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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Gras mühsam aus den Ritzen kratzen - Nein!
 
Die Waffen gegen Pflastergras
Zwischenüberschrift:
Experte: Ruhe bewahren und genießen
 
Es geht auch anders
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Gras mühsam aus den Ritzen kratzen - Nein!

Experte: Ruhe bewahren und genießen

Osnabrück (hin) Können Sie entspannt zuschauen, wie sich auf Ihrer Terrasse das Gras zwischen den Steinritzen emporzwängt? Dr. Gerhard Lohmeier kann das. Er freut sich sogar über die grünen Emporkömmlinge.

An der Steinritzenvegetation scheiden sich die Geister. Sprießendes Grünzeug auf der Auffahrt oder Terrasse ist für manchen ein Zeichen für Unordnung und Faulheit. Lohmeier kennt das. " Na, da solltest du auch mal was machen", habe erst kürzlich ein befreundeter Gärtner fallen lassen. Nein, sagt er dann: " Ich nehme nur die Freude über die Blumen wahr."

Veilchen, Spitzwegerich, Gras und Glockenblumen haben sich durch die Ritzen gearbeitet und gedeihen prachtig, obwohl sie auf schmalem Fuß leben müssen. Die Glockenblumen tragen zurzeit pralle, lila-blaue Blüten. " Ist doch ein toller Anblick", sagt Lohmeier.

Vor seiner Pensionierung lehrte er an der Katholischen Fachhochschule Sozialpädagogik - und versuchte seinen Studenten zu vermitteln, sich auf die Natur einzulassen. Heute ist er Umweltberater der Spedition Hellmann, die viele der Lohmeierschen Anregungen in die Tat umgesetzt Hnt. Das größte Gründach in Osnabrück befindet sich, nun raten Sie mal, auf einem Gebäude der Firma Hellmann. Besonders viele Gedanken macht sich Lohmeier über die großen, mit Stein oder Asphalt versiegelten Höfe der Hellmann-Niederlassungen. Die Lastwagen sind schwer und brauchen Platz zum Rangieren. Gitterpflaster lässt den Regen uneingeschränkt versickern, hält aber oft den Belastungen nicht stand. Es macht also nichts, wenn hier und dort Grünzeug den Weg durch die Steinritzen findet. " Was ich bei Hellmann predige, kann ich zu Hause nicht bekämpfen", sagt Lohmeier und zeigt auf den Spitzwegerich unter seinen Füßen.

Welche Kraft Pflanzen entwickeln können, zeigt ein Beispiel aus Bielefeld: Auf einem Hellmann-Gelände durchstieß ein Pilz die Asphaltdecke. Die Mitarbeiter stellten den Wiesen-Egerling unter Schutz, indem sie einen Drahtkasten darüber stülpten.

Die Steinritzenvegetation trage zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Zugegeben, in einem ganz geringen Umfang, aber immerhin, meint Lohmeier. Die Moose und Gräser würden Feinstaub binden, über den ja alle Welt jetzt diskutiere. Zugegeben, auch nicht " tonnenweise", wie er ergänzt. Über weitere Vorzüge müsse man nicht viele Worte verlieren: kein Ritzen kratzen, keine Chemie im Garten und mehr Zeit, die Pracht zu genießen.

Lassen wir also alles wild wuchern wie auf dem Ledenhof? Nein, nein: Lohmeier winkt ab: Man müsse unterscheiden zwischen " naturnah" und " verwahrlost". Der Ledenhof mache einen verwahrlosten Eindruck. Das ließe sich schnell ändern. Sein Vorschlag: Man stelle ein Bauschild auf mit dem Hinweis, dieser Platz werde neu gestaltet. Und bis die Arbeiten beginnen könnten, werde hier sichtbar, wie sich die Natur einen städtischen Platz zurückerobere.

WENN DAS GRÜNZEUG durch die Steinritze sprießt, freut sich Dr. Gerhard Lohmeier. Sein Enkel Leon wässert die robusten Pflanzen nur einmal fürs Foto.
Fotos: Michael Hehmann

STARKES STÜCK: Hellmann-Mitarbeiter stellten diesen Wiesen-Egerling auf einem Gelände in Bielefeld unter Schutz.

AUF DEM LEDENHOF sollte ein Schild stehen: Bis zur endgültigen Renovierung darf sich die Natur den Platz zurückerobern.

GLOCKENBLUMEN vor der Garage, warum nicht?

Es geht auch anders

Die Waffen gegen Pflastergras

Der Fachmarkt biete ein Waffenarsenal für den Kampf gegen die Steinritzenvergetation. Wir haben uns von Klaus Kowaljow im Hagebaumarkt in Lüstringen beraten lassen.

Gift: Einfach und bequem, aber mit ökologischen Nebenwirkungen. Die Mittelchen gegen die unerwünschten Gräser darf nicht jeder kaufen, aber das Gesetz bietet reichlich Schlupflöcher. Laut Gesetz, dürfen nur Landwirte und Gärtner die Chemie einsetzen. Privatleute dürfen sie nur auf unbefestigte Flächen auftragen, auf denen Wasser versickern kann. Auf Bürgersteigen oder befestigten Hofeinfahrten sind die Mittel tabu, weil sie in die Regenkanalisation geschwemmt werden können. Die Vorschriften sind so eindeutig wie die Tatsache, dass viele sie ignorieren.

Feuer: Wird oft falsch angewandt. " Die deutsche Mentalität ist so, dass sofort alles weg sein muss", sagt Fachmann Klaus Kowaljow. Also wird mit dem Feuerstrahl aus dem Gasbrenner das Gewächs restlos verkohlt. Dabei würde ein kurzes Erhitzen genügen, damit die Pflanzen eingehen. Es dauert halt ein paar Tage. 19, 95 kostet ein ordentlicher Brenner. Er sollte eine eigene Zündvorrichtung (Piezzo-Zundung) haben, also nicht mit Streichholz entfacht werden müssen.

Eisen und Stahl: Umweltschonend, aber zeitraubend. Die Standardwaffe ist der Kratzer mit Winkelklinge, Die einfache Variante mit Blechklinge gibt' s ab 1, 99 Euro. Diese Klinge hält für eine Garagenauffahrt, sagt Kuwaljow. Stahl-Klingen halten einen Sommer durch. Gute Kratzer können mit einer Teleskopstange verlängert werden. Das macht aufrechtes Arbeiten möglich. Bewährt haben sich Kratzer mit drei schwingenden Zinken. Einer der drei Spieße trifft immer das ungebetene Grünzeug. Kowaljows Favorit ist aber der " Rillenfix", eine Neuheit aus Schleswig-Holstein. Die Spitze besteht aus einer Wolfram-Stahl-Legierung. Der Hersteller gibt darauf fünf Jahre Garantie. Der " Rillenfix" ist in einem Test des Mitteldeutschen Rundfunks zum besten Gerät erklärt worden. Danach sei die Nachfrage rapide gestiegen, sagt der Fachmann.

GIFT zu sprühen ist bequem, aber nur mit Genehmigung erlaubt.

BLECHKLINGEN sind nach einem Durchgang stumpf, Stahl hält einen Sommer.

DER FLAMMENWERFER muss die Pflanze nur erhitzen, nicht verbrennen.

DER " RILLENFIX" ist der Favorit von Klaus Kowaljow.
Autor:
hin


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