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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Zwangspfand im Neue.OZ-Praxistest
Zwischenüberschrift:
Nicht überall gilt die Maxime: "Ohne Dose gibt es auch kein Geld"
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Alles klar?!

Seit dem 1. Januar gilt das Zwangspfand - von niemandem geliebt und unterschiedlich umgesetzt, aber eben doch verpflichtend. Nach der Anlaufphase wollten wir jetzt wissen, ob alles klar ist mit dem neuen Pfand.

In einem Stichprobentest kauften wir zunächst in verschiedenen Geschäften zwangspfandpflichtige Getränke. Einige Zeit später versuchten wir - regelwidrig - das Pfand auch ohne Rückgabe von Flasche oder Dose per Kaufbeleg erstattet zu bekommen. Auch schöne Ausreden zogen bei den drei getesteten Tankstellen " DEA" an der Hannoverschen Straße sowie " Aral und " Q1" am Kurt-Schumacherdamm nicht. Das Personal winkte übereinstimmend ab.

Auch Klaus Lukas-Nuelle, dem " Der Kleine Laden" an der Knollstraße gehört, ließ sich nicht beirren, obwohl das Dosenpfand für ihn im Getränkebereich einen geschätzten Umsatzrückgang von 90 Prozent bedeutet. Vor allem die Schüler vom benachbarten Schulzentrum Sebastopol hätten ihren Konsum seit Anfang des Jahres drastisch reduziert, berichtet er. Es gebe aber auch Jugendliche, die die Pfandquittung großspurig zurückwiesen, nach dem Motto: " Können Sie behalten. Für 25 Cent mache ich mir doch keine Mühe."

Bei den Filialen der großen Discounter ist ohne die leere Flasche ebenfalls kein Herankommen an den verauslagten Betrag. " Aldi" und " Lidl" haben eigene, exklusive Getränkeflaschen. So türmen sich an den " Aldi"- Kassen Berge leerer Flaschen. Bei " Lidl" an der Pagenstecherstraße müssen Kunden mit Leergut zunächst beim Lager klingeln und sich einen Pfandbon aushändigen lassen, der dann an der Kasse vergütet wird.

Ähnlich funktioniert das Rückgabesystem bei großen Verbrauchermärkten, die über einen eigenen Getränkemarkt verfügen. Die Rückgabe der Zwangspfand-Packungen erfolgt bei " Real", " Novo" und " Extra" dort, wo schon seit jeher Wasser- und Bierkisten ausgegeben und zurückgenommen werden. Einziger Unterschied zum bewährten Mehrweg-Verfahren: Ohne Bon bleibt das Pfandgeld in der Kasse.

Mechthild Möllenkamp, die in Osnabrück mehrere " Edeka"- Filialen betreibt, sieht möglicherweise gewährte Kulanz zwiespältig. " Was der Kunde als verbraucherfreundlich empfindet, ist aus Sicht des Naturschutzbundes eine schlimme Umweltsünde. Und für den Gesetzgeber ist es ein Regelverstoß, der schlimmstenfalls bestraft wird." Dem entsprechend habe sie ihren Mitarbeitern klare Anweisungen gegeben, sich eins zu eins an die Einweg-Verordnung zu halten.

Das hat nach eigenem Bekunden auch Detlef Kutsche, der die " Allfrisch"- Filialen in der Innenstadt leitet. Dass im " Kaufhof'- Supermarkt dennoch ein Pfandbon ohne Dosen-Rückgabe vergütet wurde, könne er sich gar nicht vorstellen. Wenn, dann sei es ein Einzelfall. " Wir achten darauf", versichert er.

Eine " interne Klärung"

versprach " Plus"- Sprecherin Nicole Dinier. Die sechs praktischen Pfandmünzen aus Blech ließen sich in der Filiale an der Adolfstraße ohne Probleme mit einem kleinen Einkauf verrechnen. Nach leeren Dosen fragte hier niemand.

Auch die Verkäuferin in einem Sonderposten-Markt legte keinen erkennbaren Wert auf eine Rückgabe. Auf die fehlende Dose angesprochen, wies sie dann doch noch in Richtung eines Plastikbehälters. Dieser war entweder gerade entleert worden oder bislang leer geblieben.

Prallvolle Rücknahme-Säcke fanden sich hingegen in der " Edeka"- Filiale am Salzmarkt. Praktisch für die Kunden: Die Beutel hängen direkt neben der Eingangstür. Eine Überwachung des Ruckgabevorgangs ist allerdings offenbar nicht vorgesehen. An der Kasse fragte niemand nach dem Verbleib des Leerguts - der Pfandbon wurde anstandslos erstattet. Auch bei " Edeka" an der Sutthauser Straße gab es keine Nachfragen.

Beide Filialen unterstehen direkt der " Edeka"- Zentrale Minden-Hannover. Pressesprecher Andreas Laubig warb auf Nachfrage um Verständnis und bat um Zeit. Der Handel arbeite an einer zufrieden stellenden Lösung, die auch " den wichtigen Aspekt der Hygiene" nicht außer Acht lasse. Es sei nämlich nicht eben appetitlich, wenn einer Kassiererin die Bierreste über die Finger flössen und sie anschließend wieder mit Frischware hantieren müsse.

Einfacher macht es sich da offenbar so manche Imbiss-Bude. Die Cola-Dose zum Döner oder zur an die Haustür gelieferten Pizza gab es im Verlauf des Tests gleich ganz ohne Pfandaufschlag. Auch wenn der astronomische Preis von 1, 50 Euro für 0, 33 Liter etwas anderes vermuten ließ. Wie sich nun die Narren während der " tollen Tage" verhalten werden, wird sich zeigen. Gehört der Leergut-Rucksack bald zur Karnevals-Tradition wie die Pappnase? Gehören hässliche Müllberge der Vergangenheit an?

Oder verzichten die Feiernden der Bewegungsfreiheit zuliebe auf den entrichteten Obolus? Dosenpfand-Kritikerin Mechthild Möllenkamp jedenfalls hat für diesen Fall einen Tipp auf Lager, der Umweltschützern nicht gefallen dürfte. " Wenn die Narren schlau sind, nehmen sie Mehrweg-Flaschen mit." Deren Pfandwert ist bekanntlich deutlich geringer. (ack)

Alles klar?! Die Neue-OZ fragt nach, ob die Dinge so laufen, wie sie laufen sollten. Heute beschäftigen wir uns mit dem Thema " Zwangspfand". Wenn Sie ein Thema haben, dem wir nachgehen sollen, melden sie sich unter Telefon 325-259 oder schreiben sie an Neue Osnabrücker Zeitung, Große Straße 17-19, 49074 Osnabrück, Stichwort " Alles klar?!". Sie können auch eine E-Mail schicken an stadt-osnabrueck@ neue-oz.de.

BERGE VON FLASCHEN türmen sich in vielen Geschäften. Fotos: Arne Köhler

PFANDMÜNZEN aus Blech gibt es bei Plus.
Autor:
ack


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