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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Hitchcock im Schlossgarten
Zwischenüberschrift:
Dohlen schlafen im Herzen der Stadt
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Hitchcock im Schlossgarten

Dohlen schlafen im Herzen der Stadt

Von Dr. Gerhard Kooiker

OSNABRÜCK. Das ganze Jahr über führen unsere heimischen Dohlen Schlafplatzflüge durch. Besonders eindrucksvoll sind diese im Winterhalbjahr. Aber auch jetzt, im Frühherbst, kann man in Osnabrück dieses interessante Naturschauspiel beobachten. Jeden Abend versammeln sich im Schlosspark rund 2500 Dohlen, um gemeinsam zu nächtigen. Das darf man durchaus als sensationell bezeichnen.

Der Schlafplatz im Schlosspark besteht seit wenigen Jahren. Er wird von den kleinen Rabenvögeln ab Mitte Juni nach dem Flüggewerden der Jungen verstärkt aufgesucht. Der Schlafplatz ist das Zentrum für die sich in der Region aufhaltenden Dohlen. An einem solchen Schlafplatz ist eine Bestandserfassung so gut möglich, dass sie bei kontinuierlicher Kontrolle einen Überblick über die regionale Bestandsdynamik gibt.

Die sozialen Vögel streifen tagsüber in lockeren Schwärmen umher und suchen auf den abgeernteten Feldern und Wiesen in und um Osnabrück Nahrung. Schon am frühen Abend erscheinen die ersten Dohlen im Schlosspark, laut " kah, kjuk, kjök" rufend. Bevor sie ihre Schlafbäume - es sind die Linden - anfliegen, versammeln sie sich zwischen Ratsgymnasium, Schlosswallhalle und Katharinenkirche. Einige sitzen in den hohen Bäumen oder auf den Dächern, andere spielen mit dem Wind und fliegen dabei leicht wie eine Feder um die Katharinenkirche.

Später fliegen die Vögel in dichter Folge nacheinander in kleinen und größeren Gruppen oder paarweise in den Schlosspark ein und landen in ihren Schlafbäumen. Es werden immer mehr. Der gesamte Einflug zieht sich weit über eine Stunde hin. Die Haupteinflugschneise liegt dabei zwischen Ratsgymnasium und Stadthalle, was das Zählen der Tiere ungemein erleichtert. Gelegentlich erhebt sich urplötzlich ohne erkennbaren Grund mit viel Lärm ein Schwärm von mehreren hundert Dohlen in die Luft, so dass sich der Himmel verdunkelt.

Nach dem Ende des Einfluges in fortgeschrittener Dämmerung staunt man, hat man doch knapp 2500 Dohlen gezählt und sieht trotzdem keinen einzigen Vogel: Gut versteckt sitzen die schwarzen Vögel mit den silbernen Augen im Laub der Bäume. Nähert man sich dann den Schlafbäumen und bleibt eine Weile stehen und lauscht dem vielstimmigen Geschwätz und Geschnarre der schlauen Höhlenbrüter, so fragt man sich, was mögen die sich so Wichtiges erzählen? Der Informationsaustausch ist dann auch ein wichtiger Grund für das gemeinsame Schlafen der kleinen Rabenvögel, andere Gründe sind die Feindvermeidung und die Paarbildung.

2500 Dohlen fliegen jeden Abend in den Schlossgarten, um dort zu Übernachten. Foto Bernhard Volmer
Autor:
Gerhard Kooiker


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