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Überschrift:
Die Stadtwerke lassen sie im Regen stehen
Zwischenüberschrift:
Kampf um ein Buswartehäuschen
Artikel:
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Originaltext:
Die Stadtwerke lassen sie im Regen stehen

Kampf um ein Buswartehäuschen

Von Rainer Lahmann-Lammert

OSNABRÜCK. Wer etwas bewegen will, muss anderen zuweilen auf die Füße treten. Renate Roux will etwas bewegen. Seit drei Jahren kämpft sie für ein Buswartehäuschen am Nahner Friedhof. Aber die Stadtwerke lassen sie im Regen stehen - und viele andere Friedhofsbesucher auch.

Vor sieben Jahren hat Renate Roux ihren Mann Jan verloren. Seitdem fährt sie regelmäßig zum Nahner Friedhof, um sein Grab zu pflegen. Jedes Mal mit dem Bus. Und jedes Mal ärgert sie sich, dass es im Niemandsland am Harderberg keinen Wetterschutz für die Buskunden gibt. Denn die Haltestelle am Nahner Friedhof wird nur jede halbe Stunde von der Linie 464 bedient. Wer eine Minute zu spät kommt, steht sich 29 Minuten lang die Beine in den Bauch. Und das auch bei Hagel, Sturm und Schneegestöber.

Renate Roux (64) gehört nicht zu den Leuten, die so etwas still ertragen. Als Mitarbeiterin in einem Versicherungsbüro hat sie die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, den Mund aufzumachen. Seit 2003 lässt sie keine Gelegenheit dazu aus. Regelmäßig marschiert sie zum Fahrgastbeirat der Planungsgesellschaft Nahverkehr Osnabrück (PlaNOS), um sich für ein Wartehäuschen einzusetzen. Sie geht zum Bürgerforum Schölerberg und löchert die zuständigen Leute bei den Stadtwerken. Zum Beispiel Ulf Middelberg, den Pressesprecher.

Einmal hatte die energische Witwe sogar schon eine Zusage in der Tasche. Doch leider, leider wurde dann doch nichts draus. Weil ein Sponsor fehlte. Die Stadtwerke lassen sich ihre Wartehäuschen nämlich am liebs-

" Wir brauchen eine Lösung, die auch belastbar ist."

Ulf Middelberg, Stadtwerke-Sprecher

ten von der Deutschen Städte-Medien GmbH (DSM) finanzieren. Im Gegenzug darf die DSM die Seitenwände als Werbefläche nutzen, sogar mit Beleuchtung.

Einen Stromanschluss hätte man wohl noch legen können, meint Renate Roux. Doch die Sache scheiterte aus irgendwelchen anderen Gründen. Offenbar, weil die DSM im Außenbereich nicht werben darf. Oder weil sie in Osnabrück ohnehin schon sehr viele Standorte hat, wie Niederlassungsleiterin Ute Geißler betont. Sie hat gleich noch eine Idee, wie die älteren Damen an der Haltestelle zu ihrem Recht kommen könnten: " Es gibt doch auch Wartehallen ohne Werbung..." Sicher, aber dann müssten die Stadtwerke selbst ins Portemonnaie greifen. Pressesprecher Ulf Middelberg beschreibt den Sachstand so: " Wir suchen gemeinsam mit der Stadt nach einer Möglichkeit" Renate Roux will aber nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten. Wenn sie könnte, würde sie die Sache selbst in die Hand nehmen. Vor zwei Jahren hätte sie es beinahe geschafft. Da wurden in Georgsmarienhütte Wartehäuschen ausgemustert, nicht die alten aus Holz, sondern " schon aus Glas", wie sie hervorhebt, " aber mit ein paar Schrammen". Die Stadt GMHütte hätte die Wartehalle kostenlos zur Verfügung gestellt. Und Renate Roux hätte all ihren Charme eingesetzt, um einen Bauunternehmer zu gewinnen, das Häuschen kostenlos aufzustellen. Für die Buskunden am Nahner Friedhof hätte die Geschichte damit ein gutes Ende nehmen können.

Doch es sollte nicht sein, denn in Georgsmarienhütte bekam jemand kalte Füße und fragte vorsorglich bei den Stadtwerken in Osnabrück an, ob die Sache denn ihre Ordnung habe. Ein Wartehäuschen mit ein paar Macken? So etwas passte nicht ins Bild der auf corporate design getrimmten Verkehrsbetriebe. Prompt kam das Veto. Sehr zum Ärger von Renate Roux und den älteren Damen, die regelmäßig an der Haltestelle stehen. Und warum das Ganze? Na ja, überlegt Stadtwerke-Sprecher Ulf Middelberg, so ein Wartehäuschen könne ja nicht mal eben so aufgestellt werden: " Das muss in die Böschung eingearbeitet werden", und das koste schon ein paar Euro." Wir brauchen eine Lösung, die auch belastbar ist!", fasst Middelberg zusammen. Renate Roux lächelt gequält. Und wundert sich, dass die Belastbarkeit der alten Damen gar kein Thema ist

Bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag wollen sie nicht warten Renate Roux (weißer Mantel) und ihre Mitstreiterinnen am Nahner Friedhof. Foto: Uwe Lewandowski
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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