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Keine Chance für neues Wohnmodell?
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Würfel sind schon gefallen: Lüstringer Seniorenheim ist kein Thema für den Rat
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Keine Chance für neues Wohnmodell?

Würfel sind schon gefallen: Lüstringer Seniorenheim ist kein Thema für den Rat

Lüstringen

Bundesweite Beachtung fand Erika Folkens in Berlin bei der Verleihung des Deutschen Bürgerpreises für ihre Osnabrücker Nachbarschaftshilfe. Die Osnabrücker Bürgermedaille bekam sie auch. Ihre Bewerbung für eine im Lüstringer Bebauungsplan vorgesehene Seniorenanlage verlief jedoch unbemerkt im Sande.

Folkens und ein zweiter Bewerber aus der Grafschaft Bentheim bewarben sich mit unterschiedlichen Projektideen für die geplante Wohnanlage im Baugebiet an der Ziegeleistraße. Für das Modell der Gegenseite, ein Pflegeheim plus betreutem Wohnen, hat sich die Sozialverwaltung ausgesprochen. Diesem Votum schloss sich der Ortsrat einstimmig an. Zwei Tage später, am 29. September, nahm der Sozialausschuss in seiner Sitzung die Position der Verwaltung " zur Kenntnis". Wie sich jetzt herausstellt, sind damit die Würfel gefallen.

Grundstückskauf schon fast perfekt

Während die Preistiägerin mit ihrem " alternativen Wohnmodell" noch auf den weiteren Entscheidungsverlauf wartet, will die Grafschafter Konkurrenz schon in dieser Woche das Grundstück kaufen. " Man hielt sich mir gegenüber bedeckt", sagt Erika Folkens. Noch im November habe sie am Rande einer Ratssitzung gehört, der Sozialausschuss müsse erst diskutieren und abstimmen. " Wir sind von einer Entscheidung im Stadtrat ausgegangen."

Die SSB aus Emlichheim verhandelt indes nach eigenen Angaben gerade mit der Niedersächsischen Landgesellschaft (NLG), die das Baugebiet entwickelt. " Wir werden das Grundstück auf jeden Fall kaufen", betont Berthold Klein, Firmeninhaber der Sozial-Service-Beratungs GmbH Emlichheim (SSB).

Erika Folkens wundert sich, dass die beiden Vorschläge nicht " in die politische Diskussion" kommen, damit sei sie nicht einverstanden. " Die Kommune ist doch nachher auch an den Kosten beteiligt."

Das Votum der Verwaltung erklärt Udo Kunze, Leiter des Fachbereichs Soziales und Gesundheit. Er hat sich für die Emlichheimer Lösung ausgesprochen, wegen der 40 stationären Plätze. Lüstringen sei noch " ein weißer Fleck" auf der Versorgungslandkarte. Ohne Station würden Pflegefälle zu kostenintensiv. Zusätzlich gibt es 15 betreute Wohnungen verschiedener Größe auf 5000 Quadratmeter.

Haus soll offen sein für Stadtteilbewohner

Die Firma, die auch das neue Seniorenzentrum Eversburg betreut, biete den günstigsten Pflegesatz in Osnabrück. Im Ortsrat gab es überdies viel Sympathie für die Idee, das Haus für Stadtteilbewohner zu öffnen. Ein Gemeinschaftsraum mit Küchenzugang soll laut SSB für Veranstaltungen und Vereine zur Verfügung stehen. Erika Folkens sieht die kostengünstigere Alternative dagegen in ihrem Modell betreuten Wohnens: 20 barrierefreie Wohnungen von 50 bis 60 Quadratmeter Größe auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück mit " sozialverträglichen" Mieten bis 7, 50 Euro/ qm und 15 ambulantenTagespflege-Plätzen im Haus.

Die Mieter sind autonom, können ohne Betreuungspauschale frei Hilfsdienste auswählen und lebenslang dort wohnen. " So bleiben Senioren aktiv. Das zögert Pflegebedürftigkeit hinaus." Ein solches Modell werde seit Jahren vom Ambulanten Sozialen Dienstleistungszentrum (ASD) Ankum praktiziert, berichtet Folkens. Ihr Nachbarschaftshilfe-Verein will ehrenamtlich sein Betreuungsprogramm einbringen. " Die Menschen sollen ein Leben führen, das ihrer Würde entspricht", ist ihr Ziel.

Zur Sache:

Wohnen im Alter

Vom Tannenbaum zur Form eines Muffin entwickelt sich die Bevölkerungsstruktur. Laut Statistik hat der Anteil von Bundesbürgern ab 60 Jahren bereits 25 Prozent erreicht, Tendenz steigend. Die Gruppe ist heterogen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, aber alle möchten selbstbestimmt die zunehmende Lebenserwartung nutzen. Kleinräumige Altenheime verlieren an Akzeptanz. Sogar Pflegebedürftige lehnen zu 80 Prozent eine Pflegestation ab, lautet das aktuelle Ergebnis der Studie " Leben und Wohnen im Alter" der Bertelsmann-Stiftung und des Kuratoriums Deutsche Altershilfe. Über 90 Prozent der Senioren leben in Privathaushalten, obwohl diese selten altersgerecht sind. Oft nach der Devise: Lieber allein als im Heim.

Neue Wohnformen sollen Alternativen zu herkömmlichen Einrichtungen bieten: Alten-WGs, integriertes Wohnen mehrerer Generationen oder auch barrierefreie eigene Wohnungen in einem geeigneten sozialen Umfeld mit Versorgungs- und Pflegemöglichkeiten. Luxus-Wohnresidenzen sind wegen hoher Preise wenig gefragt. Das Positionspapier " Perspektiven für das Wohnen im Alter" der Bertelsmann-Stiftung betont: Aus sozialen und ökonomischen Gründen wächst die Bedeutung von Selbstständigkeit, Eigenverantwortung, gegenseitiger Hilfe sowie Stärkung im Wohnquartier vorhandener sozialer Netze und Initiativen. Ein Fortschreiben heutiger Versorgungs- und Pflegestrukturen sei auf Dauer nicht finanzierbar.

BÜRGER- UND SENIOREN-ZENTRUM LÜSTRINGEN soll die neue Einrichtung an der Ziegeleistraße heißen. Dahinter steht das Konzept der Firma SSB aus Emlichheim. Zeichnung: Eggemann & Bick

IM GEPLANTEN BAUGEBIET an der Ziegeleistraße soll auch das Seniorenheim Lüstringen entstehen.

Foto: Michael Hehmann
Autor:
Gila Kriz


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