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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Langsam wuchs ein Nobel-Viertel heran
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150 Jahre Eisenbahn in Osnabrück (2): Bahnhofsbau und Stadterweiterung
 
Im 19. Jahrhundert war die Eisenbahn Motor des Fortschritts und beflügelte den Städtebau
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Originaltext:
150 Jahre Eisenbahn in Osnabrück (2): Bahnhofsbau und Stadterweiterung

Langsam wuchs ein Nobel-Viertel heran

Im 19. Jahrhundert war die Eisenbahn Motor des Fortschritts und beflügelte den Städtebau

Von Rolf Spilker

Osnabrück
Erreichte ein Eisenbahnreisender Osnabrück im Jahre 1855 und machte sich vom soeben eröffneten Hannoverschen Bahnhof auf in die Innenstadt, breitete sich vor Ihm ein ausgedehntes, nahezu unbebautes Areal aus. Die noch weitgehend erhaltenen Befestigungsanlagen der Stadt waren in einiger Entfernung auszumachen, und der noch nicht regulierte Lauf der Hase mit der Haseniederung vor dem Herrenteichstor vermittelte nicht den Eindruck, dass hier in den nächsten Jahren die größte Stadterweiterung Osnabrücks seit über 600 Jahren erfolgen würde. Es wurde das erste energische Hinausdehnen der Stadt über ihren mittelalterlichen Gürtel hinaus.

Das Industriezeitalter - die neue Zeit - war mit der Eisenbahn bis an die noch stark ackerbaulich geprägte Stadt lediglich herangerückt. Erst In den kommenden Dezennien sollte sie von ihr ganz Besitz ergreifen. Mit den seinerzeit bereits angelegten schnurgeraden Straßen, die dazu dienten, den Bahnhof mit der " alten" Stadt zu verbinden, war dieser Weg allerdings vorgezeichnet. So existierte ein einheitlicher Bebauungsplan, aufgestellt durch Stadtbaumeister Wilhelm Richard (1816-1900), der die Entwicklung des neuen Stadtteils entsprechend betrieb.

Zweifelsohne war die Eisenbahn das augenfälligste Merkmal der industriellen Revolution. Als Leitsektor hatte sie maßgeblich den Aufschwung weiterer Industrien beschleunigt, sie eröffnete dem Handel völlig neue Dimensionen, krempelte das Zeit- und Raumempfinden der Menschen um und trug nicht zuletzt zur Demokratisierung des Reisens bei. Mit dem Beginn des Eisenbahnzeitalters ging allerdings eine weitere, umfassende Veränderung der menschlichen Lebenswelt einher - die rasante Entwicklung und Ausdehnung der Städte in einem vorher nie gekannten Ausmaß.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts zählte Osnabrück knapp 15000 Einwohner, die bis auf wenige Ausnahmen innerhalb des alten Stadtgebietes (westlich der Hase) lebten. Infolgedessen bewirkte das neu erschlossene Areal eine grundlegende Veränderung derüberkommenen Strukturen. Und: Mit den Jahren entwickelte sich der Stadtteil zu einem gefragten Geschäftsund Wohnviertel. Johannes Miquel etwa, Bürgermeister der Stadt von 1865 bis 1870, bewohnte während seiner gesamten Amtszeit ein Haus an der Bahnhofstraße, ganz in der Nähe des Hannoverschen Bahnhofes.

Hochherrschaftlich war das Entree

Den Mittelpunkt des neuen Stadtteiles bildete der am Kreuzungspunkt von Bahnhof- (seit 1895 Wittekind-) und Schillerstraße gelegene Schillerplatz, der sich in der Art eines erweiterten Entrees dem fremden Besucher öffnete, wenn dieser vom Bahnhofgebäude aus den Weg in die Innenstadt nahm. Repräsentative Gebäude, unter dem Einfluss Stadtbaumeister Richards allesamt im zeitgemäßen Rundbogenstil aufgeführt, bildeten eine ansprechende Kulisse für den Platz. Nicht weniger qualitätvolle Bauten entstanden auch im näheren Umfeld, das Königliche Hauptzollamt (Wittekindplatz 8) etwa, oder die Bankgebäude, die an Bahnhof- und Schillerstraße errichtet wurden.

In diesem Bereich und in Richtung Schlagvorder- und Goethestraße konzentrierte sich die Ansiedlung bis in die 1890er Jahre. Die Bebauung des weiter östlich gelegenen Gebietes erfolgte dagegen erst im Zusammenhang mit dem Bau des Zentralbahnhofes. Hinter der Bahn indes etablierte sich nach und nach das erste Industriegebiet Osnabrücks.

Die beschriebene Stadterweiterung brachte es mit sich, dass ein Ort an Bedeutung gewann, der bis dahin von eher marginaler Bedeutung war - der Kollegienplatz (ab 1866 Neumarkt). Für das Zugeständnis, den ersten Bahnhof im Osten vor der Stadt anzulegen, hatte die Eisenbahndirektion von der Stadt im Gegenzug den Bau einer Straße zwischen dem Hannoverschen Bahnhof und der Neustadt verlangt, die der besseren Anbindung dorthin dienen sollte.

Den Hasefluss überspannte man mit der Kollegienbrücke, und zwischen Bahnhof und Kollegienplatz erstreckte sich bald die Bahnhofstraße, die mit den Jahren als Teil der städtischen Ost-West-Durchfahrt immer mehr Bedeutung erlangte.

SCHILLERPLATZ UND HANNOVERSCHER BAHNHOF. Auf dieser Bleistiftzeichnung von Friedrich Gottlieb Müller aus dem Jahr 1865 erscheint der Bahnhof hinten rechts.
Foto: Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück
Autor:
Rolf Spilker


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