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1.
Erscheinungsdatum:
12.01.2008
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Ein
Bericht
über
ein
selten
gewordenes
Handwerk
und
dem
einzigen
Betrieb
in
Osnabrück,
Familie
Altensell,
Hutmacher,
bzw.
Modisten.
Überschrift:
So ein Hut kann total verändern
Zwischenüberschrift:
Trend und Tradition zugleich – Wie beim Familienbetrieb Altensell aus einem Stück Stoff eine edle Kopfbedeckung wird
Artikel:
Originaltext:
Von
Cathrin
Mahns
Osnabrück.
Er
wärmt
im
Winter,
im
Sommer
sorgt
er
für
einen
kühlen
Kopf.
Sein
Ruf
vom
angestaubten
Moderelikt
für
ältere
Generationen
ist
längst
passé.
Im
Gegenteil:
Stars
lieben
ihn
in
allen
Variationen.
"
Hut
ist
in"
,
sagt
Herbert
Tiemann
von
der
Kreishandwerkerschaft
Osnabrück.
"
Aber
es
ist
nur
noch
ein
selten
anzutreffendes
Handwerk."
Und
tatsächlich
ist
bei
der
Kammer
nur
ein
Eintrag
für
Osnabrück
zu
finden:
der
Familienbetrieb
Altensell.
Die
Luft
ist
trocken
in
dem
kleinen
Atelier.
Es
riecht
nach
Bügeleisen.
In
einem
Wandregal
stapeln
sich
runde
und
ovale
Holzgebilde.
Die
Arbeitstische
versinken
unter
Bergen
aus
Mützen.
Dazwischen
stehen
hier
und
da
Holzköpfe.
Über
manche
wölbt
sich
ein
Stück
Filzstoff.
Die
Form
des
Filzes
lässt
erkennen,
was
einmal
aus
ihm
werden
soll:
ein
Damenhut.
Die
Werkstatt
der
Altensells
versteckt
sich
gleich
hinter
dem
Verkaufsraum
an
der
Straße
Öwer
de
Hase.
Immer
wieder
bimmelt
die
Türglocke
–
Kundschaft!
Der
Laden
brummt,
Winterzeit
ist
klassische
Hutzeit.
Zwei
Angestellte
beraten
die
Kaufinteressenten
bei
der
Wahl
der
richtigen
Kopfbedeckung.
In
der
Werkstatt
bleibt
Sylvia
Altensell-
Ripprich
zurück
–
kurzes
blondes
Haar,
lachende
Augen.
Sie
steht
an
einer
der
Werkbänke
und
hält
ein
schwarzes
Filzstück
in
den
heißen
Dampf,
den
ein
gewöhnlicher
Wasserkocher
auspustet.
"
Unser
Dämpfer
ist
zurzeit
kaputt."
Sylvia
Altensell-
Ripprich
ist
ausgebildete
Modistin
–
also
eine
Handwerkerin,
die
Damenhüte
anfertigt
–
und
zudem
die
Tochter
des
Hauses.
Vor
knapp
sechs
Jahren
übernahm
sie
das
Geschäft
ihrer
Eltern.
Nach
der
Gründung
1913
betreibt
sie
das
Familienunternehmen
nun
in
der
vierten
Generation.
Hüte
sind
von
jeher
das
Geschäft
der
Altensells.
Zwar
verkaufen
sie
auch
Herrenhüte,
doch
in
der
Hauptsache
dreht
sich
alles
um
Damenhüte.
"
Alle
unsere
Mitarbeiterinnen
sind
ausgebildete
Modistinnen"
,
sagt
Sylvia
Altensell-
Ripprich.
Die
Damenhüte
stellen
sie
per
Hand
her
–
ganz
nach
Maß
und
den
individuellen
Vorstellungen.
"
Wir
möchten
das
Handwerk
hochhalten"
,
erklärt
die
Geschäftsführerin.
Auch
wenn
es
derzeit
keinen
Dämpfer
gibt,
der
Wasserkocher
tut
es
ebenso:
Sein
Dampf
erwärmt
den
schwarzen
Filzstoff.
"
So
wird
er
weicher
und
formbarer"
,
erklärt
Altensell-
Ripprich.
Dann
nimmt
sie
den
Filz
und
zieht
ihn
über
einen
Holzkopf,
der
neben
dem
Wasserkocher
steht.
An
dessen
Unterseite
ist
eine
dünne,
aber
breite
Holzplatte
befestigt
–
der
Hut
soll
einmal
eine
breite
Krempe
bekommen.
Die
Modistin
dehnt
den
Stoff,
streicht
ihn
glatt,
um
dann
wiederum
an
ihm
zu
ziehen.
Dabei
setzt
sie
ihren
gesamten
Oberkörper
ein.
Zwischendrin
nimmt
sie
den
Stoff
vom
Holzkopf
und
hält
die
Mitte
noch
einmal
über
den
heißen
Wasserdampf:
"
Da
ist
er
noch
nicht
weich
genug"
,
sagt
sie.
Der
Holzkopf
gibt
also
die
Form
des
Hutes
vor,
der
entstehen
soll.
Die
Klötze
haben
unterschiedliche
Formen
und
Höhen
und
sind
mit
verschiedenen
Krempenarten
kombinierbar.
So
können
die
Altensells
auf
ungezählte
Hutmodelle
zurückgreifen
und
auf
individuelle
Wünsche
eingehen
–
maßgeschneidert
eben.
Inzwischen
hat
Sylvia
Altensell-
Ripprich
den
schwarzen
Caplin
–
so
werden
Hüte
mit
großer
Krempe
genannt
–
fertig
in
Form
gezogen
und
mit
feinen
Nadeln
auf
dem
Holzkopf
fixiert.
"
Da
bleiben
keine
Löcher
zurück"
,
lobt
sie
den
Filzstoff.
Der
Rohling
muss
nun
über
Nacht
trocknen,
erklärt
die
42-
Jährige.
Sie
stellt
den
Caplin
beiseite
und
rückt
einen
Hut
in
verschiedenen
Rottönen
auf
ihre
Werkbank.
Der
ist
bereits
in
Form
gezogen
und
getrocknet.
Jetzt
kommt
die
Feinarbeit:
Altensell-
Ripprich
steckt
das
Kabel
eines
kleinen
Bügeleisens
in
die
Steckdose,
das
so
klein
ist
wie
ein
Kinderspielzeug.
Dann
taucht
sie
ein
weißes
Stück
Baumwollstoff
in
eine
Schüssel
mit
Wasser,
wringt
es
aus
und
legt
es
auf
die
Hut-
Oberseite.
Die
erfahrene
Modistin
nimmt
das
Bügeleisen
in
die
Hand,
setzt
an
der
Stelle
mit
dem
weißen
Tuch
an
und
beginnt,
eine
leichte
Kerbe
in
die
Hut-
Oberseite
einzuarbeiten.
Das
Modell
hat
sie
selbst
kreiert.
Woher
sie
ihre
Design-
Ideen
nimmt?
Sie
hält
kurz
inne
und
antwortet
dann
knapp:
"
Hier
oben"
,
während
sie
mit
dem
Zeigefinger
gegen
ihren
Kopf
tippt.
Sylvia
Altensell-
Ripprich
liebt
ihren
Beruf.
"
Der
ist
einfach
wunderbar"
,
sagt
sie,
und
ihre
Augen
strahlen.
"
Man
hat
viel
mit
Menschen
zu
tun,
und
alle
haben
unterschiedliche
Köpfe"
,
lacht
die
42-
Jährige.
"
Ich
finde
es
wunderschön,
Damen
zu
behüten."
Einen
kleinen
Nachteil
hat
der
Modisten-
Beruf
allerdings,
wie
Altensell-
Ripprich
einräumt:
"
Die
Hände
müssen
manchmal
ganz
schön
leiden."
Für
die
gelernte
Modistin
ist
ein
Hut
ein
ganz
besonderes
Kleidungsstück:
"
Irgendwie
kann
man
Menschen
damit
total
verändern:
Ein
Hut
ist
immer
der
i-
Punkt,
egal
bei
welcher
Garderobe."
Dabei
findet
sie,
dass
eigentlich
jeder
Hut
tragen
kann.
Manchen
Menschen
steht
er
aber
besonders
gut:
"
Ein
Hutgesicht
gibt
es
wirklich"
,
ist
ihre
Erfahrung.
Wieder
bimmelt
die
Ladentür-
Glocke,
wie
in
der
letzten
Stunde
schon
etwa
zwanzigmal.
Jetzt
im
Winter
sind
wärmende
Filzhüte
gefragt,
wie
das
Modell
in
den
verschiedenen
Rottönen.
Der
ist
aus
einem
dünnen
Filz
gearbeitet
und
lässt
sich
daher
einrollen–
ohne
seine
Form
zu
verlieren.
Überhaupt
ist
die
Beschaffenheit
des
Filzes
von
Bedeutung:
Sie
bestimmt
unter
anderem
den
Preis
des
Hutes.
Neben
dem
Wollfilz
gibt
es
den
Haarfilz,
etwa
aus
Kaninchenhaar.
Der
Veloursfilz
ist
besonders
weich,
wertvoll
und
daher
auch
sehr
teuer.
Je
nach
Filzart
also
kostet
ein
Hut
bei
Altensell
zwischen
30
bis
300
Euro.
Obwohl
oder
gerade
weil
die
Altensells
der
einzige
Huthersteller
in
Osnabrück
sind,
läuft
das
Geschäft
gut.
"
Wenn
es
im
Winter
kalt
ist,
verkaufen
wir
Filz
ohne
Ende,
und
wenn
wir
im
Sommer
Hitze
haben,
verkaufen
wir
Stroh
ohne
Ende"
,
meint
Sylvia
Altensell-
Ripprich.
Doch
die
Modisten
werden
weniger.
Im
Jahr
2002
wurde
gar
ihre
Innung
Osnabrück-
Emsland
aufgelöst
und
mit
den
Damen
und
Herrenschneidern
zur
"
Innung
des
Mode
schaffenden
Handwerks"
zusammengelegt,
schildert
Herbert
Tiemann
von
der
Kreishandwerkerschaft.
Einen
Grund
für
den
Rückgang
sieht
er
in
der
industriellen
Fertigung:
"
Die
Konfektionierung
hat
die
Zahl
der
Betriebe
drastisch
reduziert."
Die
Altensells
begegnen
dieser
Entwicklung
tatkräftig:
Derzeit
haben
sie
eine
Auszubildende.
Neben
Sylvia
Altensell-
Ripprich
arbeiten
zwei
weitere
Modistinnen
im
Familienbetrieb,
die
auch
schon
bei
den
Altensells
gelernt
haben.
"
Wir
sind
einfach
eine
eingeschworene
Gemeinschaft
hier"
,
schildert
Sylvia
Altensell-
Ripprich.
Und
obwohl
sie
keine
Kinder
hat,
ist
der
Fortbestand
des
letzten
Osnabrücker
Modistenbetriebs
schon
gesichert:
Eine
der
beiden
Modistinnen
soll
einmal
ihre
Nachfolgerin
werden.
Bilduntertitel
Mit
leichter
Hand
und
viel
Gefühl
bürstet
Modistin
Tanja
Weber
in
der
Altenseller
Werkstatt
Öwer
de
Hase
diesen
roten
Filzhut
auf.
Eine
Kundin
hat
ihn
vorbeigebracht,
damit
Weber
ihn
wieder
zum
Glänzen
bringt.
Fotos:
Klaus
Lindemann
Organzahüte
sind
für
feine
Anlässe
bestimmt.
Mit
viel
Wasserdampf
macht
Sylvia
Altensell-
Ripprich
diesen
schwarzen
Caplin
weich,
um
ihn
auf
dem
Holzkopf
in
die
richtige
Form
zu
bringen.
Exquisit:
Dieses
Exemplar
ist
aus
edlem
Veloursfilz.
Ein
Hingucker
ist
diese
Kombination
aus
Stroh
und
Filz.
Eher
romantisch
ist
der
Filzhut
in
Braun
gehalten.
Autor:
Cathrin Mahns