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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
"Ein Künstler, aber wohl kein guter Kaufmann"
 
Mangels Masse nur zwei Verfahren
Zwischenüberschrift:
Vor einem Jahr begann die Hülsmeier-Firmenpleite
 
Am Bahnhof fehlten 3 Millionen Euro
 
Zur Sache: Hülsmeiers Projekte
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
" Ein Künstler, aber wohl kein guter Kaufmann"

Vor einem Jahr begann die Hülsmeier-Firmenpleite

Von Rainer Lahmann-Lammert

Für Osnabrück war es zwar nicht die größte Firmenpleite, aber eine der folgenreichsten: Vor einem Jahr begann das Imperium des Architekten und Bauunternehmers Werner Hülsmeier zu wanken. Eine Objektgesellschaft nach der anderen wurde mitgerissen, am Schluss auch das Architekturbüro. Noch immer arbeiten sich zwei Insolvenzverwalter an den Hinterlassenschaften ab. Und noch immer brennt Licht im Büro an der Heinrichstraße. Allerdings nur an einem Schreibtisch.

" Plan Concept GmbH" steht auf dem Schild, es ist die gleiche Schrift, mit der in besseren Tagen das Architekturbüro Hülsmeier auf sich aufmerksam machte. Werner Hülsmeier und seine Vorzimmerdame sind allein in dem großen Glashaus, in dem noch vor einem Jahr 15 Architekten und zehn Büroangestellte gearbeitetet haben.

Nein, es gehe ihm nicht gut, sagt der Mann im dunklen Pullover, aber erst, nachdem sein Anwalt Klaus Niemeyer hinzugestoßen ist. Der bittet um Verständnis. Es sei nicht der richtige Zeitpunkt, um über Hülsmeiers Befindlichkeiten, seine Vergangenheit oder seine Zukunft zu sprechen. Denn die Handwerker, die auf Rechnungen sitzen geblieben sind, hätten wohl wenig Verständnis, wenn sich sein Mandant in der Öffentlichkeit exponiere. Nur so viel: Herr Hülsmeier wolle nicht dem Sozialamt zur Last fallen und ziehe es statt dessen vor, seinen Lebensunterhalt mit dem zu bestreiten, was er gelernt habe, als Architekt. Aber eben nicht mehr selbstständig, sondern in einem Angestelltenverhältnis. Das Gebäude ist unter den Hammer gekommen, und die Plan Concept GmbH hat es vom neuen Eigentümer angemietet. Ein Blick ins

" Handwerker haben keinen Streit mit ihm"

Handelsregister klärt auf, dass die augenscheinliche Vorzimmerdame die alleinige Gesellschafterin der Plan Concept GmbH und damit Hülsmeiers Chefin ist.

Was aus den früheren Mitarbeitern geworden ist, weiß der Herforder Insolvenzverwalter Hans-Peter Burghardt nicht. Und was die geprellten Handwerker jetzt machen, sagt er nicht. Warum hat der stadtbekannte Architekt vor einem Jahr Schiffbruch erlitten? Auf diese Frage reagiert der Osnabrücker Insolvenzverwalter Wolfgang Lohrberg weniger zugeknöpft. Beim Kinoprojekt am Bahnhofsvorplatz habe sich Hülsmeier wohl verhoben, ein Managementfehler: Die Banken hätten nicht mehr mitgespielt, als es weiteren Finanzierungsbedarf gab. Dann sei auch bei anderen Geschäftspartnern das Vertrauen gewichen.

Die Pleite am Bahnhof riss fünf weitere Projekte mit in den Strudel. Lohrberg fällt die Aufgabe zu, die Perlen aus diesem Scherbenhaufen zu fischen und zu vergolden. Möglichst so, dass Handwerker und Gläubiger zu ihrem Recht kommen. " Eine nüchterne, sachliche Abwicklung", vermerkt Lohrberg.

Der Insolvenzverwalter hat Respekt vor dem Architekten und Unternehmer, er sieht in ihm einen Künstler und kreativen Kopf, weniger einen guten Kaufmann. Und eines imponiert ihm: " Die Handwerker haben keinen Streit mit Hülsmeier", bekundet Lohrberg, sie hätten jahrelang mit ihm zusammengearbeitet und wüssten mit den wirtschaftlichen Gegebenheiten umzugehen.

Sind die Handwerker und Lieferanten denn nachträglich zu ihrem Geld gekommen? " Ganz nicht", lautet die Antwort des Insolvenzverwalters, aber immerhin sei es gelungen, die Beteiligten wieder zu motivieren, um wenigstens die angefangenen Projekte zu Ende zu bringen.

Zur Sache: Hülsmeiers Projekte

Mangels Masse nur zwei Verfahren

Am Bahnhof fehlten 3 Millionen Euro

Nur über zwei von sechs Hülsmeier-Projekte wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Das gilt für das Kino- und Geschäftszentrum am Hauptbahnhof und das Wohnprojekt Große Rosenstraße. In den anderen Fallen kam es mangels Masse nicht dazu.

Am Hauptbahnhof soll die DZ-Bank rund 3 Millionen Euro nachgeschossen haben, um den Bau fertigzustellen und die Mängel beseitigen zu lassen. Genau dieses Geld hatte Hülsmeiers Objektgesellschaft vor einem Jahr nicht mehr aufbringen können. Nach Auskunft von Insolvenzverwalter Dr. Wolfgang Lohrberg ist die Immobilie inzwischen bis auf den Restaurationsbereich im Untergeschoss vermietet. Jetzt gehe es darum, das Objekt zu veräußern.

Verhandelt wird auch über das Wohnprojekt Große Rosenstraße mit 32 Wohnungen und einer Tiefgarage. Nach langem Ringen sei eine Einigung auf bestem Weg, sagt Lohrberg. Das bedeutet, dass die Handwerker die Bauarbeiten abschließen und die Eigentümer die noch ausstehenden Restkaufpreise zahlen. Vier Wohnungen und 25 Stellplätze muss Lohrberg noch an den Mann oder an die Frau bringen. Er hofft, dass er die Akte bis Ende März schließen kann.

Gescheitert ist das Insolvenzverfahren beim Bauprojekt Kleine Domsfreiheit. " Es hätte eröffnet werden können", beteuert Lohrberg, " wenn es gelungen wäre, die fertigen Planunterlagen an einen Investor zu verkaufen". Nun hat die Sparkasse den Daumen auf dem Grundstück, und die Politik muss entscheiden, ob Hülsmeiers Pläne noch realisiert werden sollen oder ob sich das Wil-

Was geschieht an der Kleinen Domsfreiheit?

helmstift, eine katholische Berufsfachschule, auf dem Grundstück niederlassen darf.

Weitere Vorhaben, die Reihenhaussiedlung an der Alfred-Delp-Straße und das Baugebiet Erpener Feld in Dissen, werden ebenfalls ohne Insolvenzverfahren weitergeführt - mit dem Geld der Sparkasse und unter der Regie des Architekten Edmund Flatau. Beim Geschäftshaus Kollegienwall, das an das Parkhaus angelehnt wurde, sprang eine Immobiliengesellschaft in die Bresche und brachte das Projekt zum Abschluss. (rll)

DER ANFANG VOM ENDE: Das Kino- und Geschäftszentrum am Hauptbahnhof.

BALD ABGEWICKELT: Über das Wohnprojekt an der Großen Rosenstraße wird noch verhandelt.

MANGELS MASSE kein Insolvenzverfahren: Das Grundstück an der Kleinen Domsfreiheit.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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