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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Zusammenhalt prägt das ehemalige Arbeiterviertel
 
"Schlechter Ruf nicht gerecht"
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Stadtteil mit der höchsten Bevölkerungsdichte zunehmend bürgerlich und mit gestiegener Wohnqualität
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Seit mehr als 90 Jahren gehört die frühere Landgemeinde Schinkel zu Osnabrück. Die ehemaligen Nachbarorte sind seit der Eingemeindung Schinkels im Jahr 1913 längst zu einer untrennbaren städtischen Einheit verschmolzen. Doch die Bewohner dieses lebendigen Stadtteils sind noch immer stolz auf ihre Identität als " Schinkelaner".

Woher der Name kommt

Schinkel (ack) Woher hat der Stadtteil Schinkel eigentlich seinen Namen? Diese Frage ist bis heute nicht abschließend geklärt.

Ein Zusammenhang mit Karl Friedrich Schinkel jedenfalls besteht auf keinen Fall. Denn der große Berliner Baumeister lebte von 1781 bis 1841, während sich die erste urkundliche Erwähnung des Ortes " Schinkele" bereits 1332 in einer Verkaufsurkunde findet.

Am wahrscheinlichsten erscheint nach heutigem Forschungsstand die Theorie, dass die Namensgebung auf der " Schenkel"- Form des heutigen Schinkelberges beruht. Im Mittelhochdeutschen variiert die Verwendung der Buchstaben " e" und " i", so die Argumentation. " Schenkel" und " Schinkel" könnten also sprachlich identisch sein.

Es gibt aber auch andere Annahmen. So leitet sich der Stadtteilname vielleicht vom keltischen Wort " sehen" (Geröll) ab und spielt auf die Beschaffenheit des Bodens an. Auch wäre es möglich, dass sich im Bereich, der heute als Schinkel bekannt ist, ein ritueller Opferoder Fesselwald (" Schinke-lo") befunden hat.

Ein wichtiger Teil des Zusammengehörigkeitsgefühls im Stadtteil beruht bis heute auf dem ehemaligen Klöckner-Werk und der Eisenbahn. Denn das ursprünglich ländlich geprägte Schinkel hatte sich während der Industrialisierung von der beschaulichen Bauerschaft zunehmend zur Schlafstadt für Stahlarbeiter und Eisenbahner gewandelt: Die meisten Nachbarn waren gleichzeitig auch Arbeitskollegen.

Als Klöckner sein Osnabrücker Werk 1989 völlig unvermittelt schloss und über 4000 " Klöckneraner" ihren Arbeitsplatz verloren, stand der gesamte Stadtteil monatelang unter Schock. Fast zeitgleich begann auch noch die damalige Bundesbahn ihren Rückzug aus dem Stadtteil.

Bald endlich auch ein eigenes Altenheim

Doch die damals gerissenen Wunden verheilen zusehends: Wo früher das riesige Stahlwerk stand, wurde inzwischen das Gewerbegebiet Hasepark erschlossen, das trotz exzellenter Standortbedingungen allerdings noch große Lücken aufweist. Schinkel, nach dem Klöckner-Aus von vielen vorschnell totgesagt, ist auch 15 Jahre nach diesem einschneidenden Ereignis der Osnabrücker Stadtteil mit der höchsten Bevölkerungsdichtegeblieben. Im Straßenbild deutlich erkennbar ist allerdings der Strukturwandel vom klassischen Arbeiterviertel zu einem bürgerlichen Stadtteil mit deutlich wachsender Wohnqualität.

An der Grenze zum Nachbarstadtteil Fledder, parallel zur Mindener Straße, entsteht zurzeit ein weiteres Baugebiet mit ein- und zweigeschossiger Wohnbebauung. Außerdem soll nach jahrelangem Hin und Her in naher Zukunft an der Buerschen Straße endlich das erste Altenheim des Stadtteils mit 82 Pflegeplätzen gebaut werden.

Spöttische Bemerkungen über ihren Wohnort sind die Schinkeler gewohnt. Aber sie lassen sich von den Unkenrufen, die in der Stadt gelegentlich zu hören sind, nicht beirren. Denn die Menschen fühlen sich pudelwohl in den Quartieren zwischen Buer-scher, Mindener und Bremer Straße. Anonymität und Gleichgültigkeit seien bei ihnen noch Fremdwörter, betonen sie stolz. Und nicht zuletzt gelingt es in Schinkel so gut wie wohl sonst nirgendwo in Osnabrück, ausländische Mitbürger in die Gemeinschaft zu integrieren. Dafür sorgen nicht zuletzt Kirchen und soziale Einrichtungen wie beispielsweise der Stadtteiltreff Heinz-Fitschen-Haus am Heiligenweg und der Jugendtreff im ehemaligen Ostbunker.

Horst Reiner vom Bürgerverein Schinkel von 1912 bringt es auf den Punkt: " Wer einmal in Schinkel wohnt, will nicht wieder weg."

Das Besondere

" Schlechter Ruf nicht gerecht"

223 Hektar

Claudia Sannemann, Sprecherin des runden Tisches.

Claudia Sannemann kann nicht verstehen, warum es in der Stadt oft heißt: " Oh Gott, der Schinkel ." Als Sprecherin des runden Tisches Schinkel-Widukindland kennt sie den Stadtteil gut, in den sie vor 30Jahren gezogen ist. " Natürlich ist Schinkel keine Insel der Seligen", sagt sie. " Aber der schlechte Ruf, der unserem Stadtteil Immer noch anhaftet, ist aus meiner Siebt nicht gerechtfertigt." Denn in Schinkel versuchen Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen und Kulturen wirklich, miteinander zu leben, bat die Inhaberin eines Blumengeschäfts beobachtet. " Gerade hier gibt es unglaublich viele Gruppen, die sich zusammengefunden haben, um linderen Menschen zu helfen."

Mit knapp 223 Hektar ist Schinkel hinter der In nenstddt und liciitlugt dei drittklemste Stadt teil Drittgrößt u ist ei hingegen im Hinblickauf die Bevölkerungszahl: 2003 lebten 13291 Einwohner in knapp über 7500 Haushalten. Mit fast 21 Prozent bat Schinkel den höchsten Ausländeranteil der Stadt. Die größte Gruppe: Türken (knapp 1000). Der höchste Punkt Schinkels liegt im Bereich der Von-Scheffel-Straße. An der niedrigsten Stelle toben Kinder: Er befindet sich auf der Spielfläche an der Rotenburger Straße.

" WER EINMAL IN SCHINKEL WOHNT, will nicht wieder wey." Die Schützenstraße mit der im Jahr 1933 eingeweihten Heilig-Kreuz-Kirche gehört zum geschäftigen Zentrum des lebendigen Stadtteils. Fotos: Uwe Lewandowski

Autor:
Arne Köhler


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