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1.
Erscheinungsdatum:
09.04.1936
aus Zeitung:
Osnabrücker Tageblatt/ OT
Inhalt:
"
Die
'
große
Wäsche'
der
städtischen
Abwässer
-
Ausbau
der
städtischen
Kläranlage
zur
Reinhaltung
der
Hase"
.
Überschrift:
Die "große Wäsche" der städtischen Abwässer
Zwischenüberschrift:
Ausbau der städtischen Kläranlage zur Reinhaltung der Hase.
Artikel:
Originaltext:
Um
die
Reinhaltung
der
Hase
hat
sich
die
Stadt
Osnabrück
nun
schon
jahrelang
bemüht,
indem
sie
durch
die
Beseitigung
aller
den
Hasefluß
verschmutzenden
Quellen
wieder
geordnete
Zustände
im
Flußlauf
zu
schaffen,
bestrebt
war.
Es
sind
in
den
letzten
Jahren
allein
für
die
Kanalisation
des
Stadtteiles
Schinkel,
dessen
Abwässer
in
offene
Gräben
geleitet
und
damit
ungereinigt
der
Hase
unmittelbar
zugeführt
wurden
rund
400
000
RM
aufgewendet.
Neuerdings
ist
auch
die
Firma
Schoeller
unter
Anwendung
erheblicher
Geldmittel
bemüht,
durch
den
Ausbau
ihrer
Abwässerreinigungsanlagen
alle
ungelösten
Schmutzstoffe
ihrer
Fabrikabwässer
von
dem
Hasefluß
fernzuhalten.
Der
Belmer
Mühlenbach,
früher
infolge
seines
zu
großen
Klärraumes
und
seiner
unzweckmäßigen
Form
eine
der
Hauptverschmutzungsquellen
für
die
Hase
ist
in
vier
Becken
aufgeteilt
worden.
Die
sinnreiche
Konstruktion
dieser
Becken
ermöglicht
eine
annähernd
100prozentige
Zurückhaltung
der
Sink-
und
Schwebestoffe
und
eine
bequeme
Beseitigung
des
abgesetzten
Schlammes.
Bei
allen
diesen
Maßnahmen,
deren
günstige
Einwirkung
bereits
im
Sommer
1935
festzustellen
war,
handelte
es
sich
aber
nur
um
die
Bereinigung
und
Reinhaltung
der
Hase
innerhalb
des
bebauten
Stadtgebietes.
Unterhalb
des
bebauten
Stadtgebietes
wird
die
Hase
noch
stark
verunreinigt
durch
die
Einleitung
sämtlicher
städtischen
Abwässer
und
der
Fabrikabwässer
der
Papierfabrik
Brüder
Kämmerer.
Um
auch
im
Haselauf
unterhalb
der
Stadt
geordnete
Verhältnisse
zu
schaffen,
wird
von
der
Stadt
z.
B.
die
neue
Abwässerreinigungsanlage
gebaut.
In
dieser
Anlage
werden
alle
neuesten
Errungenschaften
auf
dem
Gebiete
der
Klärtechnik
ausgewertet.
Die
Arbeiten
sind
seit
Anfang
Juli
1935
im
Gange
und
so
weit
vorgeschritten,
daß
der
Besucher
der
Baustelle
schon
eine
gute
Übersicht
über
die
Gesamtanlage
gewinnen
kann.
Im
Vordergrunde
an
der
Straße
liegen
die
drei
Absetzbecken
und
das
Regenspeicherbecken.
In
Form
und
Größe
besteht
zwischen
beiden
Beckenarten
kein
Unterschied.
Die
Becken
haben
eine
Länge
von
48
Meter,
eine
Breite
von
10
Meter,
eine
Wassertiefe
von
2,
20
Meter.
In
diese
Absetzbecken
wird
das
gesamte
Abwasser
nachdem
es
mittels
Grobrechen
vorgereinigt
worden
ist,
durch
offene
Gerinne
eingeleitet.
Infolge
der
sehr
geringen
Strömung
mit
der
das
Abwasser
die
Absetzbecken
durchfließt,
sinken
die
von
ihm
mitgeführten
mechanisch
beigemengten
Schmutzstoffe
und
setzen
sich
auf
der
Beckensohle
ab.
Die
Ausscheidung
der
Schmutzstoffe
infolge
der
geringen
Strömung
ist
so
stark,
daß
z.
B.
schon
5
Minuten
nach
Eintritt
des
Abwassers
in
die
Becken
etwa
45
Prozent
der
gesamten
ungelösten
Stoffe
ausgeschieden
werden.
Die
gesamte
Durchflußzeit
des
Abwassers
durch
die
Becken
beträgt
etwa
zwei
Stunden.
Der
auf
der
Sohle
abgesetzte
Schlamm
wird
mittels
eines
elektrisch
betriebenen
Schlammausräumers
in
die
am
Beckeneinlauf
liegenden
Schlammtrichter
geschoben
und
von
hier
aus
mittels
Schlammpumpen
in
die
Faultürme
befördert.
Das
oben
bereits
erwähnte
Regenspeicherbecken
hat
den
Zweck,
bei
eintretenden
starken
Niederschlägen
die
Absetzbecken
vor
Überlastung
zu
schützen.
Die
über
deren
Leistungsfähigkeit
hinaus
anfallende
Regenmenge
wird
durch
einen
Regenauslaß
in
das
Speicherbecken
geleitet
und
hier
aufgespeichert.
Nach
Beendigung
des
Regens
wird
das
aufgespeicherte
Wasser
in
die
Absetzbecken
zurückgepumpt
und
ebenfalls
gereinigt.
Im
Hintergrunde,
am
Ablaufende
der
Becken,
sieht
der
Besucher
die
beiden
im
Bau
befindlichen
Schlammtürme.
Die
Türme
haben
einen
Durchmesser
von
15
Meter,
eine
Höhe
über
Gelände
von
rund
10
Meter
und
eine
Tiefe
unter
Gelände
von
rund
5
Meter.
In
diesen
Schlammtürmen
wird
der
Schlamm
dauernd
auf
25
Grad
Celsius
erwärmt.
Die
Erwärmung
erfolgt
mittels
drehbarer
Heizschlangen
und
hat
den
Zweck,
die
Ausfaulung
des
Schlammes
zu
beschleunigen.
Der
Ausfaulprozeß
ist
nach
etwa
4
-
6wöchiger
Lagerung
beendet.
Der
ausgefaulte
Schlamm,
der
nur
noch
schwach
wie
etwa
nach
verbranntem
Gummi
riecht,
wird
auf
Trockenbeete
geleitet,
wo
ihm
das
noch
anhaftende
Wasser
entzogen
wird.
Nach
einer
etwa
14-
tägigen
Lagerung
auf
den
Trockenbeeten
ist
der
Schlamm
stichfest
und
kann
in
diesem
Zustande
als
wertvoller
humusbildender
Dung
verwertet
werden.
Bei
dem
Ausfaulprozeß
des
Schlammes
in
den
Faultürmen
bildet
sich
das
bekannte
hochwertige
Methangas
(Grubengas)
.
Während
unser
Leuchtgas
beim
Verbrennen
etwa
4500
Wärmeeinheiten
erzeugt,
erzeugt
das
gereinigte
Methangas
etwa
7000
-
8000.
Ein
Teil
des
anfallenden
Methangases
wird
für
die
Erwärmung
des
Schlammes
benutzt.
Es
wird
erwogen,
den
Überschuß
an
Gas
für
den
Betrieb
von
städtischen
Kraftwagen
der
Müllabfuhr
und
Straßenreinigung
zu
verwenden,
um
auf
diese
Weise
von
ausländischen
Treibstoffen
unabhängig
zu
werden.
Die
Anlage
wird
nach
den
Entwürfen
des
Stadtbauamtes,
die
dem
Ruhrverband
zur
Begutachtung
vorgelegen
haben,
ausgeführt.
Sämtliche
Arbeiten
sind
in
beschränkter
Submission
ausgeschrieben
worden.
Die
Erd-
,
Wasser-
,
Eisenbeton-
und
Maurerarbeiten
werden
von
der
Firma
Windschild
&
Langelott,
Bremen,
die
maschinellen
Einrichtungen
von
den
Spezialfirmen
Passavantwerke
in
Michelbach
(Passau)
und
Schulze,
Gladbeck
i.
W.
ausgeführt.
Becken,
Schlammtürme,
Zulauf-
und
Ablaufgerinne
werden
in
Eisenbeton
hergestellt.
Zu
ihrer
Herstellung
sind
etwa
60
Ladungen
Zement
und
rund
160
000
Kilogramm
Rundeisen
neben
dem
Kies
und
Sand
erforderlich.
Hier
ist
eine
Anlage
im
Entstehen,
die
zu
der
Hoffnung
berechtigt,
daß
nach
ihrer
Inbetriebnahme
die
jahrelangen
berechtigten
Klagen
über
die
Verschmutzung
des
Haseflusses
aufhören
und
der
Zustand
der
Hase
wieder
erträglich
werden
wird.
Zu
dieser
Hoffnung
berechtigt
allein
schon
ein
Vergleich
zwischen
der
alten
und
der
neuen
Anlage.
Während
in
der
alten
Anlage
mittels
der
Siebtrommel
nur
etwa
15
Prozent
der
Schmutzstoffe
zurückgehalten
werden
können,
werden
durch
die
neue
Anlage
etwa
95
-
98
Prozent
aller
absetzbaren
Schmutzstoffe
zurückgehalten
werden.
Der
im
Abwasser
noch
verbleibende
Rest
an
ungelösten
Stoffen
ist
so
gering,
daß
die
Hase
aller
Voraussicht
nach
in
der
Lage
sein
wird,
diesen
biologisch
abzubauen
und
Fäulniserscheinungen
nicht
mehr
auftreten
werden.
Die
Kosten
der
gesamten
Anlage
sind
auf
300
000
RM
veranschlagt.
Die
Stadt
bringt
demnach
ein
erhebliches
finanzielles
Opfer.
Aber
es
ist
ein
Anlagekapital,
das
gemessen
an
dem
Wert
für
Gesundheit
und
Wohlbefinden
der
Bewohner
Zinsen
tragen
wird
nach
dem
Wort
des
großen
Arztes
Virchow
in
seinem
Gutachten
über
die
Berliner
Kanalisation
im
Jahre
1869:
Krankheiten
fernzuhalten
ist
eine
der
wichtigsten
Aufgaben
der
Gemeinden.
Erst
Gesundheit,
dann
Bildung!
Kein
Geld
ist
rentabler
angelegt,
als
dasjenige,
das
der
Gesundheit
und
dem
Wohlbefinden
der
Bewohner
dient.