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Karmänner fordern: Die Politik muss uns helfen
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Mitarbeiter legen spontan die Arbeit nieder und ziehen in die Stadt - "Es geht um den Bestand der Fabrik"
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Originaltext:
Karmänner fordern: Die Politik muss uns helfen

Mitarbeiter legen spontan die Arbeit nieder und ziehen in die Stadt - " Es geht um den Bestand der Fabrik" 7

Von Wilfried Hinrichs

Osnabrück

Der Karmann-Betriebsrat schlägt Alarm: Die aktuelle Flaute könne sich zur schweren Krise auswachsen. Der Bestand der Fabrik sei in Gefahr.

Sie haben es seit Monaten kommen sehen. Sie haben gehofft, gebangt, verzichtet und stillgehalten. Doch jetzt platzt ihnen der Kragen: " So etwas wie Untergangsstimmung" herrsche im Betrieb, sagte Betriebsratsvorsitzender Harald Klausing gestern während einer Kundgebung von mindestens 1 500 Karmann-Beschäftigten auf dem Marktplatz. Aus der aktuellen Durststrecke, die mindestens 1 000 Arbeitsplätze kosten werde, könne eine " grundlegende Standortkrise" werden, so Klausing.

Der Rückgang der Stückzahlen beim Crossfire sei ein Problem, das durch ein noch (schwerer wiegendes überlagert werde: Es fehlen die großen Aufträge für die Zukunft. Ohne den Auftrag zum Bau eines ganzen Fahrzeugs werde das Karmann-Geschäftsmodell ins Wanken geraten. Der Auftrag zum Fahrzeugbau " ist das Futter für den Ochsen, der den ganzen Karren zieht", sagte Klausing. Wer glaube, Karmann könne als " Ingenieurs-Fabrik auch ohne großen Produktionsstandort überleben, der irrt". Die Karmann-Beschäftigten zogen vor das historische Rathaus, weil sie von der Politik Hilfe erwarten.

Karmanns Wohl und Wehe beeinflusse stark das Maß an sozialer Sicherheit in der Region Osnabrück-Emsland, sagte Klausing. Deshalb müssten die " wirtschaftlichen und politischen Eliten der Region" ihren Einfluss geltend machen - wie in den 90er Jahren. Damals hatte nach seinen Angaben die Landespolitik dafür gesorgt, dass Karmann einen Zwischenauftrag erhielt, der dem Unternehmen die Zeit verschaffte, sich neu auf dem Markt zu orientieren und Aufträge an Land zu ziehen. Klausing: " Eine solche Initiative brauchen wir auch heute." Die Belegschaft bettele nicht um Subventionen. Nein: " Wir wollen ehrliche Fürsprache für ein leistungsfähiges Unternehmen."

Klausing kritisierte scharf Pläne der Geschäftsführung, die Produktion von Dachsystemen nach Polen auszulagern. Entwicklung und Produktion müssten in Osnabrück als Einheit erhalten bleiben.

Zuvor hatte der Sprecher der IG-Metall-Vertrauensleute im Betrieb, Achim Bigus, vor dem Werkstor die Menschen in der Region zur Solidarität mit Karmann aufgerufen. Das Beispiel des Stahlwerks Georgsmarienhütte könne Mut machen: Ein couragierter Manager, eine motivierte Belegschaft und zupackende Politiker hätten gemeinsam das frühere Krisenunternehmen zum Erfolg geführt. Er appellierte an die großen Autohersteller und Geschäftspartner, Karmann nicht im Stich zu lassen. " Wir müssen verhindern, dass sie Karmann fallen lassen wie ein ausgepresste Zitrone", rief Bigus den mehreren hundert Kollegen vor dem Werkstor zu. " Es geht um den Bestand der Fabrik." Etwa 1 500 Mitarbeiter sollen es nach Angaben der Gewerkschaft gewesen sein, die sich gegen 9 Uhr draußen zu einer " Informationsveranstaltung" versammelten. An die Arbeit kehrten sie nicht zurück, sondern marschierten über die Hannoversche Straße und den Neumarkt zum Marktplatz. IG-Metall-Bevollmächtigter Hartmut Riemann sprach von einer " spontanen Aktion" und meldete per Handy die Demonstration beim Ordnungsamt an. Die Polizei mobilisierte rasch Einsatzkräfte, um den Verkehr umzuleiten.

VOR DEM WERKSTOR verteilten Gewerkschafter gestern Morgen Sandwich-Plakate für die Demonstranten: " Lieber Dr. Lieberoth, mach uns nicht die Firma tot", hieß es an Karmann-Chef Bernd Lieberoth-Leden gewandt. Vom Fledder zog der Demonstrationszug anschließend zum Marktplatz. Fotos: Klaus Lindemann

ANDERTHALBTAUSEND Karmann-Mitarbeiter legten gestern spontan die Arbeit nieder.

WERDEN WIR zu Hartz-IV-Empfängern?, sorgen sich die Mitarbeiter.
Autor:
Wilfried Hinrichs


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