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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Als es auf dem Piesberg dunkel wurde, kam die Erleuchtung
 
Industriegeschichte und ein Müllergruß "Glück zu"
Zwischenüberschrift:
Bei der "Maifire" tanzten nicht nur die Gäste - Auf dem Gelände der BUGA 2015 wurde von morgens bis tief in die Nacht gefeiert
 
Zehn Jahre Museum Industriekultur auf dem Piesberg
Artikel:
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Originaltext:
Als es auf dem Piesberg dunkel wurde, kam die Erleuchtung

Bei der " maifire" tanzten nicht nur die Gäste - Auf dem Gelände der BUGA 2015 wurde von morgens bis tief in die Nacht gefeiert

Von Thomas Wübker und Frank Henrichvark

Osnabrück

Tausende Menschen strömten am Samstag auf den Piesberg zur " maifire", zum zehnten Geburtstag des Museums Industriekultur. Und am Abend strömte auch der Regen.

Auf dem Gelände des Buga-Lands 2015 und des Museums herrschte seit 11 Uhr reger Betrieb. Bei trockenem Wetter am Tage schlenderten die vielen Besucher von einer Attraktion zur anderen.

Viele ließen sich von den Osnabrücker Dampflokfreunden mit ihren historischen " Donnerbüchsen" hinter der Diesellok von 1956 zum Zechenbahnhof schaukeln, wobei besonders der frisch restaurierte Behelfswaggon 4. Klasse bestaunt wurde. Andere hatten sich gleich mit Fahrrad und Kinderanhänger auf den Weg gemacht. Schließlich gab es rings um den Haseschacht eine Fülle von Angeboten für Groß und Klein: Dampfmaschinen von ganz groß bis ganz klein konnten bestaunt werden, wobei der tollkühne Dampfwagenpilot Dr. Robert Dyke (stilecht angetan mit Lederzylinder und Fellhandschuhen, aber Sandalen an den Füßen) ebenso viel Bewunderung erregte wie der Tüftler Helmut Steins mit seinen funktionsfähigen Modellen im Maßstab 1: 10. Die Blech Harmoniker machten schräge Musik, Liedermacher Volker Rosin animierte zum Mitsingen. Und Museumsdirektor Rolf Spilker kutschierte Fahrgäste mit einem Lkw durch den Steinbruch.

Als sich dann Dunkelheit über den Piesberg legte, kam die Erleuchtung - und die Nässe. Der Regen begleitete das Osnabrücker Baggerbalett bei der Choreografie von Urs Borer. Viele Zuschauer hießen die Feuchtigkeit von oben willkommen, denn dadurch wirbelten die " Tänzer" nicht so viel Staub auf.

Für Theo Nowatzky waren die Auftritte des Baggerballetts ein ganz besonderes Ereignis. Er absolvierte damit seine Abschlussprüfung als Veranstaltungstechniker. 40 Neonröhren und 12 Scheinwerfer installierte er auf den Baggern, für die Beschallungstechnik verlegten er und sein Team sechs Kilometer Kabel, 170 Leuchten ließ er ringsum erstrahlen.

" Die sehen aus wie Urviecher aus einem Science-Fiction-Film", urteilte ein Zuschauer über das Baggerballett. Andere erinnerte ihr wenig graziler, dafür umso imposanterer Tanz an den von Elefanten im Zirkus. Zu Swing-Musik schüttelten die Bagger ihre Schaufeln und ihr Kleid aus Neonröhren hin und her. Das Publikum fand Gefallen daran: Wenn der Applaus eine Messlatte für die Note für die Theo-Nowatzky-Prüfung wäre, hätte er mit " sehr gut" bestanden.

Als die Bagger ihre Runden drehten, entzündeten wenige Meter entfernt viele Helfer die Grableuchten, die die Land-Art-Installation von Hendrik Spiess illuminierten. Ursprünglich sollten 3 200 " ewige Lichter" die zwölf kleinen Außenkreise und einen großen Innenkreis beleuchten. Das Feuer einiger Kerzen vertrug sich aber nicht mit dem Regen. Der Künstler nahm es mit Gelassenheit: " Wir sind hier im größten Regenloch der Republik. Da kann man nichts ändern."

Von oben betrachtet, sah die Installation von Spiess aus wie eine Pflanze. " Die zwölf Außenkreise stehen für die zwölf Monate. Sie symbolisieren den Jahresablauf, dem sich auch Pflanzen anpassen müssen", erklärte Hendrik Spiess.

Nachdem die Bagger ihren Tanz beendet hatten, stiegen viele Zuschauer den Berg hinauf. Durch den " Zauberwald", wo der Videokünstler Thorsten Auch verfremdete Bewegungen von Tänzern in die Bäume projizierte, gelangten sie zur Installation von Elisabeth Lumme beim ehemaligen Klärbecken. Die brennenden Schalen, die dort auf dem Wasser schwammen, boten auch eine Art Ballett, das dazu noch Musik machte: Immer wenn sie aneinander stießen, erzeugten sie einen tiefen Klang. Die unheimliche, etwas gespenstische Atmosphäre der Szenerie, die die Fackeln an der Mauer der Klärwerksruine erzeugten, wurde durch das Plätschern des Regens noch unterstützt.

IHRE SCHAUFELN SCHÜTTELTEN die Bagger bei ihrem Ballett, das eins der vielen Höhepunkte beim zehnjärigen Jubiläum des Museums Industriekultur auf dem Piesberg war. Am Abend trugen sie sogar Kleider aus Nionröhren und Scheinwerfern. Fotos: Hermann Pentermann

DER FRACK SAUSTE den " BlechHarmonikern", die mit Posaunen und Trompeten für Lacher sorgten.

GUT GEÖLT fährt die kleine Dampflok von Lokführer Werner Mrohs besser.

DIE ZWÖLF MONATE symbolisieren die zwölf Außenkreise der Land-Art-lnstallation von Hendrik Spiess. Ursprünglich sollten 3 200 Kerzen das Kunstwerk erleuchten. Der Regen, der am Abend einsetzte, hatte aber etwas dagegen.

Industriegeschichte und ein Müllergruß " Glück zu"

Zehn Jahre Museum Industriekultur auf dem Piesberg

Osnabrück (fhv) Zehn Jahre sind für den Piesberg eigentlich weniger als ein Wimpernschlag: Schließlich ist der Hausberg der Osnabrücker schon vor 300 Millionen Jahren entstanden. Wenn aber das Zehnjährige des Museums auf dem Piesberg am Sonnabend mit einem kleinen Festakt und einem großen " maifire"- Familientag gefeiert wurde, dann vor allem deshalb weil das Unternehmen - rückblickend betrachtet - ähnlich gewaltige Zeitsprünge gemacht hat.

Ihm sei zwar schon sehr schnell klar geworden, dass mit der Rettung des Industriedenkmals Haseschacht seit Mitte der 80er Jahre noch kein tragfähiges Konzept verbunden war, sagte Rolf Spilker dazu. Deshalb setzte der " Inspirator und Chef des Hauses", wie ihn Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip titulierte, schon früh auf Erlebnisangebote, auf ehrgeizige Ausstellungen und Inszenierungen, wie sie auch jetzt wieder zu sehen waren.

Fip würdigte dieses Konzept in seinem Grußwort ausdrücklich als " ein Angebot an alle Generationen und eine Bereicherung des kulturellen Lebens in der Region". Der OB dankte zugleich aber auch den Helfern und Sponsoren aus der Wirtschaft, ohne deren Engagement diese Erfolgsgeschichte nicht möglich gewesen wäre.

Peter van Hüllen als Vorsitzender des Fördervereins und Franz-Josef Hillebrandt, Aufsichtsratsvorsitzender der gemeinnützigen Träger-GmbH, nahmen diesen Gedanken auf, reichten den Lorbeer allerdings umgehend weiter an die vielen aktiven Helfer.

So kam am Ende Museumsdirektor Rolf Spilker zu einem in doppelter Hinsicht symbolischen Geschenk. Hillebrandt: " Ich schenke Herrn Spilker das Haseschachtgebäude." Ungläubiges Staunen zunächst im Publikum, dann aufbrausender Beifall, als er ein Gemälde von Jürgen Wietzke aus der Kulisse zog, das von Spilker mit den anerkennenden Worten " fast besser als das Original" quittiert wurde.

Neben dem Jubiläum galt es zugleich noch eine Ausstellung zu eröffnen: " Von nützlichen Künsten und der Kraft der Natur" ist eine Übersicht über die Technik- und Kulturgeschichte der Mühlen überschrieben, zu sehen im Hauptgebäude und Magazinbau. Rüdiger Heßling vom Verein der Mühlenfreunde entbot dazu den alten Müllergruß: " Glück zu!"

DAS GLÜCK LIEGT IM VERBORGENEN: Paul (5) sucht mit Hammer und Schutzbrille nach Fossilien im Piesberg-Schiefer.

TOLLKÜHNE DAMPF-AUTOMOBILISTEN: Dr. Robert Dyke aus Cornwall am Steuer seines White-Dampfwagens.
Autor:
Thomas Wübker


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