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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Keine Sektlaune zum Tunnel-Geburtstag
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Ein Jahr neue Neumarkt-Passage: Eine Bilanz
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Keine Sektlaune zum Tunnel-Geburtstag

Ein Jahr neue Neumarkt-Passage: Eine Bilanz

Von Wilfried Hinrichs

OSNABRÜCK. Die Sektflasche bleibt zu. Ein Jahr nach Eröffnung der neuen Neumarkt-Passage ist keiner so richtig in Feierlaune. Die Bilanz kurz gefasst: Optisch ein Gewinn, finanziell ein Verlust.

Der erste Mieter hat die Passage wieder verlassen. Zwei Ladenlokale stehen leer. Die Besucherfrequenz ist niedriger als erhofft. Die Osnabrücker Parkstätten-Betriebsgesellschaft (OPG), die im Auftrag der Stadt die Passage verwaltet, setzt im Moment Geld zu. Hat sich also die Investition von 2, 9 Millionen Euro gelohnt? Zum ersten Geburtstag der Passage haben wir uns umgehört - bei den Politikern, die für den Umbau gestimmt haben, bei den Gegnern der Renovierung, bei aktuellen Mietern und bei einem ehemaligen Mieter, der ausgezogen ist.

Sie haben mit Ja gestimmt:
CDU-Ratsfrau Anette Meyer zu Strohen hat als Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses den Umbau der Passage an entscheidender Stelle begleitet: " Ich sage ganz klar Ja, die Investition hat sich gelohnt." Die Passage habe deutlich an Ambiente gewonnen und sei enorm wichtig für den Fußgängerverkehr. Als die Passage während der Umbauzeit gesperrt gewesen sei, sei oben " das Chaos ausgebrochen", sagt die CDU-Ratsfrau. Den Tunnel zu schließen wäre keine Lösung gewesen. Der Unterhalt hätte weiter Geld gekostet. Die CDU wollte ursprünglich die Renovierung des ganzen Tunnels. Auf Druck des Bündnispartners, der FDP, stimmte sie dann der Minimallösung m der heutigen Form zu.

FDP-Fraktionschef Thomas Thiele räumt freimütig ein: " Die Situation ist suboptimal." Zwar sei der Tunnel kein Schandfleck mehr wie vor der Renovierung. Finanziell sei das Ergebnis aber nicht zufrieden stellend: " Wir müssen überlegen, wie wir dasändern können."

Sie haben Nein gesagt:
Die SPD schwenkte im letzten Moment um und stimmte gegen den Umbau. Fraktionschef Ulrich Hus sieht sich jetzt bestätigt. Die Passage habe mittelfristig keine Zukunft, denn die Stadt könne sich " eine dauerhafte Subventionierung des Einzelhandels im Tunnel" nicht leisten. Die Passage werde in die Gesamtentwicklung des Neumarktes eingebettet werden müssen. Fest steht für ihn: " Die Zukunft liegt oben."

Michael Hagedorn (Grüne) sagte: " Den halben Tunnel zu sanieren war von Anfang an ein Schildbürgerstreich." Es sei klar gewesen, dass " für die Geschäftsleute unten kaufmännisch nichts zu gewinnen ist".

Er ist im Tunnel geblieben:
Reinhard Coppenrath ist mit seinem Café seit 30 Jahren eine Institution in der Passage. Der Umbau habe den alteingesessenen Mietern " wohl Positives gebracht", sagte er, allerdings nicht in der Kasse. Der Umsatz liege in seinem Café auf demselben Niveau wie vor dem Umbau. Die Anmutung sei moderner und freundlicher. Dass die Besucherfrequenz dennoch unter den Erwartungen bleibt, liegt seiner Ansicht nach an der Schließung des Mittelteils. Weil es keine unterirdische Verbindung mehr von der Großen Straße zum Kollegienvvall gibt, wählten viele Passanten den oberirdischen Weg. 3000 Unterschriften für einen Durchbruch legten die Mieter im Herbst dem Stadtrat vor. Dass die Initiative Erfolg hat, ist unwahrscheinlich. Ein nachträglicher Durchbruch wäre sehr teuer.

Er ist umgezogen:
Fleischermeister Franz Mandel hat vor dem Umbau die Passage verlassen und ist in ein oberirdisches Ladenlokal am Neumarkt umgezogen. Er bereut den Schritt nicht. Im Gegenteil: " Es war hundertprozentig richtig." Zermürbend sei die Unsicherheit über die Zukunft des Tunnels gewesen. Jetzt habe er Planungssicherheit. Und das Geschäft, so sagt er, " ist besser geworden".

Vorgeschichte

2001 wurde der oberirdische Fußgängerweg geschaffen. Die Laufkundschaft wurde weniger, das Siechtum des Tunnels begann. Die OPG verzichtete auf Mieteinnahmen, um die Mieter zu halten. 2003 entstand die Idee des " Naschmarktes' mit gehobener Gastronomie. Sie wurde als zu teuer verworfen. 2004 entschied sich der Rat mit den Stimmen von CDU und FDP aus Kostengründen für die Minimallösung: Teilschließung und Umbau. Kritiker forderten die Schließung des Tunnels.

Das höchste Gericht soll entscheiden

hin OSNABRÜCK. Der Rechtsstreit um den Umbau des Neumarkttunnels ist noch nicht zu Ende. Theodor Bergmann will seinen Fall vor das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bringen, wie er jetzt mitteilte. Bergmann hat das verbriefte Recht auf eine unterirdische Fußgänger-Verbindung zwischen seinen Häusern an der Großen Strafte (H& M) und Öwer de Hase (Sportarena). Seit dem Umbau ist die Verbindung gekappt. Das Verwaltungsgericht Osnabrück hatte ihm Recht gegeben, das Oberverwaltungsgericht Lüneburg zu Gunsten der Stadt entschieden. Jetzt will Bergmann ein höchstrichterliches Urteil. Dazu muss er aber erst erreichen, dass die Revision zugelassen wird.

Was halten Sie von der Neumarkt-Passage?

" Schön und geschmackvoll" - " Die Raupe holen und platt walzen" - " Schwerer Zugang für Behinderte"

Herta Zerres (70) bedauert. dass es für behinderte Menschen keine einfach zugängliche Toilette gibt. Die Millionen hätten besser Armen geschenkt werden sollen.

Angela Galander (67) würde am liebsten eine Raupe holen und alles platt walzen. Die Neuerung erträgt sie kaum und trauert dem alten Tunnel zu hundert Prozent nach,

Für Katharina Korel (21) und Cathleen Himmler (19) ist die Passage schön und geschmackvoll gestaltet. Dass sich der Aufwand wirklich gelohnt hat, bezweifeln die beiden aber. Denn die Bürger nutzten weiterhin den kurzen Weg über die Straße. Sie selber gehen auch nur bei kaltem und nassem Wetter durch den Tunnel.

Martin Danner (38) findet den Tunnel ungemütlich. Um einen Kaffee zu trinken, würde er sich nicht dort hinsetzen. Er nutzt den Tunnel nur, um vor Regen zu flüchten.

Für Michael Schmitt-Boeger (42) ist die Optik ansprechend. Die Investitionen hätten sich gelohnt, jetzt müsse man abwarten, wie sich die Passage weiterentwickele.
kwe / Fotos; Gert Westdörp

Anstoßen zum Tunnel-Geburtstag? Ein Jahr nach der Eröffnung der Neumarkt-Passage ist eine gewisse Ernüchterung eingekehrt. Die Bilanz: Optisch ein Gewinn, finanziell ein Verlust. Da bleiben die Sektgläser halt leer...
Foto: Gert Westdörp
Autor:
Wilfried Hinrichs, kwe


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