug
der
Erinnerung
will
der
gleichnamige
Verein
auf
ungezählten
Kinder-
Deportationen
im
Dritten
Reich
aufmerksam
machen.
Rund
um
herausgesuchte
Einzelschicksale
jüdischer
Kinder
arbeitet
die
Ausstellung
auch
die
Hintergründe
heraus:
von
der
politischen
Lage
und
ihren
markanten
Daten
über
die
ersten
Deportationsbescheide,
den
Weg
der
Betroffenen
zu
den
Zügen
bis
hin
zu
den
Schicksalen,
die
sie
nach
den
Transporten
erwarteten.
Täter
handelten
sachlich
Aber
auch
die
Täter
wie
das
Reichsverkehrsministerium
oder
die
SS
werden
porträtiert.
Ihre
Gefühlskälte
und
Sachlichkeit
bei
dem
Ganzen
ist
in
der
Todesnachricht
an
eine
Mutter
zu
spüren:
"
Ihre
Tochter
ist
tot.
[. . .]
Jetzt
wird
mit
allen
Juden
hier
aufgeräumt."
Als
die
17-
jährige
Susann
Wölfel
das
liest,
ist
sie
entsetzt:
"
Wie
kann
man
so
was
schreiben?
Das
geht
ja
gar
nicht."
Vor
allem
Schüler
haben
sich
in
den
letzten
beiden
Tagen
auf
die
Zugreise
in
die
Vergangenheit
begeben.
Einige
Klassen
haben
eigene
Beiträge
zur
Ausstellung
beigesteuert
–
auch
aus
Osnabrück
und
der
Region.
Das
Gymnasium
Bad
Iburg
zog
die
Lebensgeschichten
des
Osnabrücker
Jungen
Peter
Pels
und
von
Anne
Frank
nach,
die
sich
im
gleichen
Haus
in
Holland
versteckten
und
gut
kannten.
Schüler
der
Osnabrücker
Thomas-
Morus-
Schule
haben
den
Bielefelder
Transport
in
die
Ausstellung
gebracht,
der
1941
am
Pottgraben
startete.
Mit
Fotos,
Dokumenten
oder
etwa
fiktiven
Karteikarten
zu
den
einzelnen
Schicksalen
von
Osnabrücker
Juden
illustrierten
sie
das
regionale
Geschehen.
In
mehreren
zusammenhängenden
Waggons
ist
die
Ausstellung
untergebracht.
Mit
ihren
großen
Türen
ähneln
sie
den
Viehwaggons,
die
im
Dritten
Reich
für
die
Deportationen
eingesetzt
wurden.
Die
Zugfenster
haben
die
Aussteller
mit
großen
Schwarz-
Weiß-
Bildern
von
Kindern
verklebt.
So
ist
es
im
Innern
des
Zuges
düster,
nur
Bilder
und
Lesetafeln
sind
mit
kaltem
weißen
Licht
ausgeleuchtet.
In
den
schmalen
Teilen
der
Waggons
müssen
die
Besucher
eng
zusammenrücken
–
eine
unangenehme
Nähe
entsteht,
der
niemand
entrinnen
kann.
Stärkere
Wirkung
Ungewöhnlich
ist
aber
nicht
nur
der
Raum,
in
dem
die
deutsch-
jüdische
Geschichte
gezeigt
wird,
sondern
auch
der
Ort.
"
Dieselbe
Ausstellung
im
Rathaus
hätte
nicht
die
gleiche
Wirkung"
,
meint
Vereinsgründer
Hans-
Rüdiger
Minow.
In
einen
Zug
im
Bahnhof
einzusteigen
sei
einfach,
erklärt
er
seine
Ansicht.
Da
gebe
es
keine
Schwellenängste,
selbst
bei
solchen
Leuten
nicht,
die
noch
nie
im
Museum
waren.
Schließlich
sei
der
Bahnhof
ein
populärer
Ort,
den
man
eben
auch
nebenbei
aufsuchen
könne.
Den
Erfolg
seiner
Ausstellung
erklärt
Minow
aber
auch
damit,
dass
der
Zug
kein
altbekanntes
Ritual
des
Gedenkens
ist
wie
etwa
eine
Schweigeminute,
zu
der
sich
der
Bundestag
erhebt
und
die
dann
im
Fernsehen
zu
sehen
ist.
"
Die
Menschen
haben
diese
Rituale
satt"
,
meint
der
Künstler.
"
Dieser
Zug
ist
nichts
Staatliches,
nichts
Verordnetes,
sondern
eine
Bürgerinitiative,
die
von
unten
kommt."
Geöffnet
hat
der
Zug
nur
noch
am
heutigen
Samstag,
9.
Februar,
von
8.30
bis
19
Uhr.
Der
Eintritt
ist
kostenlos.
Das
Prinzip
Am
27.
November
2007
ist
der
Zug
der
Erinnerung
in
Frankfurt
am
Main
gestartet.
Sein
Ziel
ist
Auschwitz.
Die
Ausstellung
finanziert
sich
über
Spenden.
Seit
Donnerstag
macht
sie
in
Osnabrück
halt.
Organisiert
hat
das
Petra
Tiesmeyer
vom
Deutschen
Gewerkschaftsbund.
Innerhalb
von
zwei
Wochen
suchte
sie
genügend
Spender
zusammen,
um
den
dreitägigen
Aufenthalt
zu
finanzieren.
Kostenpunkt:
4000
Euro
pro
Tag,
wobei
der
Verein
Zug
der
Erinnerung
die
Hälfte
übernimmt.
Es
werden
noch
Spender
gesucht.
Kontakt:
osnabrueck@
dgb.de
oder
Tel.
05
41/
6
34
54
16.
Osnabrück.
Eine
Ausstellung
auf
Schienen,
um
an
die
Deportation
von
Millionen
von
Menschen
in
die
Konzentrationslager
zu
erinnern
–
an
sich
war
diese
Idee
nicht
neu:
In
Frankreich
etwa
hatte
es
das
schon
gegeben,
erzählt
Hans-
Rüdiger
Minow.
Warum
also
nicht
auch
in
Deutschland,
von
wo
der
Holocaust
ausging?
Kurzerhand
schrieb
der
Dokumentarfilmregisseur
einen
Brief
an
die
Deutsche
Bahn.
„
Ich
habe
geglaubt,
es
würde
nur
einer
Anregung
bedürfen″,
sagt
Minow
heute.
Dass
er
aber
auf
konsequentes
Unverständnis
stoßen
würde,
hätte
er
nicht
für
möglich
gehalten:
Als
„
brüsk
und
unsensibel″
beschreibt
Minow
die
Antwort
auf
seine
Anfrage.
Nach
Auskunft
der
Bahn
sei
1.
für
eine
solche
Aktion
kein
Geld
übrig,
2.
gebe
es
eine
Ausstellung
zu
den
Deportationen
bereits
im
DB-
Museum
in
Nürnberg
und
3.
gehöre
dieses
Thema
nicht
auf
einen
Bahnhof.
Doch
Minow
ließ
sich
nicht
von
seiner
Idee
abbringen.
Zudem
hatten
sich
inzwischen
andere
Menschen
seinem
Vorhaben
angeschlossen.
Sie
fragten
sich:
„
Was
können
wir
tun,
um
das
Gedenken
in
die
Bahnhöfe
zu
tragen?
″
Dann
kamen
sie
auf
eine
Idee,
die
einfach
und
genial
zugleich
ist:
Die
Bahnhöfe
sind
Eigentum
der
Bahn,
nicht
aber
das
Schienennetz.
Das
gehört
der
Bundesrepublik
Deutschland.
Nun
galt
es
nur
noch
einen
Zug
zu
organisieren
und
die
Nutzung
der
Schienenstrecke
bei
der
DB-
Netz
anzumelden.
Ist
der
Zug
erst
einmal
unterwegs,
ist
die
Bahn
sogar
dazu
verpflichtet,
ihm
das
Halten
zu
genehmigen,
erklärt
Initiator
Hans-
Rüdiger
Minow.
Und
dass
er
mit
seiner
Idee
goldrichtig
lag,
zeigen
die
Reaktionen
auf
den
Zug:
Die
waren
derart
zahlreich,
dass
der
Verein
die
ursprünglich
geplante
3000-
Kilometer-
Strecke
nun
verdoppelt
und
in
vielen
weiteren
Städten
auf
seinem
Weg
nach
Auschwitz
halten
wird.
Warum
die
Bahn
bis
heute
nichts
mit
dem
Zug
der
Erinnerung
zu
tun
haben
will,
kann
sich
Hans-
Rüdiger
Minow
nicht
erklären.
Nach
seiner
Ansicht
hat
der
Konzern
seinem
Bild
in
der
Öffentlichkeit
gerade
durch
sein
ablehnendes
Verhalten
eher
geschadet.
Das
sei
vor
allem
in
den
Berichten
der
ausländischen
Presse
über
den
Zug
der
Erinnerung
nachzulesen.
Bildtext:
„
Wo
sind
unsere
Eltern?
Ihr
Mörder″,
schreibt
ein
Junge
auf
einen
Kinder-
Deportationszug.
Mit
dem
alten
Foto
macht
die
Ausstellung
auf
sich
aufmerksam.
Rechts
der
Zug
der
Erinnerung
im
Osnabrücker
Hauptbahnhof.
Osnabrück.
„
Rechte
Seite
Leben,
linke
Seite
Tod!
″,
antwortete
der
Soldat.
Hella
Wertheim
und
ihre
Mutter
waren
gerade
mit
dem
Zug
in
Auschwitz
eingetroffen.
Die
16-
Jährige
hatte
den
Soldaten
gefragt,
wie
es
dort
wohl
sei.
Dass
seine
Antwort
sofort
zur
Realität
werden
würde,
ahnte
sie
nicht.
Als
Mutter
und
Tochter
aus
dem
Viehwaggon
gestiegen
waren,
stand
da
ein
uniformierter
Mann
am
Eingang
zum
Lager,
der
den
Menschenstrom
zerteilte.
Es
war
der
KZ-
Arzt
Josef
Mengele.
Die
Mutter
schickte
er
nach
links.
Als
er
dann
Hella
Wertheim
am
Arm
nach
rechts
zog,
Mutter
und
Tochter
also
trennen
wollte,
schrie
die
16-
Jährige:
„
Das
ist
doch
meine
Mutter!
″
und
wollte
ihr
hinterher.
Aber
es
nützte
nichts:
Der
Mann
zerrte
das
Mädchen
auf
die
rechte
Seite.
Dass
die
Mutter
damals,
am
14.
Oktober
1944,
direkt
in
eine
Gaskammer
geführt
wurde
und
dass
Hella
Wertheim
sie
nie
wiedersehen
würde,
das
war
ihr
zu
dem
Zeitpunkt
nicht
klar,
erzählt
sie
heute
mit
fester
Stimme.
Fast
80
Jahre
alt
ist
die
Zeitzeugin,
die
am
Donnerstag
in
Osnabrück
von
ihren
Erfahrungen
als
Jüdin
im
Dritten
Reich
berichtete.
Die
Ankunft
in
Auschwitz
war
ein
trauriger
Höhepunkt
ihres
bewegenden
Vortrages.
Eingeladen
hatte
sie
Petra
Tiesmeyer,
Vorsitzende
des
Deutschen
Gewerkschaftsbunds
(DGB)
der
Region
Osnabrück-
Emsland.
Petra
Tiesmeyer
hat
auch
den
Zug
der
Erinnerung
nach
Osnabrück
geholt.
Der
Vortrag
ergänzte
die
Ausstellung
zu
einem
umfassenden
Rückblick
in
die
Vergangenheit.
Viele
interessierte,
teils
auch
recht
junge
Menschen
waren
dazu
in
die
Berufsbildenden
Schulen
am
Pottgraben
gekommen.
Betroffen
und
gebannt
zugleich
hörte
das
Publikum
Hella
Wertheim
zu,
wie
sie
teils
frei
erzählte,
teils
aus
ihrem
Buch
„
Immer
alles
geduldig
getragen″
vorlas.
Hella
Wertheim
war
bereits
als
14-
Jährige
mit
ihren
Eltern
aus
dem
ostpreußischen
Königsberg
nach
Theresienstadt
deportiert
worden.
Zwei
Jahre
lang
lebte
sie
dort
in
einem
Kinderheim,
die
Eltern
durfte
sie
nur
alle
paar
Tage
besuchen.
1944
starb
der
geschwächte,
ausgehungerte
Vater.
Kurz
danach
ging
es
für
Hella
und
Ida
Sass,
so
der
Mädchenname
von
Hella
Wertheim,
nach
Auschwitz.
Eine
schreckliche
Erfahrung:
„
Es
wurde
geklopft,
es
wurde
geschrien,
und
einige
starben
unterwegs,
die
weiter
im
Waggon
blieben
und
schließlich
als
Leichen
ausgeladen
wurden.″
Nach
etwa
zwei
Wochen
in
Auschwitz
wurde
die
16-
Jährige
in
das
Frauen-
KZ
Lenzing
deportiert.
Etwas
mehr
als
ein
halbes
Jahr
später
befreiten
die
Amerikaner
das
Lager.
Über
Umwege
kam
Hella
Wertheim
nach
Gildehaus
bei
Nordhorn
und
lernte
dort
ihren
Mann
kennen.
Mit
ihm
baute
sie
sich
ein
neues
Leben
auf.
Hella
Wertheim
„
Immer
alles
geduldig
getragen″,
Verlag
für
Regionalgeschichte,
12,
40
Euro
Bildtext:
Hella
Wertheim
las
aus
ihrem
Buch.
Foto:
Uwe
Lewandowski
Autor:
Cathrin Mahns