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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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169 Denkmäle für Litfaß, den Säulenheiligen
 
"Plakate sind Zeugen unserer Vergangenheit"
Zwischenüberschrift:
Der Rundling wird 150 Jahre alt
 
Ausstellung im Museum Industriekultur - 150 Jahre Werbung und Neuigkeiten an Litfaßsäulen
Artikel:
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Originaltext:
169 Denkmale für Litfaß, den Säulenheiligen

Der Rundling wird 150 Jahre alt

Von Daniel Hopkins (Text) und Michael Hehmann (Fotos)

Osnabrück Sie ist wohl eine der erfolgreichsten Außendienstmitarbeiterinnen Deutschlands: die Litfaßsäule. In diesem Jahr feiert sie ihren 150. Geburtstag. In Osnabrück leisten 169 Säulen ihre Dienste als Werbeträgerinnen.

Die Geschichte der Litfaßsäule begann 1855. Der Geheime Kommissionsrat Ernst Litfaß, im Volksmund auch der " Säulenheilige" genannt, errichtete in Berlin zunächst 150 Anschlagssäulen.

Die Idee kam dem damals 39-Jährigen bei einem Besuch in London. Dort waren sämtliche Gebäude mit Plakaten zugeklebt. Ihn störte dieser Anblick. Bei seiner Rückkehr in die Heimatstadt Berlin bemerkte er, dass diese Praxis auch dort immer mehr um sich griff.

Doch für seine bahnbrechende Idee, so genannte " Annonciersäulen" zu errichten, brauchte Litfaß eine Genehmigung. Die erteilte der stadtbekannten Persönlichkeit der Polizeipräsident Karl Ludwig von Hinckeldey. So hieß es in der amtlichen Bekanntmachung: " Dem Buchdrucker Ernst Litfaß, allhier ansässig in der Adlerstraße 6, wird auf dero persönliches Ersuchen hin gestattet, auf fiskalischem Straßenterrain Anschlagssäulen zwecks unentgeltlicher Aufnahme der Plakate öffentlicher Behörden und gewerbsmäßiger Veröffentlichungen von Privatanzeigen zu errichten. Alles andere Plakatieren von Zetteln ist künftig verboten."

Das wilde Plakatieren hatte fortan ein Ende. Und obwohl die neuen Anschlagssäulen die Gemüter einiger Bürger erregten, einige in den zylinderförmigen Gebilden sogar eine Verkehrsgefährdung sahen, konnte sich der " Säulenheilige" mit seinem Konzept durchsetzen.

Ein Berliner Kabarett bedichtete sogar den Erfinder: " Mit Lust bleibt das Auge jetzt weilen, was Litfaß gestellt uns hier her! Er baut sich ein Denkmal von Säulen! Na, Litfaß, was willst du noch mehr?" Nun, die Litfaßsäule sollte sich bald in ganz Deutschland etablieren.

" Na, Litfaß, was willst du noch mehr?"

In Osnabrück stehen insgesamt 169 Säulen. Für die Verwaltung der freien Werbeflächen ist Robert Frerich zuständig. Mit drei Mitarbeitern bewirtschaftet der 53-Jährige im Auftrag von Deutsche-Städte-Medien (DSM) die runden " Annonciersäulen". Dabei unterscheiden die Experten unter Allgemein- und Ganzstellen. " Bei den so genannten Allgemeinsäulen handelt es sich um Stelen, auf denen verschiedene Werbetreibende ihre Plakate kleben lassen", erklärt Frerich. Meistens handele es sich dabei um Plakate, die auf kulturelle Veranstaltungen hinweisen. Davon stehen 105 im Stadtgebiet. Bei den Ganzsäulen (64 Stück) wirbt hingegen nur ein Kunde. " Hierbei handelt es sich oft um Kunden aus der Film-, Getränke-, Bekleidungs- sowie Zigarettenindustrie", sagt der Werbeexperte. Doch wann die erste Litfaßsäule in Osnabrück aufgestellt wurde, kann Frerich nicht beantworten.

" 1904 erste elektrisch beleuchtete Säule"

Rolf Spilker vom Museum Industriekultur berichtet von der ersten elektrisch beleuchteten Säule am Hauptbahnhof. Das war 1904. Doch Hand aufs Herz: 169 Litfaßsäulen Osnabrück - wer hätte das bei der wohl erfolgreichsten Außendienstmitarbeiterin der Stadt gedacht?

AM ROSENPLATZ - AM STADTHAUS - AM HEGER-TOR-WALL - VOR DEM ARBEITSAMT

NEW YORKS STRASSENZÜGE vor der Vitischanze: In ganz Osnabrück stehen 169 Litfaßsäulen und werben für Zigaretten, kulturelle Veranstaltungen und vieles mehr.

" Plakate sind Zeugen unserer Vergangenheit"

Ausstellung im Museum Industriekultur - 150 Jahre Werbung und Neuigkeiten an Litfaßsäulen

Osnabrück (dh) Zum Geburtstag der Litfaßsäule eröffnet das Museum Industriekultur am Sonntag die Ausstellung " Rundum Neuigkeiten - 150 Jahre Litfaßsäule". Besonders ein Muss für Schulklassen, sagt Museumsleiter Rolf Spilker.

Das Museum konnte bei der Ausstellungsvorbereitung auf einen großen Fundus zurückgreifen. Die knapp 100 Exponate stammen aus dem Staatsarchiv in Osnabrück und aus den Archiven des Unternehmens Deutsche-Städte-Medien in München.

Einige besonders alte Plakate wurden vom Buchbinder und Restaurator Heinrich Kampmeyer für die Ausstellung aufgefrischt. So ist die legendäre " weiße Frau" aus der Persil-Werbung (1920er Jahre) ebenso zu sehen wie die frühe Werbung für das Borgward-Automobil aus dem Jahre 1955. Überdies spielt die Propaganda der Nationalsozialisten sowie der Opposition eine wichtige Rolle bei der Ausstellung. " Doch wir zeigen auch Plakate aus der heutigen Zeit - natürlich alle im originalen Litfaßformat", sagt Spilker.

Welche " ungeheure Aussagekraft" die Plakate zum Teil , haben, werde in der neuen Ausstellung des Museums Industriekultur deutlich. " Geschichten, die einstmals die Welt bewegten, werden auf den verschiedenen Plakaten dokumentiert", so Spilker.

Besonders für Schulklassen sei der Besuch der Plakatausstellung ein Muss, da die ehemaligen Litfaßanschläge oft über historische Zusammenhänge informierten - Plakate seien oft Zeugen der Vergangenheit. Lehrer könnten den Ausflug ins Museum mit einem inhaltsvollen und bildhaften Unterricht verbinden. " Auf Anfrage führen wir auch gerne durch die Ausstellung", wirbt der Museumsleiter. Öffnungszeiten: Die Plakatausstellung beginnt am Sonntag und endet am 14. August. Weitere Informationen gibt es telefonisch unter der Rufnummer 122478. Die Öffnungszeiten des Museums Industriekultur am Piesberg sind montags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.

KNAPP 100 PLAKATE zeigen " Geschichten, die einstmals die Welt bewegten". Foto: Hermann Pentermann

PLAKATAUSWAHL: Restaurator Heinrich Kampmeyer (links) und Museumsleiter Rolf Spilker. Foto: Klaus Lindemann
Autor:
dh
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