User Online: 1 | Timeout: 10:53Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Hakenhof: Erst Adelshof und später Armenhaus
 
Das Schloss in der "Wüste"
Zwischenüberschrift:
Dieses Gebäude gehört zur Neustadt:
 
Landadel zog es im Winter vor, das Stadtleben zu genießen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zur Sache

Das Schloss in der " Wüste"

Ernst-August I. von Braunschweig-Lüneburg, der 1662 als neuer Fürstbischof in Osnabrück einzog, plante aus Platzmangel, Sicnerheits- und Repräsentationsgründen den Umzug von seiner Residenz Iburg in die Hasestadt. Dort visierte seine Kanzlei für einen Schlossneubau zuerst das Areal des Augustinerklosters am Neumarkt an, was aber am Widerstand der Stadt scheiterte. Da bot sich das locker bebaute Gebiet in der westlichen Neustadt an, am Rande der damaligen sumpfigen " Wüste". Hier kauften die fürstbischöflichen Beamten am Neuen Graben, der damals als Befestigungsrest der Altstadt noch vorhanden war, das Grundstück des Adelshofes der Familie von Beesten, Erbherren zu Overkamp. Um für das Schlossgelände ein zusammenhängendes Bauland bis zur Stadtmauer im Westen zu haben, wurden bis zum Baubeginn 1669 noch weitere Grundstücke an der damaligen Ritterstraße (heute Seminarstraße) und Kampstraße angekauft, darunter " der Hof mit Landereien und zwei Häuser mit Gärten [...] der adeligen Geschwister von Glane". Auf dem eingeebneten Grund entstanden Teile des Schlossgartens.

Osnabrück war im Gegensatz zu anderen Städten im alten Westfalen nie eine Patrizierstadt und durch die Ackerbürger eher ländlich geprägt. Es finden sich aber noch heute vor allem in der Neustadt Spuren alter Adelssitze. Ein anschauliches Bild eines mittelalterlichen Adelshofes in Osnabrück bietet der Hakenhof an der Ecke Kommenderiestraße / Süsterstralse. Im Innern ein Szenelokal mit südlichem Flair, und doch eines der ältesten Häuser der Stadt mit seinem markanten hohen Giebel im authentischen Aussehen. Das Gebäude musste nicht - wie andere Adelshöfe - das Schicksal der Bombenvernichtung kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges teilen. In den frühen Jahren nach der Stadtgründung bestand n die Bevölkerung aus freien Bürgern mit und ohne Grundbesitz und abhängigen Ministerialen (" Dienstmannen"). Letztere standen in Osnabrück weniger in den Diensten weltlicher Herren als hauptsächlich in höheren Diensten kirchlicher Institutionen des Bischofs mit seinem Domkapitel und der Stiftskirche St. Johann.

Die Abhängigkeit der Ministerialen im Mittelalter war komfortabel ausgepolstert, da die Stellung ihrer Herren auch ihren Rang innerhalb der ständischen Gliederung erhöhte. Ihre Aufgaben reichten von der Verwaltung des Besitzes bis zum Kriegsdienst im Gefolge des hiesigen Bischofs. Mildern wirtschaftlichen Aufschwung nahmen auch die Verwaltungsaufgaben zu, die Ministerialen drängte es in den Adelsstand mit eigener Hofhaltung. Im 14. Jahrhundert zog es auch den ritterlichen Landadel in die Stadt. Ihm wurde es auf den befestigten Gütern zu eng. Man wollte vor allem im Winter das kurzweilige Stadtleben genießen und seinen Wohlstand zeigen. Diese Adelshöfe hatten einen hohen Platzbedarf, da man Selbstversorger mit Naturalien war. (Zwar gab es Adelssitze mit besonderen Privilegien in der ganzen Altstadt, die garten-und wiesenreiche Neustadt im Bereich Süsterstraße, Goldstraße und Kommenderiestraße bot aber bessere Platzverhältnisse. AIlein an der Süsterstraße fanden sich so klangvolle Familiennamen derer von Varendorf zu Sutthausen, von Meppen und von Moltke. Auch das später erbaute fürstbischöfliche Schloss wurde auf dem Grund alter Adelshöfe errichtet, die sich damals bis zum Martinstor ausdehnten. Namensgeber des Hakenhofs in direkter Nachbarschaft zur St.-Georgs-Kommende der Ritter des Deutschen Ordens war die Familie zu Hake von Scheventorf, nach der auch die Hakenstraße benannt " wurde.

Alte Dokumente sagen aus, dass die Familie 1476 den Hof samt Brauhaus und Stallungen veräußerte. Der Käufer, ein Kanonikus zu St. Johann, bestimmte ihn in seinem Testament zum Armenhaus für zwölf mittellose Frauen und stattete ihn für sein Seelenheil finanziell großzügig aus.

Bildunterschriften: WERTVOLLES BAUDENKMAL mit wechselvoller Geschichte: der Hakenhof an der Ecke Kommenderiestraße / Süsterstraße. Fotos: Klaus Lindemann Innenstadt

DIESER NIEDRIGE SEITENEINGANG mit gotischem Spitzbogen zeigt, wie kleinwüchsig die Menschen im Mittelalter waren.
Autor:
Ullrich Schärf, uls


Anfang der Liste Ende der Liste