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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Wenn Papi den Familienurlaub erstrampelt
Zwischenüberschrift:
Gut für die Fitness und den Geldbeutel
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Wenn Papi den Familienurlaub erstrampelt

Gut für die Fitness und den Geldbeutel

Osnabrück

Die große Mehrheit der Familien hat statistisch gesehen zwei Autos. Der Vater legt damit sechs Kilometer zur Arbeit zurück, die Mutter braucht den Wagen zum Einkaufen und um die Kinder zum Fußball oder zum Flötenunterricht zu kutschieren. So zumindest ist in den meisten Fällen die Rollenverteilung. Würde der Mann aufs Rad umsteigen und den Zweitwagen abschaffen, könnte die Familie viel Geld sparen - 2000 Euro und mehr für zum Beispiel den nächsten Sommerurlaub (siehe auch die Zur-Sache-Box).

Angesichts der explodierenden Benzinpreise ist das Fahrrad als normales Verkehrsmittel attraktiver denn je. Es ist sozusagen ein Null-Liter-Fahrzeug, Fitness-Studio inklusive. Umwelt und Gesundheit: Das sind auch die beiden Leitmotive der Aktion " Mit dem Rad zur Arbeit", die der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und die Gesundheitskasse AOK Mitte Juni gestartet haben. In Osnabrück und Umgebung beteiligen sie daran 580 Arbeitnehmer, bundesweit sind es 16750.

Ein Alltag ganz ohne Auto

Eine von ihnen ist Noubia Benreka, die seit sieben Jahren beim Marketing-Dienstleister " Intan-Media-Service GmbH" am Blumenhaller Weg in der Weststadt arbeitet. " Früher bin ich nur mit dem Auto gefahren, selbst kürzeste Strecken", erzählt die 37-Jährige. Das Fahrrad habe sie überhaupt nicht gemocht. Doch jetzt ist sie auf den Geschmack gekommen.

Fast jeden Tag hat sie sich in den vergangenen drei Monaten auf den Drahtesel geschwungen, hat die drei Kilometer von ihrer Wohnung in fünf Minuten zurückgelegt, war damit schneller als mit dem Wagen und ist, wie sie selbst sagt, " frischer am Arbeitsplatz angekommen".

Schlechte Erfahrungen hat Noubia Benreka eigentlich nur mit anderen Autofahrern gemacht. Auf der Martinistraße habe sie manchmal ganz schön gezittert, wenn ein Lkw an ihr vorbeigedonnert ist. Die Frau hat daraus persönliche Lehren gezogen. Wenn sie mit dem Wagen unterwegs ist, achtet sie mehr auf Radfahrer, und beim Abbiegen schaut sie sich besonders gut um. Auch nach der Aktion, die offiziell in dieser Woche endet, will Noubia Benreka mit dem Rad zur Arbeit fahren. Auf ihren Pkw möchte sie aber nicht verzichten.

Dass es ganz ohne Auto geht, beweisen Sigrun und Dankmar Lange, die sich aus ökologischen Gründen bewusst gegen ein motorisiertes Verkehrsmittel entschieden haben. Jetzt, wo die Spritpreise so hoch sind, freuen sie sich umso mehr, nicht nur etwas für den Umweltschutz und die eigene Gesundheit zu tun, sondern auch viel Geld zu sparen, das dann für entspannte Urlaubsreisen mit der Bahn und dem Fahrrad zur Verfügung steht.

Dankmar Lange hat zwar den Führerschein gemacht, einen Pkw hat er aber nie angeschafft. Dafür stehen in der Garage am Knappsbrink stabile Fahrräder - mit starken Bremsen und einer guten Beleuchtung mit Standlichtfunktion. Rahmen und Gepäckträger sind verstärkt. " 35 Kilo schaffe ich locker", sagt Sigrun Lange und zeigt den 18 Jahre alten Anhänger, in dem zwei Getränkekisten und ein Karton Platz finden. Seit 25 Jahren wohnt das Paar am Kalkhügel. Von dort sind es nur vier Kilometer zu den Geschäften im Zentrum.

Und auch zu den Arbeitsplätzen ist es nicht weit. Dankmar Lange (56) Ist Berufsschullehrer am Schölerberg. Seine ein Jahr ältere Ehefrau unterrichtet als Dozentin an der Volkshochschule.

Auf ihren Fahrten erledigt sie die Einkäufe. Dabei sei eine gute Planung wichtig, sagt sie. Getränke werden meist ins Haus gebracht. Alles andere, selbst Kleinmöbel oder der Weihnachtsbaum, wird mit dem Rad befördert. Nur bei Schnee und Eis oder wenn es Bindfäden regnet, bleiben die Räder stehen. Dann gehen die Langes zu Fuß oder nehmen ausnahmsweise ein Taxi oder den Bus.

Auch als die drei Kinder klein waren, gab es keine Probleme, wie Sigrun Lange erzählt. Andere Eltern hätten zwar manchmal komisch geguckt, " aber darauf musste man halt mit einer selbstbewussten Gelassenheit reagieren". Die Kinder haben bis heute den Spaß am Radfahren nicht verloren. Die Entscheidung der Eltern gegen das Auto tragen sie voll mit.

Zur Sache: So wird gespart

Familien, die auf den Zweitwagen verzichten, können viel Geld sparen. Hier eine Beispielrechnung:

Die Autofamilie: Der Vater fährt jeden lag sechs Kilometer zur Arbeit (ein Weg), dazu kommen Bequemlichkeitsfahren (zum Sportstudio, zum Baumarkt) von noch einmal drei Kilometern am Tag. Macht im Jahr 3300 Kilometer. Bei einem Durchschnittsverbrauch im Stadtverkehr von 8, 5 Litern und einem Preis von 1, 37 Euro für Superbenzin kommen rund 385 Euro im Jahr zusammen. Den größeren Posten machen Abschreibung, Reparaturen, Versicherung und Steuern in Höhe von mindestens 1800 Euro aus. Eine eventuelle Parkplatzmiete ist noch nicht berücksichtigt. Unterm Strich stehen jährliche Kosten von 2 185 Euro.

Die Fahrradfamilie: Abschreibung des Tourenrades, der Regenbekleidung, Wartungskosten und gelegentlich eine Busfahrkarte schlagen mit insgesamt 135 Euro im Jahr zu Buche. Der Vater freut sich, 2050 Euro erstrampelt zu haben. Die vierköpfige Familie gibt dieses Geld für den nächsten Urlaub in der Türkei aus. (Jan)

35 KILO MIT DEM FAHRRAD: So viel kann Sigrun Lange aus Osnabrück locker auf ihren Touren durch die Stadt transportieren. Ihr Mann Dankmar hilft ihr dabei, die Körbe und den Anhänger mit Getränkekisten, Waschmittelkanistern und Taschen voll zu packen. Foto: Michael Hehmann
Autor:
Holger Jansing
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