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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Die ganze Stadt vom Schneesturm kalt erwischt
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Matsch auf den Straßen, nasse Füße, Stromausfall: Osnabrück erlebt einen Wintereinbruch wie noch nie
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Originaltext:
Die ganze Stadt vom Schneesturm kalt erwischt

Matsch auf den Straßen, nasse Füße, Stromausfall: Osnabrück erlebt einen Wintereinbruch wie noch nie

Osnabrück d.
Plötzlich ist die ganze Stadt dunkel. In den Kaufhäusern stoppen die Rolltreppen, die Geldautomaten streiken und in den Imbissbuden wird das Pommesfett kalt: Schneechaos, Sturmböen mit zerfetzten Regenschirmen und immer wieder Stromausfälle gestern Nachmittag: Der Winter hat die Stadt kalt erwischt. Seit zwei Tagen hatten die Meteorologen zwar vorhergesagt, dass es Schnee geben würde. Aber so viel?

Am Mittag noch waren es nur die nassen Füße, über die die Passanten in der Innenstadt schimpften. Seit dem frühen Morgen hatte es Schneeregen gegeben. Überall bildeten sich Pfützen, Matsch türmte sich an den Wegen.

Mittagspause, Weihnachtsmarkt. Manuela Schmidt öffnet am Würstchenstand ihre Handtasche. Platsch. Ein dicker Schneeklumpen fällt mitten hinein. Alles nass, Trocknungsversuche im Büro. Nebenan stehen die nassen Treter des Kollegen auf einer Zeitung, innen mit Papier ausgestopft. Eine andere Kollegin fragt sich, ob die bis zu den Knien nasse Hose bis zum Feierabend trocknen wird.

Ab 12.30 Uhr nehmen die Probleme der Busse zu. Keine Chance, am Fürstenauer Weg, Schinkelberg oder Nonnenpfad die Osnabrücker Mini-Berge hochzukommen. " Die Stadtwerke streuen ihre Routen nicht mehr selber", sagt Sprecher Ulf Middelberg. Erhebliche Verspätungen sind die Folge, erst nach 15 Uhr kommen die Fahrpläne langsam wieder " in den Tritt" - allerdings nur bis zum Abend als erneut der Schnee in Massen fällt. Um 21 Uhr wird der Stadtbusverkehr ganz eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt beträgt die Schneehöhe überall mindestens 30 Zentimeter, in Verwehungen deutlich mehr.

Den ganzen Tag über macht auch der " vorsichtige Fahrstil" vieler Autofahrer, wie Middelberg es diplomatisch ausdrückt, den Busfahrern zu schaffen. Im Feierabendverkehr bilden sich Staus, auf den Autobahnen am Stadtrand geht nichts mehr. Wer eben kann, versucht schon am Mittag schnell nach Hause zu kommen. Wer weiß, ob es später noch geht. Eine Stunde von GMHütte in die Stadt - das ist noch wenig. Eine Lehrerin braucht zwei Stunden von Bramsche in die heimatliche Dodesheide. Das ist nichts gegen das Chaos auf den Autobahnen, wo am späten Nachmittag alles zusammenbricht. Erst gegen 16 Uhr werden zumindest die Straßen in der Stadt immer leerer.

Dann kommt der Stromausfall. Lichter in den Häusern flackern, Computer stürzen ab. " Spannungseinbrüche auf den Überlandleitungen der RWE, die können wir nicht ausgleichen", sagt Stadtwerke-Sprecher Robert Woggon.

Auch die Ampeln werden dunkel. Am Berliner Platz schlittern die Autofahrer vorsichtig mitten in die Kreuzung hinein, vergrößern das Chaos, das sowieso schon auf allen Ausfallstraßen herrscht. In den Geschäften fallen reihenweise die Kassensysteme aus, vorsorglich schließen die meisten Geschäfte schon gegen 18 Uhr. Gerüchte gehen um, es gebe Plünderungen. Es sind nur Gerüchte.

An mehreren Stellen haben die noch belaubten Bäume die nasse Schneelast nicht ausgehalten, kippen um. Zum Beispiel an der Lichtenbergstraße, der Klöcknerstraße, der Lilienthalstraße. Insgesamt 20 Baumeinsätze verzeichnet die Feuerwehr bis 16 Uhr, ein Ende ist nicht in Sicht. Am Fürstenauer Weg rutschen Autos in Serie in den Graben. " Chaos" beschreibt Polizeisprecher Georg Linke schlicht die Lage.

Es hagelt Absagen. Für den Elternsprechtag in der Domschule, die Wahlkreiskonferenz der SPD in Fürstenau, den Firmenausflug zum Weihnachtsmarkt. " Bleibt bloß zu Hause", hören nicht nur die Menschen im Landkreis, die eigentlich nach Osnabrück fahren wollten.

" Sinnloses Unterfangen, gerade gefegt, schon wieder zugeweht", beschreibt Karl-Heinz Muchow vom Abfallwirtschaftsbetrieb die Bemühungen der Männer von der Straßenreinigung und vom Grünflächenamt, die Gehwege frei zu halten.

Die Mitarbeiter in den Einsatzzentralen von Polizei und Feuerwehr sind verwundert, dass in all dem Chaos kaum Notrufe eingehen. Zwei Alarmmeldungen rufen jedoch sofort das Technische Hilfswerk auf den Plan: Im Klinikum gibt es Probleme mit dem Notstromaggregat, im Zoo fallen die Pumpen für die Aquarien aus. Das THW hilft mit Notstrom.

Im Laufe des Abends wird aus dem Strom- wieder ein Schneechaos. Taxen sind kaum zu finden, im Bahnhof stranden Reisende. Und es schneit und schneit und schneit...

Bettenexpress

Hilfsbereitschaft im Chaos: Ein Osnabrücker Bettenhaus hatte am Vormittag Bettdecke und Kopfkissen einer 78-jährigen Osnabrückerin zum Reinigen abgeholt - ihr einziges Bettzeug. Es sollte, wie die Decken anderer Kunden, bis zum Abend zurück gebracht werden. Doch dann das Schneechaos. Die Firma zeigte großes Herz: Ein Mitarbeiter brachte am Abend die wärmenden Decken der Rentnerin zurück: Er war, weil der Firmentransporter nicht mehr fahren konnte, den Weg zu Fuß von der Hannoverschen Straße bis in die Innenstadt gelaufen - Decken und Kissen dreifach verpackt unter dem Arm.

GAR NICHT SO EINFACH: Die Räumfahrzeuge hatten große Probleme, durch das Verkehrschaos vorwärts zu kommen. Die Autofahrer machten ihnen keine Gasse frei.

WOHL DEM, DER IM WARMEN AUTO SITZT: Fußgänger hatten gestern Mühe, sich ihren Weg durch das Schneetreiben zu bahnen. Hier überquert eine Frau den Übergang an der Osnabrücker Stadthalle

AM ANFANG WAR ES NOCH SPASS: Und in der Stadthalle hat es auch jemand gemerkt.

POSTKARTENIDYLLE vor dem Hauptbahnhof: Für die Reisenden warr der Zwangsaufenthalt allerdings weniger gemütlich.

KEIN SCHNEEVERGNÜGEN: Wer sich gestern nach draußen wagte, kam mit nassen Schuhen nach Hause. Dagegen hilft nur Zeitungspapier.
Fotos: Michael Hehmann und Klaus Lindemann
Autor:
d.


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