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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Niedergang eines großen Namens
Zwischenüberschrift:
Die OAB im Insolvenzverfahren - in Osnabrück nur noch ein Briefkasten
Artikel:
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Originaltext:
Niedergang eines großen Namens

Die OAB im Insolvenzverfahren - In Osnabrück nur noch ein Briefkasten

Osnabrück (fhv) Mehr als 140 Jahre Osnabrücker Wirtschaftsgeschichte gehen kläglich zu Ende: Die OAB - Osnabrücker Anlagen-und Beteiligungs Aktiengesellschaft (ehemals Osnabrücker Aktien-Bierbrauerei) steckt im Insolvenzverfahren.

Rechtsanwalt Axel Gerbers als vorläufiger Insolvenzverwalter bestätigte gestern, die Firma sei über " Restverbindlichkeiten" gestolpert. Das Verfahren sei auf Antrag des Finanzamtes eingeleitet worden. Nach seinen Worten hält das Mehrheits-Aktienpaket mit etwa 80 Prozent der Anteile nach mehrfachem Besitzerwechsel in den Boomjahren um 2000 mittlerweile eine Familie in Bremerhaven, in Osnabrück gab es nur einen " Briefkasten".

Der Geschäftszweck der Aktiengesellschaft sei ihm bislang nicht einsichtig, so Gerbers weiter, der auch von " Liebhaberei" sprach: " Das Unternehmen ist wohl hauptsächlich existent."

Damit wurde nun der vorläufige Schlussstein in einer über 100-jährigen Erfolgsgeschichte mit einer Endphase des schleichenden Niedergangsgesetzt. Die Geschichte der Osnabrücker Aktien-Bierbrauerei beginnt mit der Braukonzession und der Erlaubnis zum Ausschank im eigenen Biergarten auf dem Westerberg, die Johann Carl Immeyer im November 1860 erteilt wurde. Allerdings florierte das Unternehmen zunächst nicht so recht, weshalb im Oktober 1870 zwölf Osnabrücker Kaufleute als Aktionäre eintraten - und das Bräu " aus den tiefen Quellen des Westerbergs" in den Anfangsjahren auch scherzhaft als " Apostelbier" bezeichnet wurde.

Im Jahr 1960 stand noch alles zum Besten: Die OAB feierte ihr 100-jähriges Bestehen mit einem rauschenden Fest, einem zwei Kilometer langen Festumzug und einer " Bierwoche" in der Halle Gartlage.

1983 war es schon anders: Da stand bereits die Fusion mit dem Brau-Riesen DAB vor der Tür; eine " Bier-Ehe", zu der das Bistum Osnabrück mit dem Verkauf seiner Aktienmehrheit den Segen gestiftet hatte. Die OAB braute in jenem Jahr 183 000 Hektoliter und erzielte bei 24, 7 Millionen DM Umsatz einen Reingewinn von 162 200 DM. Die Aktionäre wurden durch den Verkauf an die DAB Teilhaber einer OAB-Immobiliengesellschaft und die Braukessel schon Ende 1987 sehr folgerichtig stillgelegt.

Letztes Kapitel der Ära auf dem Westerberg: der Abriss der Gebäude 1992 zu Gunsten des Diakonie-Altenstifts. Die OAB-Aktionäre konnten sich im Folgejahr dann auch über eine sagenhafte Rendite von 40 DM pro 100-DM-Aktie freuen: Jetzt wurde das Tafelsilber vom Westerberg verteilt. 80 Prozent des Grundkapitals waren da bereits von der Oetker-Gruppe zur Immobiliengesellschaft Steucon AG gewandert. Und die Steucon ihrerseits geriet wegen verlustreicher Transaktionen 1999 in eine Schieflage, woraufhin die Kleinaktionäre dem Vorstand " Bilanzmanipulation" und " Ausplünderung der Gesellschart" vorwarfen.

Glücklos verliefen die Geschäfte allemal. Nach Immobilien sollte dann das Film-, TV- und Musikgeschäft das große Geld bringen. Erfolglos. Wenig später sprach der OAB-Aufsichtsrat schon von einem " darnieder liegenden Geschäftsbetrieb". So betrachtet, ist die heutige Insolvenz-Nachricht nach 20 Jahren des Niedergangs keine Überraschung mehr.

EIN BILD AUS BESSEREN ZEITEN: Um die Jahrhundertwende gab es auf dem OAB-Brauereigelände am Westerberg sogar einen viel besuchten Biergarten. Foto: Archiv
Autor:
fhv


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