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Den großen Saal auch als Turnhalle genutzt
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"Tivoli" an der Iburger Straße: Vom beliebten Ausflugslokal der Jahrhundertwende zur Spielhalle
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zeitreise am Schölerberg

Den großen Saal auch als Turnhalle genutzt

" Tivoli" an der Iburger Straße: Vom beliebten Ausflugslokal der Jahrhundertwende zur Spielhalle

Schölerberg Wie sehr sich die Neustadt seit 1900 verändert hat, zeigen die beiden Aufnahmen vom " Tivoli" an der Iburger Straße. Anfang des 20. Jahrhunderts war das Kaffeehaus mit der verspielten Fassade ein beliebtes Ausflugsziel der Osnabrücker. Heute steht, trotz mehrerer Umbauten, zumindest noch ein Teil des Gebäudes und erinnert an frühere Zeiten.

Um 1912, als die Aufnahme vom alten " Tivoli" entstand, ging es noch beschaulich an der Iburger Straße zu. Kinder spielten an der Chaussee, und für die Wochenendausflügler wurden bei schönem Wetter nicht nur Tische und Stühle im Garten, sondern auch vor die Tür des Kaffeehauses gestellt, damit dort bei Kaffee und Kuchen gemütlich geplaudert werden konnte. Die wenigen Autos, die damals die holprige Straße passierten, wurden damals noch als Sensation und nicht als störend empfunden.

Anton Grodde und seine Frau Mariechen führten das bekannte Haus schräg gegenüber der Einmündung zur Pattbrede ab 1879. In jenen Jahren war es bekannt für Frau Groddes Frikassee, das bei Hochzeits- und Vereinsfeiern gerne aufgetischt wurde. Der große Saal des Kaffeehauses wurde nicht nur für Feierlichkeiten und Versammlungen genutzt: Der Turnverein " Jahn" funktionierte ihn um 1897 zeitweise auch als Übungsstätte für Sportler um.

Der Wirt Hermann Licht ließ nach der Jahrhundertwende eine neue Fassade im Stil der Zeit errichten, die heute noch zum Teil erhalten ist. Kunstvolle Schmuckelemente, verzierte Giebel, kleine Türmchen erzählen von den glanzvollen Zeiten des " Tivoli". Licht warb damals für sein Ausfluglokal in Anzeigen mit zwei schönen Sälen, einer modernen Kegelbahn, einem Kinderspielplatz mit Karussell und einer attraktiven Gartenwirtschaft.

In den 20er und 30er Jahren, als die Bebauung der Iburger Straße stadtauswärts voranschritt, suchten die Spaziergänger ihr Sonntagsvergnügen zunehmend weiter außerhalb der Stadt, und es wurde ruhiger um das " Tivoli". Nach dem Zweiten Weltkrieg zog aber wieder Leben in das Haus ein: Am 1. April 1948 eröffnete Reinhold Erhard hier die " Tivoli-Lichtspiele", ein kleines Kino, das die Neustädter liebevoll ihr " Puschenkino" nannten.

Man saß zwar nur auf Klappstühlen, aber die Neustädter hatten nun ihr eigenes Kino und konnten direkt vor der eigenen Haustür - quasi in " Hauspuschen" - Filme ansehen.

Das kleine Kino hat längst seine Pforten geschlossen, die Gartenanlage ist verschwunden, und als auch der letzte Gastwirt den Betrieb aufgab, zog ein neuer Zweig des Freizeitvergnügens ins " Tivoli" ein: Ein Spielcenter mit Automaten befindet sich heute in einem Teil des umgebauten Gebäudes, daneben lädt eine Pizzeria zu italienischem Essen ein. Dort, wo früher der langgezogene Saal an das Hauptgebäude angeschlossen war, steht heute ein schlichter Neubau, in dem unter anderem die Neustadter Zweigstelle der Stadtbibliothek untergebracht ist.

An das prachtvolle Kaffeehaus der vergangenen Jahrhundertwende erinnert heute nur noch wenig. Eingezwängt zwischen Neubauten steht noch ein Teil der stuckverzierten Fassade des Traditionshauses, an der die vergangenen Jahrzehnte ihre Spuren hinterlassen haben. Und wer genau hinschaut, kann auf einer der Markisen vor der unteren Fensterreihe in verblichenen Buchstaben lesen: " Am alten Tivoli".

AUTOS wurden damals nicht als störend empfunden: Das " Tivoli" an der Iburger Straße auf einer Ansichtskarte um 1912 (aus der Sammlung von Dieter Mehring).

STUCKFASSADE unter Markisen versteckt: Vom Charme des alten " Tivoli" ist heute nicht mehr viel zu erkennen.

Foto:
Klaus Lindemann
Autor:
tos


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