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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Die Gartenschere darf auch mal eine Pause machen
Zwischenüberschrift:
Weniger ist oftmals mehr - Sanfte Gartenpflege im Herbst schafft schöne Ausblicke für den kommenden Winter
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Originaltext:
Die Gartenschere darf auch mal eine Pause machen

Weniger ist oftmals mehr - Sanfte Gartenpflege im Herbst schafft schöne Ausblicke für den kommenden Winter

Osnabrück

Herbst. Die trübe Jahreszeit beginnt. Kälte zieht über das Land, die farbige Vielfalt der Natur wechselt in ein changierendes Braun-Grau. In den Gärten regieren jetzt Schere und Spaten. Die Scholle wird " winterfest" gemacht. Und danach? Fernsehen, bis wieder die ersten zarten Triebe ihre Köpfe in die Frühlingsluft recken?

Nicht unbedingt. Der Garten hat auch im Herbst und Winter seine schönen Seiten, wenn man ihn dementsprechend bearbeitet - oder eben auch nicht. Denn ein Staudenbeet mit seinem in der Regel unterschiedlich hohen Bewuchs muss nicht zu dieser Zeit mit aller Macht und scharfer Scherer im wahrsten Sinne des Wortes dem Erdboden gleichgemacht werde. " Beschneide ich das Beet jetzt schon, nehme ich der Fläche doch die ganze Struktur", sagt Jürgen Schmitte, Mitinhaber der Baumschule Grüner Zweig. Ganz abgesehen davon, dass zum Beispiel bei Stauden mit hohlem Stängel der Frost durch die entstehende Öffnung nahezu ungehindert in die Pflanze ziehen kann.

Wenn sich in den Herbsttagen zum Beispiel der Nebel auf die zwar braunen, in ihrer Form aber immer noch deutlich erkennbaren Pflanzen legt, bietet sich in der Morgenstimmung ein ganz neues Bild. Fällt der Schnee auf die Reste ehemals blühender Blütenpracht, zeichnen sich nochmals andere Konturen im Garten ab, ein neues Stimmungsbild regt die Sinne an und lädt zu einem entspannten Spaziergang ein in einem Gelände, das man vielleicht andernfalls vor dem Frühjahr gar nicht wieder betreten würde. Und auch im wechselnden Tageslicht entstehen aus den verbliebenen Pflanzenkonturen immer wieder neue Bilder.

Wer die Natur in dieser Form sich selbst überlässt, kann auch in trister Winterzeit in seinem Garten die Seele baumeln lassen und dem Auge immer wieder neue Einblicke auf der immer gleichen Fläche bieten. Natürlich spricht nichts dagegen, die Schwarzflächen, also die Stellen, an denen der Erdboden nach dem üppigen Wachstum des Sommers sichtbar wird, zu hacken und so durch das frische Schwarz einen weiteren Akzent zu setzen. Lebendiger, auch in vermeintlich toter Zeit, wirkt der Garten allemal, wenn er im Herbst nicht radikal auf sein Minimum zurückgestutzt wird.

Bei der jetzt allerorten endbrandenden hektischen Betriebsamkeit in den Kleingärten kann die Freude an der Natur zu kurz kommen. Der Garten ist im Winter schließlich nicht tot. Er bietet ein reichhaltiges Feld an Betätigungsmöglichkeiten. Man kann die Arbeit strecken - und sich vor allem in der Zwischenzelt immer wieder an seinem Garten erfreuen. Also gar nicht schneiden? " Natürlich muss man schneiden", sagt Schmitte. Es reiche aber, wenn die Schere Ende Februar zum Einsatz käme, bevor die neuen Triebe sich gen Himmel recken und der strenge Frost des Winters vorüber ist.

Auch das pedantische Aufklauben jedes einzelnen vom Wind aus den Zweigen gewehten Blattes schafft mehr Stress als Entspannung, die ja eigentlich in einem Garten gefunden werden sollte. Das fallende Laub gibt dem Garten ebenso an jedem Tag ein neues Gesicht wie die langsam austrocknenden und in sich zusammensinkenden Stauden. Blätter, die zwischen den Büschen liegen, bilden den Humus für das kommende Jahr. Nur von Rasenflächen muss das Herbstlaub entfernt werden, da das Grün sonst abstirbt. Aber auch hier reicht es zu warten, bis tatsächlich das gesamte Laub von den Bäumen herabgeweht ist. Im Staudenbeet kann es zunächst liegen bleiben. Es reicht, wenn es mit dem Schnitt entfernt wird.

Und auch zum Pflanzen bietet sich der Herbst an. In dieser Jahreszeit werde immer weniger gepflanzt, hat Schmitte festgestellt. Die Pflanzzeit verlagere sich zunehmend auf das Frühjahr. Eine Notwendigkeit gebe es hierfür nicht unbedingt, meint er. Zumindest in den Perioden, in denen der Frost eine mechanische Bearbeitung des Bodens zulässt, kann sogar in den Wintermonaten zum Beispiel eine Hecke gepflanzt werden.

So hat jede Jahreszeit ihre Arbeits- und Ruhezeiten, Momente der Produktivität und der genussvollen Entspannung. Und genauso sollten auch Herbst und Winter genossen werden. Denn die Natur ist im Winter nicht tot, muss nicht " winterfest" gemacht werden. Je kleiner, je individueller der Eingriff für jede Pflanze ist, desto näher an der Natur wird das Erlebnis " Garten" sein.

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GEMEINSAM: Die Karde und eine Blüte dämmern in Eintracht dem Winter entgegen.

ERSCHÖPFT: Zum Ende des Jahres lehnt sich die Sonnenblume an einen Pfahl.

EIN KAKTUS in der mexikanischen Wüste? Nein. Eine abgestorbene Eiche schafft eine fremdländische Stimmung.

FARBTUPFER: Die abgefallene Apfelquitte belebt jetzt die Trockenmauer.

MORBID: Die künstlich geschaffene Ruine passt zu jeder Jahreszeit.

DIE ARBEIT ist getan, jetzt bleibt für Jürgen Schmitte die Zeit, die ständig wechselnden Stimmungen in seinem Garten zu genießen.

DIE HARKE LEHNT IM BAUM - ein Symbol für die ruhige Zeit im Gartenjahr

Gert Westdörp (Fotos)
Autor:
Dietmar Kröger


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