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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Gut Sandfort: Schönheitskur für das alte Gemäuer
Zwischenüberschrift:
Unternehmerin möchte die historische Anlage zu neuem Leben erwecken - Verbindung aus Wohnen und Arbeiten
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Gut Sandfort: Schönheitskur für das alte Gemäuer

Unternehmerin möchte die historische Anlage zu neuem Leben erwecken - Verbindung aus Wohnen und Arbeiten

Voxtrup (tos)
Das Gut liegt, malerisch eingebettet in einer Talsenke, am Fuße des Sandforter Berges. Es scheint, als sei das Anwesen vor Jahren in einen Dornröschenschlaf gefallen: Der Garten ist verwildert, hier und da bröckelt der Putz des alten Gemäuers, und das Holz ist morsch geworden. Doch jetzt tut sich was auf Gut Sandfort: Eine private Investorin möchte die historische Anlage zu neuem Leben erwecken.

Schon vor Jahren hatte sich die Unternehmerin Anke Küpper-Welzel das Gut Sandfort angeschaut. Damals riet ihr eine Architektin vom Kauf ab. Vor einigen Monaten wagte sie erneut einen Blick hinter die Mauern des größtenteils leer stehenden Anwesens, und für sie stand fest: " Das ist es!" Die Schönheit der alten Gebäude und die natur- und trotzdem stadtnahe Lage hätten Zweifel überdeckt, erzählt sie.

Die Gebäudeteile und das weitläufige Grundstück bieten optimale Voraussetzungen für das Nutzungskonzept der neuen Besitzerin. Anke Küpper-Welzel möchte Gut Sanafort zu einem Ort machen, an dem sich Wohnen und Arbeiten miteinander verbinden lassen. Nicht nur ihre Firma " Backstage Textilhandel", auch ihre Familie und ein befreundetes Paar sollen hier Platz finden. Wichtig für die Unternehmerin ist aber, das Anwesen und damit auch die Geschichte Sandforts so originalgetreu wie möglich zu erhalten.

" Denkmalpflegerisch ist es ein Glücksfall, dass die neuen Eigentümer das Gesamtobjekt Gut Sandfort, inklusive der Mühle, einer verträglichen Nutzung zuführen möchten", freut sich der städtische Denkmalpfleger Bruno Switala. Derzeit verschaffen sich die Gutsherrin und Fachleute Überblick über die Bausubstanz. " Es ist ein ziemliches Puzzlespiel", erklärt Switala " Es gab intensive bauliche Veränderungen in kurzer Abfolge: Beispielsweise eine klassizistische Überformung, einen neugotischen Zustand, und aus dem 20. Jahrhundert finden sich Jugendstilelemente." Daher müsse nun eine adäquate Form gefunden werden, die dem Gut eine homogene Gestalt verleihe und gleichzeitig eine zeitgemäße Nutzung der Räumlichkeiten ermögliche.

Die Wassermühle (18. Jahrhundert), das vorgelagerte Ökonomiegebäude (1752) und das Herrenhaus (1760 neu errichtet) sollen zu privaten Wohnräumen werden. Im Torhaus (1662) nebst später angebauten Wohn- und Wirtschaftsflügeln werden Büro- und Lagerräume für Anke Küpper-Welzels Firma entstehen. Der Binnenhof soll ein repräsentativer Ort für Veranstaltungen wie den für das kommende Jahr geplanten Weihnachtsmarkt werden.

" Wir möchten die Öffentlichkeit von den anstehenden Veränderungen nicht ausschließen", betont Küpper-Welzel. Daher verrät sie schon jetzt von einer Entdeckung, die die Experten bei den Untersuchungen gemacht haben: Es lässt sich nachweisen, dass das gegenwärtige Welfengelb nicht die ursprüngliche Fassadenfarbe des Gutes war. " Welche Farbe das war, verraten wir noch nicht. Aber bald wird das Gut wieder in diesem Ton erstrahlen", erzählt Anke Küpper-Welzel.

NOCH BRÖCKELT HIER UND DA DER PUTZ, doch bald soll das Gut Sandfort seinen Glanz von damals wiedererlangen. Foto: Uwe Lewandowski

DORNRÖSCHENSCHLAF: Das Gut liegt, malerisch eingebettet in einer Talsenke, am Fuße des Sandforter Berges. Bei der Renovierung sollen die Gebäude originalgetreu erhalten bleiben.

Zur Sache: Gut Sandfort

Entstanden um das Jahr 1534

Das Gut Sandfort entstand um 1534 aus einem Bauernerbe zu Molenseten, das sich im Lehnsbesitz der Familie von Anchem (Ankum) befand. Das Wappen der Familie, die im 15. und 16. Jahrhundert zu den einflussreichsten Stadtgeschlechtern Osnabrücks zählte, ziert noch heute das 1632 errichtete Torhaus. Der von Gottschalk von Anchem gegründete Hof entwickelte sich im 16. und 17. Jahrhundert zum adeligfreien Gut Sandfort. Im Verlauf der Jahrhunderte wechselten häufig die Besitzer, die das Anwesen nach ihren Bedürfnissen umgestalteten und ihm seine heutige Gestalt mit Bauteilen des 17. bis 20. Jahrhunderts gaben. Von 1716 bis 1835 gehörte Sandfort der Familie von Reichmeister, die zwar unternehmerisch veranlagt, aber nicht erfolgreich war: Karl Kasimir von Reichmeister richtete eine Glashütte auf Gut Sandfort ein, die jedoch, ebenso wie eine Kornbrennerei, Eisengießerei und Ziegelei, nach kurzer Zeit schließen musste. Steinreliefs am Wirtschaftsgebäude weisen auf diese Gewerbeversuche hin. Große Veränderungen gab es Mitte des 18. Jahrhunderts: Konsul Eduard Ischon ließ den Wassergraben, der Herrenhaus und Wirtschaftsgebäude ursprünglich trennte, einebnen, so dass der heutige Binnenhof entstand. Der nachfolgende Besitzer, der Kaufmann Siegfried Julius Jaffe', verkaufte 1906 die Wasserquellen der Sandforter Wiesen, in denen bis dahin Fischzucht betrieben wurde, an die Stadtwerke Osnabrück. Noch heute tragen sie zur Wasserversorgung der Stadt bei. Jaffe' war ein bekannter Kulturförderer, insbesondere des Landschaftsmalers Franz Hecker. Dieser hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts sein Atelier auf Gut Sandfort.

Für die 1920er Jahre sind noch umfassende Bautätigkeiten an einzelnen Gebäuden des Gutes nachzuweisen. In den letzten Jahrzehnten wurde es still. Wechselnde Mieter nutzten nur einzelne Gebäudeteile, weite Teile stehen seit Jahren leer. (tos)
Autor:
tos


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