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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Neue Straßenbahn fährt erstmals im Probebetrieb
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Osnabrück im Januar 1906: Die Stadt wächst und baut - Straßenbahn, Eisenbahnunterführungen, Wohngebiete
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Originaltext:
Neue Straßenbahn fährt erstmals im Probebetrieb

Osnabrück im Januar 1906: Die Stadt wächst und baut - Straßenbahn, Eisenbahnunterführungen, Wohngebiete

Von Christiana Keller

Osnabrück
Gleich zu Beginn des neuen Jahres tagten die städtischen Kollegien im Rathaussaal und begannen die Etat-Beratungen. Die Haushalte von Sparkasse und Stadtkrankenhaus, von Armenkasse und Lesehalle, der neue Kinderhort, die Verbreiterung der Eisenbahnunterführung an der Petersburg und die anstehende Renovierung der Stadtwaage waren Themen, die zum Teil sehr kontrovers diskutiert wurden.

Die Bevölkerungsstatistik von 1905 lag schon am 12. Januar vor und gab an, dass in Osnabrück täglich fünf Menschen geboren wurden und drei starben. Die Zukunft sah also rosig und gesichert aus!

Für die neue elektrische Straßenbahn in Osnabrück bekam die Stadt eine Urkunde der Königlichen Regierung, die alle Modalitäten aufführte und sogar die jeweiligen Höchstgeschwindigkeiten der Strecken festlegte.

Am schnellsten dürfte die Bahn auf der Lotter Straße und am Kronprinzenwall fahren, ganze 15 Stundenkilometer! Die übrigen Etappen sollte die neue Straßenbahn mit Tempo 10 bis 12 befahren. Am 17. Januar schon klingelte die erste Bahn durch die Stadt - zuerst aber nur als Probefahrt ohne Passagiere.

Jeden Tag sollte die Bahn im Sieben-Minuten-Takt fahren, von 6.30 bis 21.45 Uhr, wenn die letzte Bahn in das Depot fuhr. Am 29. oder 30. Januar 1906 hoffte man die Bahn dem Verkehr übergeben zu können, bis dahin mussten die Handwerker noch fleißig an den letzten Baustellen tätig sein, denn einige Korrekturen und Pflasterungen waren noch nicht abgeschlossen. Tatsächlich dauerte es dann mit dem Linienbetrieb bis in den Mai.

Die Stadt wuchs und plante für das neue Jahr die " Aufschließung" der vorderen Wüste. Zwischen der Laischaftsstraße und dem Schnatgang sollten Mehrfamilienhäuser entstehen. Das Bauerwartungsland wurde seit längerem von verschiedenen Straßen durchzogen, jetzt galt es, die Kanalisierung zu beantragen. Besitzer und Interessenten der Baugrundstücke lud man in das Bauamt zur Vorsprache ein.

Außergewöhnlich warme Witterung lockte die Bienenvölker im Januar vor der Zeit ins Freie, doch die Osnabrücker Zeitung schrieb: " Ein warmer Tag macht noch keinen Frühling." Bereits am Abend lagen viele hundert Tiere tot auf der Erde um die Bienenkörbe.

Überragende Beachtung fand eine Vortragsserie über Pflege und Gesundheit, die auch den aktuellen Wohnungsnotstand behandelte. Die Erkenntnisse der Zusammenhänge von Krankheit und Hygiene mussten 1906 mithiIfe von Vorträgen aufklärend vermittelt werden, um zur Gewohnheit und allgemeinem Gedankengut zu werden. Es gab kaum Unterkünfte, die den Forderungen gerecht wurden. Frische Luft, Licht in genügendem Maße, keine Feuchtigkeit in den Wänden und günstige hygienische Zustände waren für die meisten Stadtbewohner noch lange nicht in Sicht. Die Menschen lebten in übervollen, engen Wohnungen, vielfach im Souterrain und im Erdgeschoss, die nur wenig Schutz von der eindringenden Kälte und Nässe boten, es gab noch keine sichere Isolation der Fundamente.

Der Vortragende schlug den neuen Baustoff Beton als Abschirmung vor und berichtete auch über Materialien, die verhindern sollten, dass Dachwohnungen im Jahresverlauf nicht zu kalt und nicht zu warm wurden. Insgesamt drei Vorträge wurden mit großem Interesse angenommen.

Wind und Dauerregen hielt die Stadt dann am ersten Straßenbahntag fest im Griff. Ende Januar warf eine Sturmfront Bäume um und deckte Häuser ab. In ganz Norddeutschland tobte das Unwetter, und Hamburg wurde von einer Sturmflut überschwemmt.

KATASTROPHALE HYGIENISCHE VERHÄLTNISSE machten neue Wohngebiete erforderlich: Hier eine Arbeiterküche um 1900. Foto: StA Münster
Autor:
Christiana Keller
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