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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Dieses Baugebiet sollte mal ein Ökodorf werden
 
Dörfliche Gemeinschaft ad acta gelegt
Zwischenüberschrift:
An der Mercatorstraße entsteht eine ganz normale Wohnsiedlung - Bauherren wissen wenig von der Vorgeschichte
 
Initiative gescheitert, Pflanzenkläranlage und Blockheizkraftwerk passe
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Dieses Baugebiet sollte mal ein Ökodorf werden

An der Mercatorstraße entsteht eine ganz normale Wohnsiedlung - Bauherren wissen wenig von der Vorgeschichte

Kalkhügel (hmd) Ende 2005 soll das gesamte Baugebiet erschlossen sein, noch stehen vier Baugrundstücke zur Verfügung: An der Mercatorstraße, auf dem Gelände der ehemaligen General-Martini-Kaserne - ursprünglicher Platz für das Projekt Ökodorf -, entsteht auf rund 20 000 Quadratmetern eine Wohnsiedlung für 20 Bauplätze.

Das Baugebiet ist vom Hauswörmannsweg kaum einsehbar, die Grundstücke liegen im hinteren Bereich der Mercatorstraße. Weiter vorne passiert man ein altes Kasernengebäude, das jetzt vom Deutschen Roten Kreuz genutzt wird. Zum Sportplatz des SV Rasensport dämmt bereits eine Lärmschutzwand die Geräuschkulisse. Wie es sich für ein Neubaugebiet gehört, sieht alles nach Arbeit aus. Transporter parken vor den neuen Eigenheimen, Handwerker kommen und gehen. Bereits Ende Dezember sind Jana und Timo Kellermann in ein Reihenhaus gezogen. Jana Kellermann schätzt an dem hoch gelegenen Baugebiet den Blick über Osnabrück, die " lockere Bebauung" und die Stadtnähe. Dafür nimmt sie bei einer Fahrradfahrt den Anstieg des Hauswörmannswegs gerne in Kauf.

Vermarktet wird das Gelände von der Niedersächsischen Landesgesellschaft (NLG). Projektleiter Gerd Meyer zu Strohe beschreibt das Gelände als interessant für junge Familien mit relativ großen Baugrundstücken. Die Siedlung besteht aus Einfamilienhäusern, Eigentumswohnungen und Reihenhäusern. Für die noch freien Grundstücke seien zwei Einfamilienhäuser mit Grundflächen von jeweils rund 540 Quadratmetern, ein Doppelhaus sowie Eigentumswohnungen vorgesehen, berichtet Silke Schnittker von der NLG.

Bei den Kaufverhandlungen berichtete die Gesellschaft den neuen Eigentümern vom ursprünglich geplanten Projekt Ökodorfs, ein Gedanke, den Jana Kellermann ebenso interessant findet wie ihr Nachbar Heiner Böging. Er ist mit seiner Frau Sonja ebenfalls im Dezember hierhin gezogen. Als die Eheleute sich näher mit dem Baugebiet befasst hatten, fiel ihnen auch noch ein alter Prospekt über die Pläne in die Hände - da war die Idee vom ökodorf allerdings schon vom Tisch.

WOHNEN MIT WEITSICHT: Aus diesem Baugebiet an der Mercatorstraße sollen spätestens Ende 2005 die letzten Kräne verschwunden sein. Fotos: Jörn Martens

Dörfliche Gemeinschaft ad acta gelegt

Initiative gescheitert, Pflanzenkläranlage und Blockheizkraftwerk passe

Kalkhügel (hmd) " Ökodorf: Baubeginn soll im Frühjahr 2002 sein." So lautete eine Schlagzeile unserer Zeitung im September 2001. Nach jahrelanger Planung schien die ökologische Reihenhaussiedlung auf dem Gelände der ehemaligen General-Martini-Kaserne endlich zum Greifen nah. Doch im folgenden Jahr war die Idee von der dörflichen Gemeinschaft ad acta gelegt: Im entscheidenden Moment hatte die Initiative nicht genügend Interessenten für den Kauf der Baugrundstücke.

Eine Vorstellung von den ursprünglichen Plänen gibt das Haus von Gunhild und Wolfgang Seyfert. Das Eigenheim des Ehepaares verfügt über ein Gründach, für den Hausbau wurden ökologisch unbedenkliche Materialien verwendet, die Dämmung sorgt dafür, dass der Energiebedarf die Norm für Niedrigenergiehäuser um 40 Prozent unterschreitet. Doch bei der ursprünglich geplanten Siedlung ging es nicht nur um die ökologische Bauweise, sondern auch um ein Blockheizkraftwerk und eine Pflanzenkläranlage. Vor allem aber um ein Miteinander der Bewohner. Dafür sollte eigens ein Gemeinschaftshaus eingerichtet werden.

Gunhild und Wolfgang Seyfert wurden Ende der 90er Jahre auf das Projekt aufmerksam. Allerdings stellte das Ehepaar bald fest, dass " bei vielen nicht die Entschlossenheit" vorhanden war, wie Gunhild Seyfert ernüchternd zusammenfasst. Offenkundig war die Hauptschwierigkeit, dass konkrete Entscheidungen in der Gruppe nicht möglich waren: Wie viel Geld steht zur Verfügung? Wie soll der Stil des Hauses sein? Wie sollen die Grundstücke aufgeteilt werden? Schließlich sei das Vorhaben " traurig gefloppt", bedauert Wolfgang Seyfert.

Anfang 1998 gründeten die Siedler eine Genossenschaft als Rechtsträger für die Verhandlungen, schon vorher hatte es umfangreiche Verhandlungen gegeben, mit dem Bundesvermögensamt als Eigentümer, mit der Stadt über den Bebauungsplan, mit Banken über Fremdkapital und mit den Stadtwerken über das Blockheizkraftwerk: " Das Projekt hat sich totgezögert", beschreibt Thomas Müller vom ehemaligen Vorstand der Genossenschaft das Dilemma. An einem " Hochpunkt" habe der Kauf klappen müssen, so Müller, stattdessen bauten Mitglieder der Initiative woanders, neue Interessenten schauten aber " nur aus der Distanz", beschreibt der Vorständler die damalige Situation.

Als auf dem Gelände Altlasten gefunden wurden, kam die Niedersächsische Landesgesellschaft (NLG) ins Spiel. Sie kaufte die Fläche von der Bundesvermögensverwaltung, sanierte das Gebiet und übernahm die Erschließung. Somit ist die Genossenschaft nicht mehr Infrastrukturträger, Verhandlungen zwischen den Partnern über den Kauf scheiterten schließlich. Hauptproblem sei gewesen, dass die Beteiligung der Interessenten nachgelassen habe, erzählt Gerd Meyer zu Strohe, der Projektleiter der NLG: " Wenn es konkret werden sollte, traten alle zurück."

ÖKO IST FÜR SIE NICHT OUT: Gunhild Seyfert mit ihren Kindern Mara (7) und Valentin (4).
Autor:
hmd
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