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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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So war's in den anderen Buga-Städten
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Tendenz: Starker Schub für Stadtentwicklung und Tourismus
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So war' s in den anderen Buga-Städten

Tendenz: Starker Schub für Stadtentwicklung und Tourismus

Von Frederike Kahmann und Wilfried Hinrichs

OSNABRÜCK. Morgen steht der Stadtrat vor einer wichtigen Entscheidung: Verzichtet Osnabrück auf die Bundesgartenschau 2015? Wir haben uns in früheren Buga-Städten umgehört: Was haben die Gartenschauen gebracht?

In Betracht gezogen wurden nur die Gartenschauen seit der Wiedervereinigung, die etwas gemeinsam haben: Sie dienten vor allem den Städten in der ehemaligen DDR als Entwicklungsmotor. In den meisten Fällen handelte es sich bei den Buga-Flächen um ehemalige Militärflächen. Die Bewertungen stammen von offizieller Seite, in der Regel von den Pressesprechern der Ausrichterstädte. Vor allem für die Städte im Osten Deutschlands lässt sich festhalten, dass die Gartenschauen deutliche wirtschaftliche Impulse gegeben und zur Verbesserung der Infrastruktur beigetragen haben. Die angepeilten Besucherzahlen wurden nicht überall erreicht.

Enttäuscht
1991: Dortmund
Fläche: 70 ha
Besucher: 2, 1 Millionen
Investition: ?
Heutige Nutzung: Westfalenpark, große Parkanlage, der Eintritt kostet (1 Euro)

Bewertung: Gerechnet hatte Dortmund mit fünf Millionen Besuchern, es kamen weniger als die Hälfte. " Das war eine große Enttäuschung", sagt Pressereferentin Dagmar Papajewski. Dortmund habe feststellen müssen, dass die Buga ein " publikumsträchtiges Ereignis von gestern" sei. Das Freizeitverhalten habe sich deutlich verändert. Positiver Effekt: Ohne Buga wäre der Westfalenpark nicht so schnell und umfassend erneuert worden. Es entstand ein 1, 5 Kilometer langer " Spielbogen" für Kinder, der heute noch genutzt wird. Die Investitionssumme konnte die Pressereferentin nicht nennen. Der Buga-Be-trieb kostete etwa 10 Millionen Mark.

Sparsam

1993: Stuttgart

Fläche: 100 ha
Besucher: 7, 2 Millionen
Investition: 96 Mio. Mark
Heutige Nutzung: öffentlicher Park, Bindeglied einer grünen Zone in der Stadt

Bewertung: " Wir würden jederzeit wieder eine Buga ausrichten", sagt Klaus-Jürgen Efert, damals Projektleiter der Internationalen Gartenausstellung( IGA). Eine Buga sei eine einmalige Möglichkeit, die Grünstruktur zu verbessern, denn im Rathaus würden die Prioritäten anders gesetzt. So entstand in Stuttgart durch fünf Gartenschauen ein 7 Kilometer langer Grünzug. Das Geld: 110 Mio. Mark für Investitionen eingeplant, 96 Mio. wurden verbraucht. Das Land gab 20 Mio. Mark Zuschuss, weitere Zuschüsse von 10 Mio. Mark für Straßenbau. Einnahmen: 62 Mio. Mark. Der Durchführungshaushalt (Wettbewerbe, temporäre Installationen) umfasste 134 Mio. Mark.

Aufschwung

1995: Cottbus

Fläche: 55 ha
Besucher: 2, 4 Millionen
Investition: 100 Mio. Mark
Heutige Nutzung: Spreeauepark

Bewertung: 70 der 100 Millionen Mark trugen das Land Brandenburg, der Bund und die EU. Den Rest musste die Stadt übernehmen. Eine Million Besucher waren kalkuliert, es kamen über zwei Millionen. " Der Tourismus war in dieser Zeit enorm", sagt Pressesprecher Peter Lewandowski. Es entstanden drei große Hotels eigens zur Buga. Die Probleme des Ostens wie Abwanderung und hohe Arbeitslosigkeit setzten in Cottbus später ein. Es gab zahlreiche hohe Staatsbesuche und viele Veranstaltungen auf weltstädtischem Niveau. Die Autobahn wurde saniert. Im " Gartenschaufieber" gründeten wichtige Arbeitgeber (u.a. die Deutsche Bank) Niederlassungen in Cottbus.

Dicke Null

1997: Gelsenkirchen

Fläche: 100 ha
Besucher: 1, 6 Millionen
Investitionen: 71 Mio. Mark
Heutige Nutzung: Gewerbe/ Landschaftspark Nordstern

Bewertung: Pressesprecher Martin Schulmann: " Die Stadt hatte den kleinsten Anteil an der Finanzierung. Die Buga ist kostendeckend gelaufen, die Besucherzahlen waren so, dass am Ende eine dicke Null dabei herauskam, trotz des schlechten Wetters." Auf einem alten Zechengelände entstanden Blumenhallen, die heute als hochwertige Büros dienen. Geblieben ist ein öffentlicher, kostenloser Park mit Spielgelände, Jugendheim, Amphitheater für 4500 Besuchen. Der Park werde " sehr gut angenommen". Die Buga habe sich " auf jeden Fall gelohnt", sie sei positiv fürs Image gewesen. Die Stadt wäre ohne Buga nicht in der Lage gewesen, die Industriebrache zu verändern.

Saniert

1999: Magdeburg

Fläche: 90 ha
Besucher: 2, 3 Millionen
Investition: 210 Mio. Mark
Heutige Nutzung: Elbauenpark

Bewertung: Pressesprecherin Cornelia Poenicke: " Die Buga war der erste Baustein für die Stadt, überregional und positiv auf sich aufmerksam zu machen." Die Buga habe einen Imagewechsel bewirkt. Die Zahl der Besucher übertraf die Erwartungen, Hotels und Gastronomie waren ausgelastet. Die Fläche war russisches Militärgebiet, verseucht, voll Schrott und Munition." Die Buga war eine Chance, die Fläche nicht nur zu sanieren, sondern auch sinnvoll zu gewinnen." Der Park liegt an der Elbe, verfügt über eine Seebühne für Open-Air-Veranstaltungen und trägt sich heute selbst. Wie hoch der Finanzierungsanteil der Stadt war, konnte die Sprecherin nirht feststellen.

Viel erreicht

2001: Potsdam

Fläche: 75 ha
Besucher: 2, 6 Millionen
Investition: 311 Mio. Mark
Heutige Nutzung: Bornstedter Feld. Wohnpark

Bewertung: " Die Buga hat einen Entwicklungsschub gegeben, den wir in zehn bis zwanzig Jahren nicht erreicht hätten", sagt Sigrid Sommer, Leiterin Marketing der Stadt. Sie nennt das den Schwiergermutter-Effekt: " Die ganze Stadt hat sich herausgeputzt und wurde auf Hochglanz gebracht." Investitionen von zwei Milliarden Mark seien von privater und öffentlicher Hand generiert worden. Die Kosten insgesamt: 311 Mio. Mark, davon 98 Mio. vom Land Brandenburg, 1, 8 Mio. von der EU. Die Stadt machte einen Gewinn aus dem Verkauf der entwickelten Grundstücke von 97, 2 Mio. Mark. " 2001 war das beste Tourismusjahr, das wir je hatten", sagt die Pressesprecherin.

Oft leer

2003: Rostock

Fläche: 100 ha
Besucher: 2, 6 Millionen
Investition: 60 Mio. Euro
Heutige Nutzung: öffentlicher Park

Bewertung: Die Internationale Gartenschau endete finanziell als Fehlschlag. Im Durchführungshaushalt fehlten 20 Millionen Euro, die die Stadt begleichen muss. Der Abschlussbericht steht aber noch aus. Pressesprecher Ulrich Kunze bezeichnet die Iga als " großes Entwicklungsprojekt". Der Hauptbahnhof und S-Bahn-Strecken wurden saniert, der Autobahnanschluss hergestellt. Es entstand ein Park zwischen fünf Plattenbaustadtteilen. Das Nachnutzungskonzept ist allerdings nicht aufgegangen. Der Park ist kostenpflichtig und " relativ leer", wenn keine Veranstaltungen stattfinden, wie der Pressesprecher einräumt. Sein Fazit: " Es wurden viele Fehler gemacht."

Rekord

2005: München

Fläche: 190 ha
Besucher: 3, 7 Millionen
Investition: 65 Mio. Euro
Heutige Nutzung: Riemer Park mit Badesee

Bewertung: Das futuristische Konzept war umstritten, weil es das klassische Gartenschau-Publikum kaum erreichte. Es kamen auch wegen des schlechten Wetters deutlich weniger Besucher als erwartet. Der Buga-Park kostete 65 Mio. Euro, 6, 4 Mio. Euro steuerte der Freistaat Bayern bei. Der Durchführungshaushalt erreichte 41 Mio. Euro. Davon trug die Stadt 8, 9 Mio., 6, 4 Mio. das Land. Der Rest finanzierte sich aus Einnahmen wie Eintrittsgeldern. Der wirtschaftliche Effekt (Umwegrentabilität) wird auf 51 Mio. Euro geschätzt. Die Buga habe München 2005 einen Tourismusrekord beschert, sagt Pressesprecher Andreas Danassy. Es gab über 8000 kostenlose Veranstaltungen.

Erstmals zwei Gastgeber

2007: Gera und Ronneburg

OSNABRÜCK. Die Bundesgartenschau im kommenden Jahr ist die erste mit zwei Gastgeber-Städten: Gera und Ronneburg. Und sie wird flächenmäßig eine der größten sein. Rund 800 Hektar umfasst die Gesamtfläche, die sich vom Hofwiesenpark in Gera (die grüne Oase im Herzen der Stadt) über das Gessental bis zum Stadtpark Ronneburg erstreckt. Im Mittelpunkt stehen die Renaturierung und Gestaltung der ausgebeuteten Bergbaulandschaft zwischen den Nachbarstädten. Zwischen den beiden großen Ausstellungsflächen Hofwiesenpark Gera und der Neuen Landschaft Ronneburg (zusammen 75 ha) verkehren Pendelbusse.

Die Gesamtaufwendungen belaufen sich nach offiziellen Angaben auf 140 Millionen Euro. Drei Viertel der Ausgaben gehen nach Angaben der Buga-2007 GmbH in " nachhaltige Investitionen", zum Beispiel in den Sportstättenbau im Hofwiesenpark.
Finanziert wird die Buga durch Fördermittel der Europäischen Union, den Freistaat Thüringen sowie durch Eigenanteile der Städte Gera, Ronneburg und des Landkreises Greiz. Die Buga wird am 27. April kommenden Jahres eröffnet und endet am 14. Oktober.
Internet: www.buga2007.de

Drachenschwanz heißt die Brücke auf dem Gelände der Buga 2007 in der " Neuen Landschaft Ronneburg". Das 240 Meter lange Bauwerk wurde im August freigegeben und ist angeblich die längste Holzbrücke Europas. Die Buga in Gera und Ronneburg kostet 140 Millionen Euro.
Autor:
Frederike Kahmann, Wilfried Hinrichs


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