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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Scharfe Kontrollen auf der "Legge"
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Prüfstempel für Leinen war lange heißbegehrt
Artikel:
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Originaltext:
Scharfe Kontrollen " auf der Legge"

Osnabrücker Prüfstempel für Leinen war lange heiß begehrt

Von Ullrich Schärf

Innenstadt
Schon im Mittelalter klapperten in vielen Häusern Osnabrücks Webstühle, auf denen Leinwand (plattdeutsch: " Löwand", " Löwwend") hergestellt wurde. Die Stadt war über Jahrhunderte als Haupthandelsplatz für Leinen führend in Nordwestdeutschland. Das Renaissancegebäude der Legge am Markt war zentraler Umschlagplatz des hiesigen Leinen- und Tuchhandels.

Die Stadt profitierte schon im Mittelalter davon, dass im alten (Vorgänger-) Rathaus am Markt ausgestelltes Leinen mit der " Stadtelle" gemessen und mit einer Gebühr belegt wurde. Auf Drängen des Rates erlaubte 1522 Bischof Erich von Grubenhagen zur Sicherung der bereits beachtlichen Einnahmen, auch noch das gesamte Leinen und Tuch aus dem Osnabrücker Land kostenpflichtig zu kontrollieren. Schlau schafften es die Herren im Rat, dass zum lukrativen Prüfrecht noch das alleinige An-und Verkaufsprivileg kam.

Im Ergebnis hieß das: Alle Ware aus dem Hochstift musste nach Osnabrück " auf die Legge" gebracht werden, wo sie gegen Gebühr vom Leggemeister ausgelegt (" legget"), gemessen, untersucht und angeboten wurde. Unterschiedliche Prüfstempel erhöhten die Konkurrenz unter den Lieferanten, was die Qualität der Ware weiter anhob und bald Lieferanten aus dem benachbarten Emsland, Münsterland und Ostwestfalen zur Osnabrücker Legge zog. Die Stadt hatte sich das Exklusivrecht am Leinenhandel und damit eine lang sprudelnde Geldquelle gesichert. Zuwiderhandeln gegen dieses Monopol wurde streng bestraft. Das Zeichen der Osnabrücker Legge, das Osnabrücker Rad, war für die Kaufleute vergleichbar mit dem heutigen Gütesiegel der Stiftung Warentest und daher sehr begehrt. Zur Spätzeit der Hanse führte das bei steigendem Absatz nach Holland und England immer häufiger zu Stempelfälschungen. Kontrolleure hatten außerdem die Webkämme im Visier. " Kaufleute, die dergleichen (schlechte) Kämme führen, dürfen dieselben nicht anders als von geschworenen und einheimischen Meistern nehmen. Führen sie Kämme von unbekannten Meistern, welche die hiesigen Zeichen nachgemacht haben, so sollen sie mit 50 Reichstalern bestraft werden", heißt es in einer alten Verordnung der Stadt. Auch kam es vor, dass schlechteres Linnen mit Kreide und Muschelkalk aufgehellt wurde, wofür sogar Gefängnis drohte.

Durch Umgehungen der Leggepflicht gingen im 18. Jahrhundert die Einnahmen der Hasestadt spürbar zurück. Ein weiterer Grund lag in der Zunahme öffentlicher Landleggen wie in Iburg, Meile oder der " Tuchmacherstadt" Bramsche, die wiederum als Antwort auf vermehrte private Leggen entstanden waren. Trotzdem schlug die Legge zur Zeit Justus Mösers, der sich intensiv um die Förderung des Leinenhandels kümmerte, Rekordmengen um. Allein 1782/ 83 wurden am Osnabrücker Markt sage und schreibe drei Millionen Ellen Leinen gestempelt, was auch an der starken Nachfrage durch den amerikanischen Bürgerkrieg lag.

Die Stadt hatte sich bis dahin das Leggerecht mehrfach garantieren lassen, zuletzt 1650 vom Kaiser zwei Jahre nach dem Westfälischen Frieden. Als die Osnabrücker Legge 1902 endgültig geschlossen wurde - der stattliche Renaissance-Doppelgiebel schräg gegenüber dem neuen Rathaus war schon Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen worden -, war nach fast 400 Jahren ihre Bedeutung stark geschwunden. Großspinnereien wie F. H. Hammersen hatten da schon längst mit dem Siegeszug der Baumwolle die alte Leinentradition der Stadt in das neue Industriezeitalter geführt.

AUSGESTELLT im Kulturgeschichtlichen Museum: Tuchballen, Rechnungsbuch, Vorhängeschloss und Originalstempel. Foto: Schärf

DAS LEGCE- UND AKZISEHAUS wird häufig fälschlicherweise als das alte Rathaus bezeichnet. Das Bild wurde vom Kulturgeschichtlichen Museum zur Verfügung gestellt.
Autor:
Ullrich Schärf


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