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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Sonntags öffneten die Läden sogar bis 21 Uhr
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Dezember 1905: Weihnachtsmarkt und Schulneubau
Artikel:
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Originaltext:
Sonntags öffneten die Läden sogar bis 21 Uhr

Dezember 1905: Weihnachtsmarkt und Schulneubau

Von Christiana Keller

Osnabrück
Mit dem " Bau des Rathsgynasiums richtet sich der Blick der Bürgerschaft wieder mit vermehrtem Interesse auf die altehrwürdige Bildungsstätte unserer Vaterstadt" stand Anfang Dezember im Osnabrücker Tageblatt zu lesen.

Kurz vor Fertigstellung der Schule am Schlosswall konnten die Osnabrücker über mehrere Ausgaben hinweg erfahren, welchen Weg die Traditionsanstalt seit 1817 genommen hatte, dem Jahr, in dem das Gebäude am Domhof bezogen worden war.

Bis dahin hatten die Gymnasiasten in einem kleinen alten Schulhaus an der Turmstraße gebüffelt, zwischen St. Marien und dem Pfarrhaus. An diesem Platz hatte die Schule 222 Jahre lang eine Heimstätte gehabt. Der Herzog von Cambridge besuchte 1817 das neue Ratsgymnasium, und wenige Tage danach nahm die versammelte Schulgemeinschaft und viele Ehemalige und Eltern von dem kleinen alten Schulhaus im Schatten von St. Marien Abschied. Rektor Fortlage fand festliche Dankesworte für die Vorsehung, die der alten Schule so glückliche Tage beschert hatte. Nach dem Abschied zog damals die gesamte Festgemeinde mit Posaunenschall quer durch die Marienkirche, in der die Orgel erklang, zur neuen Wirkungsstätte am Domplatz.

Im neuen Gebäude, so erinnerte der Reporter 1905, gehörte ein neuer junger Lehrer zum Kollegium, der später Direktor werden sollte: C.G.A. Stüve. Bei diesem Rückblick wurden auch die Schüler erwähnt, die einmal im " Rats" gelernt hatten. Und groß war auch die Zahl derer, die später dort lehrten, wo sie einst gelernt hatten.

Wieder durften an den Sonntagen vor Weihnachten die Läden von 7 bis 19 Uhr geöffnet haben, während der Gottesdienstzeiten ruhte der Verkauf jedoch. Die Geschäfte, die erst um 11 Uhr öffneten, durften auch an den Sonntagen bis 21 Uhr verkaufen.

Im Zentrum eines weihnachtlich geschmückten " Volksunterhaltungsabends" stand der 150. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart am 27. Januar 1756. Etwa 1500 Menschen drängten sich im Vereinshaus, um Werke des Meisters kennen zu lernen. Arien aus der Zauberflöte begrüßten das Publikum, Instrumentalmusik und Sequenzen aus den Messen sollten den Anwesenden helfen, so die Veranstalter, " Kraft zu sammeln für das Leben da draußen und seinen Kampf".

Bitteren Protest reichten die Ladenbesitzer am Neumarkt beim Magistrat ein, denn durch die Verlegung des Wochenmarktes drohten ihnen ihre Kunden abhanden zu kommen. Wegen der Gleisbauarbeiten musste der Markt mehrere Wochen an anderem Orte stattfinden, und das spürten die Geschäftsleute schmerzhaft. Wenigstens die Wochen vor dem Fest, forderten die Ladenbesitzer, sollte der Wochenmarkt wieder an den Neumarkt zurückkehren.

Am Dom öffnete der Weihnachtsmarkt erneut mit kleinen Buden. Bis zum 24. Dezember durften dort Kurz- und Spielwaren, Bäcker- und Konditoreispezialitäten verkauft werden.

Für die Kinder gab es im Theater Märchen, in einer Woche " Dornröschen" und an anderen Tagen die " drei Haulemännerchen", dargeboten von verschiedenen norddeutschen Ensembles auf Weihnachtstournee.

Voll Unmut klagte ein Leser in einer Handwerkerzeitung über die wachsende Zahl von Frauen, die sich in handwerkliche Berufe " eindrängen", um erwerbstätig zu sein. Von den männlichen Mitbewerbern wurde jedoch bemängelt, dass für Frauen kürzere Ausbildungszeiten galten und damit eine " ungesunde" Konkurrenz geschaffen würde. Fortschrittliche Stimmen führten dagegen an, dass es sich bei den Beispielen um spezielle Frauenberufe handele, denn " in die männlichen Handwerksberufe werde sich wohl niemals das weibliche Element hineindrängen".
Heiligabend fiel auf einen Sonntag, und erst am 27. Dezember gab es die nächste Zeitung. Kalt aber ohne Schnee verbrachten die Osnabrücker ihre Feiertage, ohne große Aufregung, ohne Katastrophenberichte in der Zeitung, einfach nur ein geruhsames Fest bei minus 5 Grad.

ZANKAPFEL NEUMARKT: Streit um das Marktgeschehen mitten in der Stadt gab es auch 1905. Foto: Verlag Wenner, Band 2
Autor:
Christiana Keller


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