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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Eine große Bahn-Ära geht zu Ende
 
Zur Sache: Das Konzept der Bahn
Zwischenüberschrift:
Die letzten 16 Lokführer verlassen heute die Einsatzstelle Osnabrück
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Eine große Bahn-Ära geht zu Ende

Die letzten 16 Lokführer verlassen heute die Einsatzstelle Osnabrück

" Der Kunde wird die Veränderungen kaum bemerken, für uns und für den Bahnhof Osnabrück aber geht in gewisser Weise eine Ära zu Ende", sagt Lokführer Bernhard Kovermann. Denn mit der Fahrplanänderung am heutigen Samstag werden auch die letzten 16 Lokführer der Einsatzstelle Reise und Touristik der Deutschen Bahn Osnabrück verlassen. Die meisten werden nach Bremen, Hannover und Dortmund versetzt.

Die von ihnen gelenkten InterRegio-Züge der Linie 16 von Amsterdam (Schiphol) nach Berlin sowie Osnabrück bzw. Münster nach Berlin werden zukünftig die neue Linie 77 als InterCity fahren. Schon vor den Lokführern gegangen sind die Zugbegleiter, also Schaffner und anderes Begleitpersonal, und schließlich die Wagenmeister, die sich um Reparaturen und Wartung kümmern. Auch gereinigt werden die Züge nicht mehr in Osnabrück. " Die letzten machen das Licht aus, dann ist die Einsatzstelle gestorben", sagt Kovermann mit wehmütigem Unterton.

Gerne erinnert sich der Ortsgruppenvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer an " brillante Zeiten", in denen Osnabrück der bedeutendste Bahnhof im Norwesten Deutschlands war.

Beim Stöbern in Bahn-Archiven fallen dem Geschichtsfan manchmal alte Bilder und Aufzeichnungen in die Hände. Etwa aus der Zeit, als es noch den " Hannoverschen Bahnhof" in der Nähe des Berliner Platzes und den " Bremer Bahnhof" am Klushügel in Schinkel ab, bis 1895 der heutige Hauptbahnhof mit zentraler Lage in der Stadt entstand.

" Für die Wirtschaft im Norden Deutschlands hatte der Osnabrücker Bahnhof eine hervorgehobene Funktion", sagt der Eisenbahner. Alle wichtigen Wirtschaftszentren wurden angefahren. 1968 dann folgte im nordwestlichen Raum die Umstellung des gesamte Schienenverkehrs auf E-Lokomotiven. Mit der größeren Reichweite von E-und Dieselzügen schwand auch die Bedeutung des hiesigen Bahnhofs. " In den 60er Jahren war man stolz, dass hier bis zu 35 Schnellzugmaschinen der Baureihe 01.10 stationiert waren. Sie fuhren bis Hamburg, Köln und Aachen und hatten eine Tagesleistung von 980 Kilometern", erinnert sich Kovermann

Selbst lernte er noch " zur großen Dampfzeit", als Maschinenschlosser bei der Bundesbahn, ab 1969 dann als Lokführer. Mehrere Jahre lang verdiente er sein Brot als Heizer, bis er auf Diesel- und dann auf E-Loks eingesetzt wurde. Koblenz und Kassel fuhren Kovermann und Kollegen vom Hauptbahnhof aus direkt an, weitere Ziele waren, bei fliegendem Wechsel des Teams in Osnabrück, Kiel, Aachen und Braunschweig. Und nicht zuletzt sei Osnabrück immer " Knotenpunkt" gewesen, wo " internationale Verbindungen verkuppelt" wurden oder es " Anschluss auf internationale Verbindungen" gab, etwa mit dem D 333 " Fredericia" nach Kopenhagen.

" Die stetigen Optimierungen des Personalplans haben dann zu einem immer weiteren Stellenabbau geführt", erzählt der 54-Jährige. So hatten Anfang 1994 450 Lokomotivführer aus den Bereichen Fern-, Nah- und Güterverkehr ihre Einsatzstelle in der Hasestadt, zuvor waren es 550. Mit dem Aufbau der Einsatzstelle Reise und Touristik waren es 55. Nach deren Schließung werden noch 55 Lokführer im Bereich DB Regio und 130 Lokführer für die DB Cargo ihren Dienst in Osnabrück versehen.

Der letzte InterRegio Richtung Hannover fährt übrigens heute Abend um 21.07 Uhr (Gleis 11), der letzte InterRegio in Richtung Münster um 22.58 Uhr (Gleis 3). Dann geht, zumindest für den Fernverkehr aus Osnabrück, " das Licht aus". (klm)

Zur Sache: Das Konzept der Bahn

" Marktorientiertes Angebot" (MORA) heißt das Gesamtkonzept, nach dem die Deutsche Bahn AG ihre Personal- und Marktpolitik verbessern will. " Die Versetzung der Lokführer ist dabei eine innerbetriebliche Maßnahme, um Kräfte an Standorten zu konzentrieren", sagt Hans-Jürgen Frohns, Pressesprecher für den DB-Regionalbereich Nord.

Auf betriebsbedingte Kündigungen sei verzichtet worden, einige Lokführer gingen in den vorzeitigen Ruhestand. Von einer Vorruhestandsregelung weiß Bernhard Kovermann von der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer hingegen nichts. " Überhaupt hätte ich mir gewünscht, dass unsere Vorschläge bei der Auflösung der Einsatzstelle Reise und Touristik berücksichtig worden wären", sagt er.

Die Bahn habe ihre Entscheidungen aber kompromisslos alleine getroffen. " Die meisten von uns sind zwischen 50 und 55 Jahre alt. Sie kommen aus der Stadt oder dem Umland und werden nicht umziehen. Sie müssen jetzt sehen, wie sie zu ihren neuen Einsatzorten kommen", erklärt der Familienvater aus Hagen.

Frohns spricht in diesem Zusammenhang von " Flexibilität". Wie in anderen Wirtschaftsbereichen müssten sich die Beschäftigten der betrieblichen Situation anpassen. (klm)

BIS 1970 fuhr dieser schnittige Dieseltriebwagen der Baureihe VT 11 auf den Fernstrecken ab und bis Osnabrück. Später wurden komfortablere E-Loks vor die Züge gespannt - ein Teil der langen Geschichte des Fernverkehrs aus Osnabrück, die heute Abend endet.

Autor:
klm


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