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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Operation Lackiererei: Kleiner Stich, große Wirkung
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Karmann investiert 53 Millionen Euro in neue Anlage - Nicht so einfach: Eine Halle ins Werksgelände implantieren.
Artikel:
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Originaltext:
Karmann investiert 53 Millionen Euro in neue Anlage - Nicht so einfach: Eine Halle ins Werksgelände implantieren

Von Wilfried Hinrichs

Osnabrück

Die Bauarbeiten laufen ab wie eine endoskopische Operation. Außen ein kleiner Schnitt, innen eine große Wunde - die sich langsam zu schließen beginnt.

Operation Lackiererei. Karmann investiert 53 Millionen Euro in den dritten Bauabschnitt, in dem ab Sommer 2005 die Karosserien lackiert werden. Doch so einfach wie in Rheine ist das Bauen im engen Fledder nicht. In Rheine, sagt Karmann-Sprecher Dr. Christian Eick, Konnte das Unternehmen das alte abreißen und ein komplett neues Werk bauen. In Osnabrück wird eine Halle bei laufendem Betrieb implantiert, wobei der Werkskörper möglichst wenig belastet wird.

Die neue Halle passt, wackelt und hat wenig Luft. Denn Platz ist kostbar bei Karmann. Die hauseigene Architektin Afra Creutz hätte das 184 Meter lange Gebäude gern direkt an die bestehenden angebaut. Aber da verläuft die Werksbahn, die nicht verlegt werden kann. " Wir müssen uns den Gegebenheiten anpassen", sagt Karmann-Sprecher Christian Eick. Nun gut, und was bedeutet das?

Das bedeutet, dass die Karosserieteile zum lackieren einen Umweg übers Hallendach nehmen werden. " Spektakulär", findet Eick die Pläne. " Einzigartig", sagt die Architektin. Es wird ein Bypass gelegt. Die alten und neuen Hallen werden über eine 90 Meter lange Transportbrücke verbunden, die die Karosserien über Dach zur nächsten Produktionsstufe befördern.

Im August sollen die Arbeiten so weit sein, dass die neun Brückensegmente mit riesigen Kränen auf das Dach gehoben werden können.

Die Segmente werden am Boden vormontiert. Dazu brauchen die Stahlbauer Platz, aber der ist knapp bei Karmann, wie gesagt. Der direkte Nachbar der neuen Halle ist die hochgesicherte Entwicklungsabteilung, die einen Teil ihrer Außenflächen für die Montage der Transportbrücken räumen muss. Ansonsten wird nichts extra geräumt für die Leute vom Bau. Sie müssen alles Material durch den schmalen Einlass auf die schlauchartige Baustelle bugsieren. Je weiter der Hallenbau fortschritt, um so enger wurde der Raum. Jetzt hat das Betongerüst fast die volle Größe erreicht, und für Mensch und Material steht nicht einmal mehr die Fläche eines Basketballfeldes zur Verfügung.

" Alles Material kommt just in time", sagt Christian Eick. In der Industrie sei das seit Jahren gang und gäbe, auf dem Bau habe er das noch nicht " so extrem" erlebt. Für Köster-Bau aus Osnabrück keine leichte, aber eine lösbare Aufgabe. Die Lastwagen, die die 250 Betonbalken (26 Meter lang und bis zu 34 Tonnen schwer) bringen, müssen sich die Zufahrt mit dem normalen Werksverkehr teilen - und das sind 500 Lastwagen täglich. Mitte Juli soll die 31 Meter hohe Halle regendicht sein, Ende August soll der Aufbau der Lackierstraßen beginnen. " Wir sind voll im Zeitplan", sagt Afra Creutz. Das Bauunternehmen lässt die Arbeit nicht ruhen: Gearbeitet wird rund um die Uhr.

Mit Fertigstellung der neuen Lackierhalle endet der dritte Bauabschnitt. Insgesamt investiert Karmann 125 Millionen Euro in die Produktionsanlagen für Crossfire, Cabrios & Co. " Das zeigt, dass Karmann eine Zukunft in Osnabrück sieht", betont Werkssprecher Eick und erinnert an die Diskussion um das angeblich " unpatriotische Verhalten" von Unternehmern, die mit der Abwanderung ins Ausland drohen. Eick: " Wir bauen für die Zukunft und glauben an die Zukunft in Osnabrück."

Zur Sache: Der Lack ist ein Hochtechnologie-Produkt

Der Lack, das Schutzkleid der Karosserie, ist ein Hochtechnologie-Produkt. Immer brillanter, immer härter, immer umweltfreundlicher: Die Entwickiung der Farben macht mindestens so große Sprünge wie die der Computertechnik in den Fahrzeugen. Die Qualität der Lackieranlage entscheide über " Wohl und Wehe" einer Autofabrik, sagt Karmann-Sprecher Christian Eick. Karmann arbeitet mit Lack auf Wasserbasis, ein umweltschonendes Produkt. Allerdings ist der Lack relativ weich. Die Zukunft gehört dem Nano-Lack, der extrem kratzfest und umweltschonend sein soll. Auch die neue Anlage bei Karmann wird dieses Verfahren einsetzen können. Eine Lackierstraße besteht aus einer Reihe von Tauchbecken und Trockenzonen. Die Anforderungen sind hoch, denn Karmann muss die Lack-Technologie und Farbspektren von drei verschiedenen Automarken (Mercedes, Audi, Renault) in Höchstqualität liefern können. Heute arbeitet die Lackierei in zwei getrennten Bereichen. Die neue Anlage verkürzt die Produktionswege und hat eine höhe Kapazität

EINE HERAUSFORDERUNG für Architekten und Logistiker: Karmann baut eine neue Lackierstraße. Die Halle ist 184 Meter lang, 39 Meter breit und 31 Meter hoch.

Fotos: Michael Hehmann

ARCHITEKTIN Afra Creutz erklärt die Konstruktion der " spektakulären" Transportstraßen auf dem Dach der neuen Halle.

EINBLICK in die künftige Lackierstarße, zusammengefügt aus 1 400 Betonteilen.

WIE IM OFEN: Eine Lackierstraße besteht aus einer Reihe von Tauchbädern und Trokenzonen.
Autor:
Wilfried Hinrichs


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