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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Sie lieben "die kleine Großstadt mit großem Herz"
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Viele britische Soldaten sind in Osnabrück und Umgebung heimisch geworden - Anfängliche Skepsis schnell gewichen
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Originaltext:
Sie lieben " die kleine Großstadt mit großem Herz"

Viele britische Soldaten sind in Osnabrück und Umgebung heimisch geworden - Anfängliche Skepsis schnell gewichen

Von Anne Diekhoff

Osnabrück

Wer noch Zweifel hat, ob Osnabrück eigentlich ein lebenswerter Ort ist, sollte sich mit Briten unterhalten, die als Armee-Angehörige in unsere Stadt kamen - und blieben.

" Eine kleine Großstadt mit einem ganz großen Herz", nennt beispielsweise Michael Hurst, einst Soldat der " Royal Engineers", seine Wahlheimat. " Ich bin stolz, ein Osnabrücker zu sein", sagt er, " und ich würde mir wünschen, dass die Osnabrücker selbst das so sehen, denn es ist eine großartige Stadt."

Auch Tim Pottinger fühlt sich längst hier zu Hause: " Mein Heimatland ist da draußen vorm Zaun", sagt er beim Gespräch in der Quebec-Kaserne. Seit 2003 ist der 49-Jährige als Wachmann beim zivilen " Germany Guard Service" angestellt und arbeitet so zwar für die Britische Armee, aber nicht als deren Angehöriger. Für ihn der richtige Weg, in Osnabrück bleiben zu können, und genau das habe er eigentlich seit seiner Ankunft 1981 gewollt. " I' m English, but I' m German", fast Pottinger lächelnd zusammen - seit zwei Jahren ist er deutscher Staatsangehöriger. " Wenn ich in England bin, fühle ich mich wie ein Fisch außerhalb des Wassers und suche immer Leute, die Deutsch sprechen." Die Suche ist deutlich erleichtert worden - seit seine Mutter Deutsch gelernt hat. Mit seiner deutschen Frau Almut hingegen, einer Englischlehrerin, redet Pottinger oft Englisch. Und auch dieser ehemalige " Royal Engineer" genießt sein Leben zwischen zwei Kulturen.

Michael Hurst arbeitet heute er bei der Denkmalpflege am Projekt zur Erforschung der Osnabrücker Steinwerke - mittendrin in der städtischen Geschichte. Darauf deutete im September 1968 noch nichts hin, als er mit knapp 20 Jahren als Soldat nach " Osnatraz" kam. So hieß die Stadt damals unter den Soldaten, als Verballhornung von " Alcatraz" nicht gerade ein Kompliment. " Hongkong und Singapur waren weit populärere Standorte", erzählt Hurst und lacht bei der Erinnerung daran, wie er anfangs seine Vorgesetzten mit ständigen Versetzungsanträgen genervt hat. Nach drei Jahren lernte er dann hier seine spätere Frau kennen und verließ schließlich 1976 die Armee, um in Osnabrück bleiben zu können.

Elf Jahre später kam ein weiterer Engländer in die Stadt, dem die Osnabrücker neue Erkenntnisse über ihre Geschichte verdanken: Tony Clunn - sein Name ist längst untrennbar mit Kalkriese verbunden, wo er die ersten Hinweise auf die Varus-Schlacht entdeckte. Seine ungebrochene Leidenschaft für dieses Thema ist im Gespräch stets spürbar: " Hier gibt es noch mehr als genug zu tun, das mich interessiert und froh bleiben lässt", sagt er. Und Tony Clunn schätzt sich glücklich über seinen jetzigen Job bei der Armee: Er ist als " Station Staff Officer" verantwortlich für die Verwaltung von über 1 500 Wohnungen der britischen Armee. " Einer der besten Jobs für einen Major a. D.", findet der 59-Jährige, der sich auch außerhalb von Kalkriese in der Region zu Hause fühlt. Ihm gefalle der deutsche " Way of Life", erzählt er, und Osnabrück sei eine " lovely town" - eine reizende Stadt. Manchmal steckt das Wohlfühlen sogar die britische Verwandtschaft an - wie die Schwester von Kenny Loughlin. Wäre die deutsche Sprache nicht so kompliziert, würde auch sie herziehen, wie der gebürtige Nordire erzählt. Der 41-Jährige kam 1985 mit den " Royal Irish Rangers" nach Osnabrück - und verließ die Armee bereits ein Jahr später, nachdem er seine Frau Gerhild kennen gelernt hatte. Inzwischen ist der Angestellte eines Steinbruchbetriebes längst eingefleischter Borgloher - und ärgert sich höchstens, wenn er für einen Engländer gehalten wird. " Nordirland ist bei der Fußball-WM nicht dabei, und deshalb bin ich natürlich für Deutschland." Neue Heimat Osnabrück: nur vier von vielen Briten, die gekommen sind, um zu bleiben.

" BEI DER WM bin ich natürlich für Deutschland": Kenny Loughlin mit Ehefrau Gerhild und den Kindern Kai und Lisa. Der Nordire hat in Borgloh ein neues Zuhause gefunden.Foto: Jörn Martens

" WENN ICH IN ENGLAND BIN, fühle ich mich wie ein Fisch außerhalb des Wassers": Wachmann Tim Pottinger vor der Quebec-Kaserne. Foto: Uwe Lewandowski

" HIER GIBT ES noch mehr als genug zu tun": Tony Clunn ist längst untrennbar mit der Varusschlacht in Kalkriese verbunden. Foto: Archiv

" HONGKONG und Singapur waren damals weit populärere Standorte": Mike Hurst ist seit 1968 in Osnabrück. Foto: Uwe Lewandowski
Autor:
Anne Diekhoff


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