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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Rossfleisch war "Arme-Leute-Essen
Zwischenüberschrift:
Die Pferdeschlachterei Schrader ist die einzige ihrer Art in Osnabrück
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Mit Pferdefleisch kennt er sich besonders gut aus: Seit über 60 Jahren ist Manfred Voß als Rossschlachter tätig. " Und solange wir uns bewegen können, bleiben wir auch dabei", versichern er und seine Mitarbeiterin Elisabeth Viere. Foto: Detlef Heese

Westerberg (dh)
Fleischwurst mit und ohne Knoblauch, Bratwürstchen und Jagdwurst: Das Beste vom Pferd wird bei der Firma Schrader an der Natruper Straße verarbeitet - der einzigen Rossschlachterei in Osnabrück.

Vor 60 Jahren machte Manfred Voß seine Gesellenprüfung. Schon sein Vater betrieb eine kleine Schweineschlachterei auf dem Land. Der Krieg zwang den heute 76-Jährigen jedoch zu einer unfreiwilligen Berufspause. Nach drei Jahren in russischer Gefangenschaft kehrte der gelernte Schlachter wieder zurück nach Deutschland, zurück in seinen Beruf.

Während seiner Fortbildung zum Meister lernte Voß seine spätere Frau Ursula Schrader kennen. Ihr Vater unterhielt seit 1930 eine Rossschlachterei in Osnabrück. " Warum arbeitest du nicht bei uns?", fragte sie Manfred Voß nach einiger Zeit. Ein Angebot, das der Schlachter nicht ausschlagen konnte. " Die Firma Schrader hatte schon damals einen sehr guten Ruf", erzählt er.

Also stieg der damals 22-Jährige mit ins Geschäft ein - kurz nachdem er seine Meisterprüfung ablegte. Als Schwiegervater Louis Schrader 1960 stirbt, übernehmen Ursula und Manfred Voß den Traditionsbetrieb. Für seine Kunden heißt der Schlachtermeister bis heute Manfred Schrader.

" Viele wissen ja gar nichts über unsere familiären Verhältnisse. Es macht mir aber auch nichts aus, dass mich unsere Kunden Herr Schrader nennen", sagt Voß. Schließlich sei er fest mit dem Unternehmen verwurzelt. Doch auch bei Schrader kommen längst nicht mehr so viele Kunden wie zum Beispiel in den sechziger Jahren. Gerade nach dem Krieg sei Pferdefleisch ein " Arme-Leute-Essen" gewesen. " Heute verarbeiten wir nicht mehr so viel Pferdefleisch wie früher", bedauert Voß. Ungefähr zwei Rösser seien es heute pro Woche.

Einen Grund dafür sieht der Schlachter vor allem im drastischen Preisanstieg. Früher hätten die Schlachter für die Nebenprodukte wie Innereien und Fell noch Geld bekommen, heute müssen sie für die Entsorgung bezahlen. " Das schlägt sich natürlich auf den Preis nieder." Aber auch das Verhältnis zum Vierbeiner spiele eine wichtige Rolle. " Viele Kinder wachsen mit dem Ross als Reittier auf und essen daher grundsätzlich kein Pferdefleisch, das war damals noch anders", erklärt Elisabeth Viere, die schon seit über 46 Jahren bei Schrader hinter der Fleischtheke steht.

Einen Gang weiter riecht es schon nach geräucherten Köstlichkeiten. In der eigenen Räucherkammer bekomme das Fleisch seine ganz besondere Geschmacksnote, versichert Voß. Und dass die Wurst hier noch in Handarbeit entstehe, schlage sich auch im Geschmack nieder, ist sich der 76-jährige sicher.

Geschätzt werde das vor allem von seinen Stammkunden, die aus allen Gesellschaftsschichten stammen. Und manchmal, so wissen Voß und Viere, kaufen Eltern bei ihnen Pferdewurst und verschweigen es den Kindern, Denen schmecke das Ross dann mindestens genauso gut, als wäre es vom Schwein oder vom Rind.

Firmen-lnfo: Rossschlachter

Insgesamt arbeiten drei Personen bei der 1930 gegründeten Rossschlachterei Schrader. In besten Zeiten waren es sogar sechs bis acht Mitarbeiter, Die Pferde werden bei einer Großschlachterei in Glandorf zerlegt und in der Osnabrücker Schlachterei weiterverarbeitet.
Autor:
dh


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