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Dunkle Geschichte zwei Meter unter der Erde
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Hobby-Historiker Jürgen Labrenz ist auf der Suche nach Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg in und um Osnabrück
Artikel:
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Originaltext:
Dunkle Geschichte zwei Meter unter der Erde

Hobby-Historiker Jürgen Labrenz ist auf der Suche nach Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg in und um Osnabrück

Von Dorte Eilers

Osnabrück
Mit einem lauten Scheppern fällt die schwere Eisentür zur Seite. Jürgen Labrenz Augen leuchten. Dunkelheit und ein fauliger Geruch schlagen ihm entgegen. Das ist seine Welt. Seit zwei Jahren ist der Hobby-Historiker auf der Suche nach Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg. Hier im Hasepark ist er wieder einmal fündig geworden.

" Ich finde es total spannend, mich auf diese Weise mit der Geschichte Deutschlands zur Zeit des Zweiten Weltkriegs zu beschäftigen", erklärt Labrenz. " Die Bunker in und um Osnabrück nimmt eigentlich keiner so recht wahr. Oftmals werden sie sogar achtlos als Müllhalden benutzt." Labrenz schüttelt über so viel Missachtung den Kopf. Die Bunker seien historische Dokumente und erzählten so viel über die Not und das Leid der Menschen damals, vor allem über ihren Überlebenswillen.

" Osnabrück wurde in der Endphase des Krieges besonders stark bebombt", erklärt der Hobby-Historiker. " 1943 jedoch flogen die Bomber noch über die Stadt hinweg Richtung Berlin. Die Menschen hier hatten knapp ein Jahr, um sich auf die drohende Gefahr aus der Luft vorzubereiten."

Oft seien Bunker einfach in den Garten gesetzt worden, da Luftschutzkeller zu unsicher gewesen seien, wenn das ganze Haus darüber zusammenkrachte, so Labrenz. Die Materialien habe die Stadt geliefert, zur Maurerkelle hätten die Osnabrücker selber greifen müssen. 21 Bunker hat Jürgen Labrenz bereits auf seiner Osnabrück-Karte mit roten Klebepunkten markiert. Jedes Wochenende ist er mit seiner Freundin Daniela Althaus unterwegs, um weitere Schutzräume zu suchen. Den Bunker im Hasepark entdeckte er zufällig beim Mountainbikefahren. " Der war wohl für die Arbeiter bei Klöckner gedacht", erzählt Labrenz und deutet auf die freie Fläche, auf der einst die Werkshallen standen.

Obwohl der Anblick der verwitterten Treppe, die in eine dunkle Tiefe führt, nicht gerade einladend ist, klettert der junge Mann behände hinab, hält jedoch kurz darauf inne " Oh, da unten wohnt wohl noch jemand", ruft er und weicht zwei Schritte zurück. " Da brennt Licht!" Also lieber wieder ab nach oben. " Sonst begegnen einem nur Spinnen, Mäuse und ganz selten mal Fledermäuse", sagt Labrenz erstaunt. Seine skurrilste Entdeckung jedoch machte er in einem Bunker in Belm. " Hier hat wohl mal eine Band geprobt", sagt er und deutet auf einen Noten-und einen Mikrofonständer.

Dass diese unterirdischen Abenteuer gefährlich werden könnten, weiß der junge Mann. Aber abgesehen von aufgeschlagenen Knien sei ihm noch nichts passiert. " Wenn wir zu zweit unterwegs sind, bleibt immer einer draußen. Mit Handy-Empfang ist da drinnen nämlich nicht viel", lacht Jürgen Labrenz und scheint doch den Nervenkitzel zu genießen. Am liebsten würde er als nächstes einen Verein gründen. " Zusammen könnten wir die zahlreichen Bunker in Osnabrück dann endlich mal gründlich aufräumen und sanieren."

Wer hat noch einen Bunker im Garten?

Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg gibt es noch an vielen Stellen in Osnabrück. Ob öffentlich oder privat - wir wollen solche Schutzräume in unserer Zeitung vorstellen. Wenn auch Sie einen Bunker im Garten oder im Keller haben, schicken Sie uns bitte eine Mail an stadtteile@ neue-oz.de oder rufen Sie uns an: 0541 / 3106 39.

DER ZUGANG IST OFT MÜHSAM UND NICHT UNGEFÄHRLICH: " Viele benutzen diese historischen Bauten oft als Müllhalde", schimpft Jürgen Labrenz. " Hier müsste man einmal kräftig aufräumen."
Fotos: Gert Westdörp

DIE LUFT IST STICKIG UND DAS ATMEN FÄLLT SCHWER: Jürgen Labrenz in einem Bunker bei Beim. Auf einer Landkarte hat er alle ihm bis jetzt bekannten Bunker eingezeichnet.
Autor:
Dorte Eilers


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