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Frauen eroberten die "Bureaus"
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Osnabrück im Februar 1906: Die Straßenbahn fährt schon mal Probe
Artikel:
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Originaltext:
Die Frauen eroberten die " Bureaus"

Osnabrück im Februar 1906: Die Straßenbahn fährt schon mal Probe

Von Christiana Keller

Ein Zeitensprung für die Stadt: Am 1. Februar 1906 drängten sich die Osnabrücker in ihrer neuen Straßenbahn. Die Stadtwerke zählten gleich am ersten Nachmittag einen Umsatz von 490 Mark - bei 10 Pfennig Streckengebühr! Demnach hatten weit über 5 000 Personen am ersten Nachmittag einen Fahrschein gelöst.

Auch in den folgenden Tagen war die Bahn immer voller Menschen - günstige Aussichten für die Betreiber. Viele nutzten aber auch das Gedränge aus, um zum ersten Mal in der " Elektrischen" schwarzzufahren.

Als Einbrecher betätigten sich drei Schulknaben in Osnabrück so " nebenher". Der Anführer, gerade 13 Jahre jung, wurde zu drei Wochen und drei Tagen Gefängnis verurteilt, die anderen kamen mit 14 Tagen davon.

Anlässlich der Silberhochzeit von Kaiser Wilhelm gab der Magistrat für die Gründung einer dritten " Kleinkinderbewahr-Anstalt eine bedeutende Summe aus. Das Hohe Paar wurde davon per Telegramm in Kenntnis gesetzt und begrüßte die Gründung " auf das Herzlichste".

Die Lange Straße wurde " freigelegt", das hieß: Es konnten nun Häuser gebaut werden, es gab einen Bebauungsplan und reichlich Bauinteressenten. Vorgärten sollten sieben Meter breit sein.

Der Fuhrpark der Stadt Osnabrück gab seinen Jahresabschluss für 1905 bekannt und hatte einen Überschuss erwirtschaftet. Die städtischen Pferde, deren Unterbringung, die Kutscher, Lohn und Kleidung, sowie alle Gebäude waren mit 40 000 Mark zu Buche geschlagen.

In und um Osnabrück investierte die Reichsbahn kräftig. Die Hochlegung der Gleise im Bereich der Hamburger Straße kostete zwei Millionen Mark, das zweite Gleis von Osnabrück bis Eversburg wurde mit 750 000 Mark veranschlagt und auch gleich gebaut, obwohl der Grunderwerb noch nicht endgültig geregelt war.

Angesichts der zunehmenden Rauchplage über der Stadt planten die Stadtväter die Einrichtung von " Heizkursen" für die Bevölkerung.

Der größte kaufmännische Verband berufstätiger Frauen mit Hauptsitz Berlin eröffnete in Osnabrück ein Büro. 20 000 Mitglieder zählte die Vereinigung bereits, 220 Städte hatten sich schon angeschlossen. Zwei Tage in der Woche tagte die Ortsgruppe im Hotel Dütting. Der Verband vermittelte Stellen, beantwortete Fragen und gab Informationen zur Tätigkeit im " Bureau".

Rege Gemeindearbeit und Vorträge hielt der " Hülfsverein für den Osten der Marienkirche", der sich sehr wünschte, dass eine Filialkirche in Schinkel entstehen möge - ebengenau dort, wo die Gemeindemitglieder religiöse Unterstützung benötigten. Gerade war an der Grenze zu Schinkel, in Lüstringen, eine neue große Tapetenfabrik entstanden, die weitere Arbeiter anziehen würde. Auch die Bautätigkeit in Schinkel stieg erheblich und erfreulich an.

Ein Vortrag in der Stadt erregte Aufsehen und wurde vor allem von Damen besucht: Fräulein Niemann aus Berlin referierte über " Die Mitarbeit der Frau im Kampf gegen den Alkoholismus". Auch der Dürerbund hielt einen zukunftsweisenden Vortrag. Ein Gastredner sprach über " die Gartenstadt" als eine naturnahe Alternative zur dichten Bebauung der Innenstädte.

Karneval- und Ballsaison, Cabaret aus Paris und Maskenredouten - sehr vergnügungsfreudig ging es einher im Osnabrück des Februar 1906. Beinahe allabendlich luden Vereine und Verbände die Mittel- und Oberschicht zum vergnüglichen Beisammensein ein. In Sälen, Restaurants, Vereinshäusern und Gaststätten wurde gespielt, getanzt und getrunken. Das Zubehör für den Mummenschanz konnte in allen Textilgeschäften erworben werden: Charakter-Masken, Schnurrbärte, Perücken, Flitter, Schellen und Orden aller Art. Mit fertig genähten Kostümen konnte man sich in Polen, Buren, Dominos oder Bauern verwandeln.

Die Schwimmhalle im Badehaus stellte den Antrag, das Wasser zweimal wöchentlich im großen Schwimmbecken zu erneuern. Am zu kleinen Kessel, der das Wasser temperierte, scheiterte die schnelle Erfüllung der hygienisch wünschenswerten Veränderung. Ein Schauschwimmen in der Badehalle an der Neuen Mühle sollte das Becken noch mehr in das Blickfeld der Öffentlichkeit bringen. Und die Osnabrücker Bäckereigenossenschaft gab ihren Jahresbericht ab: 6 081 Säcke Mehl zu je 200 Pfund waren verbacken worden, viel mehr als in jedem anderen Vorjahr.

MIT OFFENEN WAGEN ging die Straßenbahn 1906 in Osnabrück an den Start. Das Bild zeigt den Nikolaiort, Kreuzungspunkt der beiden Linien.Foto: Siemens
Autor:
Christiana Keller


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