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1.
Erscheinungsdatum:
02.07.1930
aus Zeitung:
Osnabrücker Tageblatt/ OT
Inhalt:
"
Der
Streit
um
die
Haseverschmutzung
-
Die
Firma
Schoeller
wehrt
sich
-
Wer
ist
nun
schuld?
-
Besprechung
bei
der
Regierung"
.
Überschrift:
Der Streit um die Haseverschmutzung
Zwischenüberschrift:
Die Firma Schoeller wehrt sich - Wer ist nun schuld? - Besprechung bei der Regierung
Artikel:
Originaltext:
In
der
Beseitigung
der
seit
dem
letzten
Jahr
besonders
stark
in
Erscheinung
getretenen
Verunreinigung
der
Hase
und
der
sich
daraus
zwangsläufig
ergebenden
Geruchsbelästigung
ist
den
zuständigen
Instanzen
ein
schwieriges
Problem
erwachsen,
um
dessen
Lösung
sie
zwar
das
muß
festgestellt
werden
-
nach
Kräften
bemüht
sind.
(Noch
in
der
letzten
Sitzung
der
Städt.
Kollegien,
über
die
wir
ja
ausführlich
berichteten,
erfuhr
man
aus
den
Darlegungen
des
Stadtbaurats
Lehmann
Näheres
über
den
Stand
der
Dinge.)
Gestern
nun
bildete
diese
Angelegenheit
das
Thema
einer
in
der
Regierung
stattgefundenen
Konferenz,
die
namentlich
der
Information
der
Presse
diente
und
an
der
Vertreter
der
Regierung
mit
Vizepräsident
Dr.
Schmieder,
Vertreter
des
Magistrats
mit
Bürgermeister
Dr.
Petermann
an
der
Spitze
sowie
von
der
aus
Oberbürgermeister
Dr.
Gaertner
und
den
Fabrikanten
Schoeller
und
Kämmerer
bestehenden
Untersuchungskommission
die
letztgenannten
beiden
Herren
teilnahmen.
Einleitend
ergriff
zunächst
Regierungspräsident
Dr.
Schmieder
das
Wort,
der
nach
einem
Hinweis
auf
den
Zweck
der
Zusammenkunft
die
gegenwärtige
Situation
dahin
zusammenfaßte,
daß
in
der
Hase-
Frage
bisher
schon
mancherlei
geschehen
sei,
daß
aber
die
durchgreifenden
Maßnahmen
erst
nach
dem
Eingang
des
von
der
Landesanstalt
für
Wasser-
,
Boden-
und
Lufthygiene
eingeforderten
Gutachtens
über
die
Ursache
der
Verschmutzung
des
Haseflusses
und
ihre
Abstellung
getroffen
werden
könnten.
Das
erste
Referat
hielt
sodann
Regierungsrat
Mulert.
Der
Redner
kam
-
nachdem
er
eingangs
auf
die
Vergangenheit
der
Hase
eingegangen
war
und
vor
Augen
geführt
hatte,
daß
diese
auch
früher
schon
verschiedentlich
Schwierigkeiten
machte
-
auf
die
Vorkommnisse
im
vorigen
Jahr
zu
sprechen.
Zur
Vermeidung
einer
Wiederholung
solcher
Katastrophe
müsse
die
Schuldfrage
festgestellt
werden.
Der
Möglichkeiten
zur
Verschmutzung
der
Hase
gebe
es
in
der
Stadt
und
in
ihrer
näheren
Umgebung
viele;
hier
spielten
besonders
die
Papierfabriken
Schoeller
und
Kämmerer
eine
Rolle.
Während
man
bisher
auf
der
Strecke
von
der
Kläranlage
bei
Osnabrück
bis
Bramsche
zu
Klagen
keinen
Anlaß
gehabt
habe,
würden
in
letzter
Zeit
in
Bramsche
selbst
viele
Beschwerden
laut.
Auch
in
der
Stimmung
der
Landwirtschaft,
der
dieser
Zustand
bisher
wohl
noch
nicht
unerwünscht
gewesen
sei,
müsse
bei
weiterem
Fortschreiten
der
Fäulniserscheinungen
mit
einem
Umschwung
gerechnet
werden;
so
habe
z.
B.
schon
der
Kreistag
in
Bersenbrück
an
die
Regierung
einen
Protest
gerichtet.
Soweit
es
die
Finanzlage
daher
erlaube,
müßten
1.
die
sofort
nötigen
Schritte
unternommen
und
2.
einer
Wiederholung
des
Übels
durch
entsprechende
Maßnahmen
vorgebeugt
werden.
Darauf
legte
Fabrikant
Lothar
Schoeller
seinen
Standpunkt
klar
und
vertrat
dabei
wesentlich
andere
Ansichten
als
die
Stadt.
Im
einzelnen
führte
er
etwa
aus:
Er
hieß
die
Gelegenheit
willkommen,
sich
vor
der
Presse
zur
Frage
der
Haseverunreinigung
äußern
zu
können,
besonders
nachdem
von
Seiten
der
Stadt
Osnabrück
in
der
Sitzung
der
Städt.
Kollegien
am
26.
Juni
1930
in
einem
der
Presse
zugegangenen
Bericht
der
Firma
Schoeller
die
Schuld
an
den
Geruchsbelästigungen
im
Sommer
1929
ausschließlich
zugeschoben
sei.
Die
Firma
Schoeller
habe
es
bisher
im
Hinblick
auf
die
von
dem
Regierungspräsidenten
eingeleitete
Prüfung
des
Fragenkomplexes
vermieden,
in
der
Presse
ihrerseits
Stellung
zu
nehmen.
Der
von
der
Stadt
Osnabrück
der
Presse
zugeleitete
Sitzungsbericht
gebe
ihr
aber
Veranlassung,
sich
zu
den
darin
gemachten
Anschuldigungen
zu
äußern;
denn
die
in
diesem
Bericht
der
Stadt
gemachten
Angaben
seien,
wie
eingehende
wissenschaftliche
Versuche
bewiesen,
absolut
unhaltbar.
Nach
den
Untersuchungen,
die
die
Firma
Schoeller
im
Sommer
1929
durchgeführt
habe,
seien
die
innerhalb
des
Stadtgebietes
Osnabrück
lagernden
Schlamm-
Massen
die
Ursache
der
Haseverpestung
gewesen,
und
sie
könnten
erneut
zu
unliebsamen
Störungen
führen,
wenn
sie
nicht
beseitigt
würden.
Diese
Schlamm-
Massen
stammen
aus
den
städt.
Abwässern
des
Stadtteils
Schinkel
und
der
Schützenhofkolonie,
die
noch
bis
vor
kurzem
in
die
Hase
eingeleitet
worden
seien,
und
zum
Teil
heute
noch
in
die
Hase
gelangten.
Seit
Jahrzehnten
sei
eine
systematische
Säuberung
des
Hasebettes
nicht
erfolgt.
Der
dort
lagernde
Schlamm
sei
keineswegs
tot,
sondern
im
höchsten
Maße
fäulnisfähig,
was
sich
experimentell
beweisen
ließe.
Fabrikant
Schoeller
berichtete
sodann
über
die
in
seinem
Werke
ergriffenen
Maßnahmen,
um
den
an
und
für
sich
nicht
zu
beanstandenden
Schwebestoffgehalt
des
Gretescher
Abwassers
weiter
zu
reduzieren.
Das
Fabrikationswasser
werde
in
Trommel-
Stoffängern
vorgereinigt,
passiere
sodann
ausgedehnte
Klärteiche
und
gelange
endlich
in
das
Feldteich-
Klärbecken.
Das
auf
diesem
Wege
geklärte
Abwasser
weise
noch
einen
Schwimmstoffgehalt
von
10-
15
Milligramm
auf.
Eine
weitergehende
Reinigung
sei
auch
nach
Ansicht
erster
Abwasserautoritäten
nicht
möglich.
Die
Gesamtklärzeit
vor
Einmündung
des
Fabrikwassers
in
die
Hase
betrage
rund
35
Stunden.
Weder
die
Schwebestoffe
noch
die
im
Wasser
gelösten
Stoffe
seien
fäulnisfähig.
Ebensowenig
ließen
sich
die
gelösten
Stoffe
aus
dem
Wasser
ausflocken.
Eine
Ablagerung
von
Schlamm
innerhalb
des
Stadtgebietes
durch
nachträgliche
Ausflockungen
der
Gretescher
Abwässer
dortselbst
sei
ausgeschlosen.
Der
Redner
begrüßte
es,
daß
durch
das
in
Kürze
zu
erwartende
Gutachten
der
Landesanstalt
für
Wasserhygiene
in
Berlin
Klarheit
über
die
Verantwortlichkeitsverhältnisse
geschaffen
werden
würde,
und
daß
damit
die
Angelegenheit
aus
dem
Stadium
polemischer
Erörterungen
in
der
Presse
herauskomme.
Die
Firma
Schoeller
habe
und
werde
sich
an
der
aufklärenden
Arbeit
der
Landesanstalt
mit
lebhaftem
Interesse
beteiligen.
Dr.
Wenzl
(Burg
Gretesch)
ergänzte
die
Ausführungen
nach
der
chemischen
Seite
und
brachte
speziell
über
die
Wasserverhältnisse
des
vorjährigen
Sommers
sehr
zahlreiches
Material
bei,
aus
welchem
hervorging
daß
eine
entscheidende
Verschlechterung
des
an
und
für
sich
sehr
sauerstoffarmen
Hasewassers
durch
die
zugeleiteten
Fabrikabwässer
nicht
eingetreten
ist.
Die
Verschlechterung
und
das
Auftreten
der
bekannten
Geruchsbelästigungen
sei
erst
dann
eingetreten,
als
der
Sauerstoffgehalt
des
Hasewassers
durch
den
innerhalb
der
Stadt
liegenden
Schlamm
völlig
verzehrt
war.
Eingehende
wissenschaftliche
Untersuchungen,
die
sich
auf
den
Zeitraum
von
über
ein
Jahr
erstreckten,
hätten
ergeben,
daß
die
Gretescher
Abwässer
nach
der
geübten
Klärung
weder
fäulnisfähig
noch
flockbar
seien.
Eine
biologische
Reinigung
dieser
Abwässer
komme
daher
gar
nicht
in
Frage.
Die
Abwässer
würden
durch
die
natürlichen
Fabrikationsvorgänge
bereits
mit
Aluminiumsulfat
gefüllt,
außerdem
durch
geeignete
Mischung
mit
Abwässern
der
Bleicherei
in
erheblichem
Maße
gechlort.
Die
geklärten
Abwässer
verließen
daher
die
Fabrik
in
einem
durchaus
einwandfreien
und
sterilen
Zustand.
Unter
Berücksichtigung
der
mitgeteilten
Erfahrungen
und
Befunde
könne
die
Gewißheit
ausgesprochen
werden,
daß
nach
einer
gründlichen
Reinigung
des
Hasebettes
innerhalb
des
Stadtgebietes
die
selbstverständlich
in
bestimmten
Zeitabschnitten
wiederholt
werden
müsse,
eine
Wiederholung
der
Vorfälle
vom
Sommer
1929
ausgeschlossen
sei.
Bürgermeister
Dr.
Petermann
gab
unter
Hinweis
auf
die
Erörterung
dieser
Frage
in
der
letzten
Sitzung
der
Städtischen
Kollegien
die
Erklärung
ab,
daß
die
Stadtverwaltung
nichts
unversucht
lasse,
um
schleunigste
Besserung
zu
schaffen.
Das
Fazit
der
Konferenz
ergibt
demnach,
daß
man
trotz
großer
Meinungsverschiedenheiten
einmütig
um
Aufklärung
und
Abstellung
der
Ursache
der
Hase-
Verschmutzung
und
ihrer
Folgen
bestrebt
ist.
Mögen
die
Bemühungen
nun
auch
zum
Erfolg
führen.