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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
"Wir sind eine aussterbende Art"
Zwischenüberschrift:
Noch kümmern sich Schleusenwärter um den Schiffsverkehr auf dem Stichkanal
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
" Wir sind eine aussterbende Art"

Noch kümmern sich Schleusenwärter um den Schiffsverkehr auf dem Stichkanal

Wallenhorst (stk) Was macht ein Schleusenwart eigentlich den ganzen Tag über? " Sitzen", sagt Werner Üffing von der Haster Schleuse, und nicht anders ergeht es seinem Kollegen Rolf Mamerow, der einige Kilometer " talwärts" die Hollager Wassertore bedient. Ist das alles?

Okay. Die Hände machen sich schon mal andere schmutzig: " Früher hieß der Schleusenwart noch Schleusenoberwart und kam piekfein im Anzug zur Schicht", erzählt Werner Üffing lachend. " Der hatte sogar noch Leute, die auf seine Anweisungen hin den Papierkram erledigt haben. Heute ist das alles nicht mehr so, aber Reparaturen an der Schleuse machen immer noch Arbeitstrupps."

Und wie es der Zufall will, arbeiten gerade drei Fernmeldeelektroniker vom Wasser-und Schifffahrtsamt Minden, zu dem der Osnabrücker Stichkanal gehört, an beiden Schleusen, um eine Antennenleitung zu reparieren. Die war beim Roden von Bäumen zerstört worden. " So was ist ärgerlich, weil wir jetzt keine stabile Funkverbindung zu den Schiffen haben. Im Moment müssen wir alles mit einem Handfunkgerät ma-

Störungsfreier Funkverkehr wichtig

chen", sagt Rolf Mamerow.

Da die anspruchsvollste Tätigkeit der Schleusenwarte nicht etwa das Schleusen ist, sondern vielmehr das Lotsen der Schiffe, ist ein störungsfreier Funkverkehr besonders wichtig. " Ein Schiff wird von Pente bis zum Osnabrücker Hafen von uns betreut. Und bei Gegenverkehr müssen wir den Kapitänen natürlich sagen, wer wann und wo in eine Ausweichstelle fahren soll." Bei bis zu 15 Schiffen am Tag kann es dann schon mal hektisch werden im Büro. Auch kleinere Reibereien zwischen Schleusenwart und Kapitän sind nicht ausgeschlossen, Vor allem wenn jugendlicher Übermut hinzukommt. " Als ich frisch verbeamtet aus meiner Ausbildung kam und hier angefangen habe, habe ich schon mal zu einem Kapitän gesagt: Wenn du dein Schiff nicht richtig festmachst, dann schleuse ich dich hier nicht durch. Den habe ich dann auch zwei Stunden da sitzen lassen", sagt Werner Üffing. Heute sieht er die Dinge gelassener. Vor den Schiffern, die oft zwölf Stunden und mehr an Deck stehen und ihren Kahn durch die Kanäle leiten müssen, hat er großen Respekt.

Auf die Frage, was die erste Amtshandlung des Schleusenwartes bei Dienstantritt ist, gibt es für Rolf Mamerow nur eine Antwort: " Ich gucke auf die Pegelstände." Auf einem großen Schaltpult hat Mamerow mehrere Digitalanzeigen vor sich, die ihm die Wasserstände vor, in und hinter der Schleuse verraten. Der Vorgang des Schleusens verläuft dabei vereinfacht so: Aus dem Abschnitt in Richtung Haste wird Wasser in die Schleusenkammern geleitet, und sofort gleichen Pumpen, die aus dem Mittellandkanal

Alte Fahrräder kratzen am Rumpf

gespeist werden, den Wasserabgang im oberen Teil wieder aus. " Die Wasserstände dürfen heutzutage nur ganz wenig von der Norm abweichen, denn die Ladungen werden immer knapper bemessen. Fehlen ein paar Zentimeter, könnte ein Schiff auf Grund laufen, haben wir zu viel, kann eines an einer Brücke hängenbleiben." Die Topografie des Stichkanals macht die Schleusen an beiden Orten notwendig. " In Haste ist der Wasserstand 4, 75 Meter höher als hier. Deswegen sprechen wir auch von , bergwärts fahren', wenn es Richtung Osnabrück geht", erklärt Rolf Mamerow.

Dass trotz der genauen Überprüfung der Pegelstände immer wieder Schiffe Grundberührung haben, hat hingegen ganz andere Gründe: " Fahrräder, Zigarettenautomaten, selbst Tresore sind schon aus dem Kanal gefischt worden", berichtet Mamerow. Vor einigen Jahren habe sein oberes Schleusentor sogar ein Auto aus dem Wasser gewuchtet.

Die Tätigkeit der beiden Schleusenwarte könnte in einigen Jahren überflüssig werden, wenn wie geplant vollelektronische Schleusen die bisherigen ersetzen. Werner Üffing und Rolf Mamerow, die beide aufs Pensionsalter zugehen, sehen es gelassen: " Wir sind eben eine aussterbende Art."

DIE HOLLAGER SCHLEUSE: Von hier aus gibt Rolf Mamerow den Schiffen sicheres Geleit. Foto: Gert Westdörp

Zur Sache: Schleusen

Die Elektronik hält Einzug

Der Osnabrücker Stichkanal gehört zum Bereich des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) Minden, das für rund 205 Kilometer Wasserstraßen zuständig ist. Ab 2008 sollen an den Standorten Haste und Hollage neue, vollelektronische Schleusen errichtet werden, die dann von Minden gesteuert werden. Die alten Schleusen sollen vorerst erhalten bleiben. " Große Schiffe müssen derzeit noch vor der Schleusung erleichtert werden. Das soll sich bald ändern", sagt Günter Bergmeyer von der WSA-Außenstelle Bramsche. Mit der bereits begonnenen Verbreiterung und Vertiefung soll die Schifffahrt im Stichkanal komfortabler werden.

DER HASTER SCHLEUSENWART Werner Üffing bei der Arbeit.
Autor:
stk


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