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Beruf: Tischler - Passion: Reparieren alter Mühlen
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Gert Möller repariert Knollmeyers Mühle im Nettetal - "Könnten den Mehlbedarf der Gemeinde Wallenhorst decken"
Artikel:
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Originaltext:
Aus der Nachbarschaft

Beruf: Tischler - Passion: Reparieren alter Mühlen

Gert Möller repariert Knollmeyers Mühle im Nettetal - " Könnten den Mehlbedarf der Gemeinde Wallenhorst decken"

Von Johanna Putty

Wallenhorst

Gäbe es den historischen Beruf des Mühlenbauers noch - er hätte ihn mit Leidenschaft ergriffen: Seit seiner Jugend schlägt das Herz von Tischlermeister Gert Möller für die denkmalgeschützten Industriebauten, die er seit zwanzig Jahren restauriert.

Ganz oben auf der Restaurationsliste des Mannes aus Melle-Buer steht in diesen Tagen erneut Knollmeyers Mühle Im Nettetal 1983 war die denkmalgeschützte Wassermühle von Martin Läer gepachtet und nach einer gründlichen Restauration zu neuem Leben erweckt worden. Danach belieferte der Hobbymüller, der mit " der Liebhaberei aber nie wirklich seine Brötchen verdienen konnte", etliche Bäckereien und Cafes mit dem auf kaltem Wege geschroteten Mehl fernab der Massenproduktion.

Seit Ende der neunziger Jahre steht das klappernde Schaufelrad der Wassermühle komplett still. Der Grund: Nachdem sich die umliegenden Landwirte jahrelang über das Aufstauen der Nette beklagt hatten, wurde die gewerbliche Nutzung von den Behörden alsüberholt und nicht mehr zulässig erklärt.

Dabei ist die Technik im Inneren der betagten dicken Mauern bis heute nahezu vollständig intakt. " Bei einer Kapazität von anderthalb Tonnen Korn pro Stunde könnte durch Knollmeyers Mühle theoretisch bis heute der Mehlbedarf der gesamten Gemeinde Wallenhorst gedeckt werden", erklärt Pächter Martin Läer, den das Urteil damals schwer traf.

Obwohl die Produktion seitdem eingestellt ist und Martin Läer mittlerweile auch das wohnlich ausgebaute Dachgeschoss verlassen hat, versucht er, die alte Mühle weiterhin in Stand zu halten.

Tischlermeister Gert Möller, der vom Sauerland bis an die Küste schon etliche Mühlen restauriert hat, kann das gut nachvollziehen: " Man sollte weiß Gott nicht jede Mühle erhalten, aber eine der letzten intakten Wassermühlen im Osnabrücker Land dem Verfall zu überlassen wäre ein echtes Trauerspiel."

Und so machte sich der Restaurator, der selbst seit Jahren eine Mühle in Melle bewohnt, gemeinsam mit Tischlergeselle Ingo Mersch im Nettetal ans Werk. Denn im Inneren der Mühle, wo es einst nur so von historischer Technik und randgefüllten Mehlsäcken wimmelte, nagt seit dem Stillstand nicht nur der Zahn der Zeit: Am oberen Mühlstein eines der beiden intakten Mahlgänge entdeckten die beiden Experten während der zweitägigen Restauration auch zahlreiche Bissspuren von Nagetieren.

Um den tonnenschweren Naturstein, der aus einer extrem harten Verbindung aus Quarz und Basalt besteht, bearbeiten zu können, wurde er mit einem Stein-Galgen in die Höhe geschraubt und aufgebockt. In die Waagerechte gelangt, galt es ihn zu schärfen und die Furchen der abgenutzten Mahlflächen mit historischen Werkzeugen nachzuarbeiten.

Nachdem auch die schmierige Mischung aus Hanf und Fett im Hauptlager erneuert wurde, entledigte sich Ingo Mersch vor dem über 1 000 Jahre alten Stauwehr alter Mehlreste aus dem Feinteile filternden Sichter und ölte die nachträglich installierten Transmissionsriemen.

Nachdem vor mehreren Jahren schon der zweite intakte Mahlgang und ein Elevator aus Zirbelkiefer überholt wurden, soll in diesen Tagen auch das fünf Meter große Schaufelrad der Wassermühle geschweißt werden.

Knapp 70 Prozent seiner Aufträge bestehen aus Mühlenrestaurationen, verrät Gert Möller, dessen fachmännische Kenntnisse gerade bei der abschließenden Justierung der restaurierten Mahlsteine weit über die Region hinaus gefragt sind. " Vielen ist gar nicht bewusst, über welche Fülle verschiedener Mühlenarten das Osnabrücker Land bis heute verfügt. Nur 300 Meter von hier findet man die nächste Wassermühle auf einem alten Gehöft ", so Möller.

Dank der fachmännischen Restauration des Tischlers kann sich Knollmeyers Mühle diesen Mai als Außenstelle der Ausstellung " Mühlen im Osnabrücker Land" des Osnabrücker Museums für Industriekultur frisch renoviert im historischen Glanz präsentieren.

ZWEI TAGE dauern die Reparaturarbeiten an der Mühle. Damit künftig alles reibungslos funktioniert, ölt Ingo Mersch den Transmissionsriemen. Fotos: Jörn Martens

KNOLLMEYERS MÜHLE: für Ausflügler und Spaziergänger immer wieder ein Blickfang. Das Alter lässt sich natürlich nicht auf einen Tag beziffern, Pächter Martin Läer verweist aber auf Unterlagen, die auf einen Bau vor mehr als 1 200 Jahren schließen lassen. Das Staurecht reicht bis in das Jahr 1253 zurück.
Autor:
Johanna Putty


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