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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Eiseskälte im Theater: Begeisterung konnte Ofenwärme nicht ersetzen
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Februar 1901: Schöffengericht fällte wichtiges Urteil zur Polizeistunde
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Eiseskälte im Theater: Begeisterung konnte Ofenwärme nicht ersetzen

Februar 1901: Schöffengericht fällte wichtiges Urteil zur Polizeistunde

Das erste Thema, mit dem die Leserinnen und Leser der Osnabrücker Zeitung im Februar 1901 begrüßt wurden, gab Rätsel auf. Von der " Insel Osnabrück" handelte der Artikel. Hochwasser gab es in diesen Wochen zwar reichlich, aber nicht in Osnabrück weiter nördlich standen die Wiesen unter Wasser, und im Emsland meldeten die Bauern " Land unter". Nicht Überschwemmung der Hase war jedoch gemeint, sondern eine Nachricht der Royal Geographie Society aus London. In einem Schreiben teilte man von dort dem Magistrat mit, dass sich in einem polynesischen Archipel eine kleine Insel namens Murukoa befand, die neben ihrer einheimische Bezeichnung auch " Osnaburgh Island!" hieß.

Die ungewöhnliche Namensgebung ging auf den britischen Seefahrer Kapitän Samuel Wallis zurück, der das Inselchen am 18. Juni 1767 entdeckt hatte. Seinem König widmete Wallis die Koralleninsel, das war damals Georg III aus dem Hause Hannover. Zu Ehren des zweiten Sohnes seiner Majestät wurde das Eiland benannt. Prinz Friedrich von Yorck war bereits im zarten Alter von 6 Monaten zum Bischof von Osnabrück gewählt worden, und nun hieß die ferne Insel nach dem Bistum des Prinzen. " Osnaburgh Island" war dicht mit Palmen bestanden und hatte 1901 etwa 100 Einwohner.

Das mag sich gut gelesen haben, denn hier in Deutschland herrschte im Februar noch ein ungewöhnlich harter Winter, der europaweit große Schäden angerichtet hatte. Italien und Spanien beklagten anhaltenden Dauerfrost und die stärksten Schneestürme seit Jahrzehnten, in der Schweiz war der Vierwaldstätter See zugefroren, und auch große Teile des Bodensees waren mit Eis bedeckt, die Schifffahrt kam zum Erliegen.

Trotz der Kälte besuchten die Osnabrücker ihr Theater und wieder einmal erhielt eine Tournee-Schauspielerin nach zwei ausverkauften Theaterabenden donnernden Applaus. Ganz begeistert beklatschte das Osnabrücker Publikum die Künstlerin. " Rügen aber wollen wir", schrieb der fröstelnde Kritiker, " dass das Theater an beiden Abenden nicht geheizt war und auch die Begeisterung der Zuschauer nicht ausreichte, die Ofenwärme zu ersetzen." Gemessen wurden 10 Minusgrade.

Mitten in einer Frostnacht brannte das Haus Holtstraße 18 a völlig nieder. Der Fachwerkbau wurde von drei Familien bewohnt, die nun keine Bleibe mehr hatten. Zwei Familien waren versichert, eine verlor, ohne Versicherung, all ihr Hab und Gut. Im Nachbargebäude lebte der beliebte Bildhauer Lukas Memken. Seine Werkstatt blieb aber glücklicherweise vom Feuer verschont. Das Schöffengericht in Osnabrück fällte im Februar 1901 eine wichtige Entscheidung, die besonders für Gastwirte und Saalbesitzer zukunftsweisend werden sollte. Gastwirt Eggert vom Bürgerhaus hatte einer Hochzeitsgesellschaft den Tanz über Mitternacht hinaus erlaubt und war mit einem Bußgeld belegt worden, denn er verstieß gegen die Sonntagsruhe: " Entheiligung des Sonntags" stand in der Anklageschrift. Nun entschied das Gericht, dass " Tanzvergnügen jeder Art" auch über 24 Uhr hinaus stattfinden durften, nur nicht zu den Gottesdienstzeiten. Mit diesem Urteil wurde für Osnabrück die alte " Hannoversche Sabbathordnung" geändert und - den Wünschen der Kunden angepasst. Lüneburg und Wilhelmshaven zogen sofort nach.

In greifbare Nähe rückte in diesem Monat auch ein Projekt, das die Region Osnabrück nachhaltig verändern sollte. " Gebaut wird er doch", hatte Minister von Thielen 1899 im preußischen Landtag gesagt, als die so genannte " Mittelland-canalvorlage" mit 235 zu 147 Stimmen abgelehnt worden war. Nun standen erneut fünf Sitzungstage auf dem Plan, in denen über den geplanten Kanal diskustiert werden sollte. Finanzminister Miquel hielt eine überzeugende Rede für den Bau und widerlegte vor allem die Bedenken der konservativen Opposition zur Finanzierung des Projektes.

Als " störende und unangreifbare Insel" zwischen den Wohnstraßen der vorderen Wüste und der Innenstadt wurde der hermetisch abgeriegelte Bereich des Schlossgeländes empfunden, der inmitten eines aufstrebenden Stadtteils lag und von niemandem durchquert werden durfte. Schloss und Schlosspark in Osnabrück gehörten dem " Kron-fideikomißfonds", und erstmals kam es vor 100 Jahren zu Verhandlungen über diese Liegenschaften. Weder der Domänenfiskus, noch das Militär und ebenso wenig die Stadt Osnabrück hatten sich bisher bereitgefunden, den kostspieligen Besitz zu übernehmen, nun hoffte man auf private Investoren und " auswärtige Interessenten", die eine städtebauliche Veränderung ermöglichen sollten.

Am Monatsende wurde der Plan bekannt, in Haste einen Ableger des Ursulinenklosters zu gründen, denn das Mutterhaus ließ sich nicht mehr erweitern. Das neue Kloster wurde zusammen mit einem Pensionat im Nettetal geplant.
Autor:
Christiana Keller


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