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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
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Überschrift:
Auch Hummeln können irren
Zwischenüberschrift:
Wenn sich die Insekten verrechnen – Nur noch ein leises Summen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Auch Hummeln können irren
Wenn sich die Insekten verrechnen Nur noch ein leises Summen
Als Meister der Zeit- und Krafteinteilung gelten die Hummeln. Aber manchmal verspekulieren sich die Insekten auch bei der täglichen Nahrungssuche. Foto: dpa
Von Jörg Zittlau Osnabrück. Hummeln sind eigentlich ein Vorbild an Effizienz. Nicht nur, dass es schon erstaunlich ist, wie sie trotz ihres massigen Körpers im Verhältnis zu den kleinen Flügeln überhaupt fliegen können. Auch beim Abwiegen ihres Zeitbudgets, auf das ja Insekten mit ihrer kräftezehrenden Fortbewegung ohnehin mehr als andere Lebewesen achten müssen, verhalten sie sich in der Regel vorbildlich.
Finden Hummeln beim Suchflug eine nektarreiche Goldrute, bleiben sie bis zu hundert Sekunden bei der einzelnen Blüte. Beim nährstoffarmen Weidenröschen hingegen verweilen sie gerade einmal zwei Sekunden.
Doch manchmal liegt die Hummel mit ihrer Kalkulation auch fürchterlich daneben. Denn Biologen der Universität Münster bemerkten eine Anhäufung von Hummelexemplaren, die von den Blüten der beliebten Silberlinde zu Boden taumelten, wo sie dann in der Regel verendeten. Die Forscher stellten sich natürlich sofort die Frage, ob die Tiere vergiftet waren, doch dafür fanden sie keinerlei Belege. Die Lösung für das Hummel-Silberlinden-Rätsel lautet vielmehr: Die Tiere starben an Unterzuckerung. Eigentlich enthalten sie 17 Mikromol Zucker, doch in den Exemplaren unter der Silberlinde fand man gerade einmal 7 Mikromol. Das reicht nicht zum Überleben. Die Hummeln waren also schlichtweg verhungert.
Was natürlich die Frage aufwirft, warum sich die sonst so messerscharf kalkulierenden Bienenverwandten überhaupt mit der Silberlinde abgeben. Die Antwort: Weil deren Blüten eigentlich mit 0, 7 Milligramm pro Stück ziemlich viel Nektar enthalten. Doch die Silberlinde gehört zu den Spätblühern, das heißt, sie zeigt ihre Pracht erst im Juli.
Am Standort der Pflanzen, den städtischen Parks, bieten sich zu dieser Zeit kaum nektarreiche Alternativen für die Insektenwelt an, so dass die sich hordenweise auf die Silberlinde stürzt. Deren Nektarangebot geht daraufhin rapide zurück mit der Folge, dass es gerade noch für Bienen und andere sparsame Gliederfüßer reicht, nicht aber für die dicken Hummeln. Die tun dann unter der Silberlinde ihren letzten Summer.
Was deutlich macht: Das " Auch-Dicke-können-fliegen"- Konzept der Hummel ist nicht so richtig ausgereift. Mag sein, dass sie mit ihrem Leibesumfang und ihren entsprechend aufgeblasenen Abschreckungsfarben Eindruck auf Feinde macht, doch letzten Endes kostet sie das auch viel Energie. Was vor allem dann zum Risiko wird, wenn der Futtermarkt nicht mehr genug hergibt. Spätestens dann verpufft auch der Abschreckungseffekt. Denn wenn aus dem voluminösen Flugbomber im unterzuckerten Zustand ein hilflos taumelnder Dickmops wird, lassen auch ursprünglich verängstigte Feinde nicht mehr lange auf sich warten. So beobachteten die Münsteraner Forscher, dass viele der unterzuckerten Hummeln gar nicht erst auf den Boden fielen sondern vorher im Schnabel eines geschickten Vogels landeten.
Autor:
Jörg Zittlau


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