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1
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1.
Erscheinungsdatum:
18.10.2003
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Ganzseitige
Reportage
über
die
Kartoffeln
Osnabrücks.
Überschrift:
"Lorbeer macht nicht satt, besser, wer Kartoffeln hat"
Bekehrung
Der Fleck ist weg
Runde Sache, aber weiblich
Zwischenüberschrift:
Erbte der "dollen Knolle" fast abgeschlossen - Boden im Stadtgebiet bringt besonders schmackhafte Sorten hervor
Helfer in der Not
Wie die Knolle ihren Namen bekommt
Artikel:
Originaltext:
"
Lorbeer
macht
nicht
satt,
besser,
wer
Kartoffeln
hat"
Ernte
der
"
dollen
Knolle"
fast
abgeschlossen
-
Boden
im
Stadtgebiet
bringt
besonders
schmackhafte
Sorten
hervor
Von
Angelika
Hitzke
(Text)
und
Klaus
Lindemann
(Fotos)
Sie
ist
rund
und
prall,
aber
nicht
jung.
Sie
ist
in
aller
Munde,
für
Sprüche
wie
für
Lieder
gut
und
ein
wahres
Universalgenie.
1995
flog
sie
an
Bord
des
Space
Shuttle
Columbia
zu
den
Sternen.
In
München
ist
ihr
ein
ganzes
Museum
gewidmet,
und
die
Post
huldigte
ihr
1997
mit
einer
Sonderbriefmarke:
Solanum
tuberosum,
zu
Deutsch:
die
Kartoffel.
Zwar
kam
die
"
dolle
Knolle"
erst
nach
der
Entdeckung
der
Neuen
Welt
nach
Europa
und
wurde
vom
"
Alten
Fritz"
,
dem
Preußenkönig
Friedrich
II.,
als
Grundnahrungsmittel
fürs
darbende
Volk
erst
so
richtig
populär
gemacht,
doch
sind
die
zu
Knollen
verdickten
Wurzeln
des
Nachtschattengewächses,
das
schon
2000
Jahre
vor
Christus
von
den
Indios
Südamerikas
kultiviert
wurde,
weit
mehr
als
eine
"
Sättigungsbeilage"
.
Nicht
nur
in
einer
Vielzahl
von
Rezepten
als
"
Fürstenspeise
und
Arme-
Leute-
Essen"
in
der
Küche,
auch
als
Reinigungsmittel
im
Haushalt,
als
Grundlage
für
Bio-
Sprit,
Puder,
Seife
oder
Papier,
als
Kaffeeersatz,
Schnaps
oder
Bastelwerkstoff
beweist
sie
Multitalent.
Die
vom
Verein
zur
Erhaltung
der
Nutzpflanzenvielfalt
(VEN)
zum
Gemüse
des
Jahres
2003
erklärte
Knolle
wird
sogar
im
Stadtgebiet
von
Osnabrück
angebaut,
obwohl
Wie
die
Schale
lecker
und
knusprig
wird
"
hier
nicht
unbedingt
eine
richtige
Kartoffelgegend
ist"
,
wie
Sigrid
Padeffke
vom
Hauswörmannshof
einschränkt.
Dafür
bringe
der
schwere,
mineralreiche
Boden
hier
besonders
schmackhafte
Erdäptel
hervor.
Arthur
und
Sigrid
Padeffke
führen
einen
der
innenstadtnächsten
Höfe
unter
den,
man
sollte
es
kaum
glauben,
noch
128
landwirtschaftlichen
Betrieben
in
der
Stadt.
Außer
Grünspargel,
Zuckermais,
Raps
und
Kürbis
bauen
sie
auf
zwei
Hektar
ihrer
Fläche
fünf
der
rund
1
800
heute
noch
existierenden
Kartoffelsorten
an:
die
festkochenden
Cilena
und
Rosara,
die
auf
ihrem
Boden
mehlige
Granola
und
die
vorwiegend
festkochende
Linda
sowie
als
Frühkartoffel
Leyla.
"
Dies
Jahr
gibt'
s
eben
mehr
Pellkartoffeln"
,
scherzt
Bauer
Padeffke
über
die
schon
seit
über
eine
Woche
eingebrachte
Knollenernte.
Denn
die
Trockenheit
sorgte
bei
der
Sorte
Cilena
für
viele
kleine
"
Exemplare"
,
so
genannte
Drillinge,
und
ließ
den
Ertrag
von
den
sonst
bei
ihm
üblichen
25
Tonnen
pro
Hektar
auf
15
Tonnen
schrumpfen.
Dafür
gab
es
keine
Probleme
mit
dem
Kartoffelkäfer.
"
Gott
gibt
Kartoffeln,
aber
mit
der
Schale"
,
bedauert
ein
russisches
Sprichwort,
das
faulen
Köchen
wohl
aus
der
Seele
spricht.
Sigrid
Padeffke,
die
alle
Produkte
des
Betriebes
im
eigenen
Hofladen
direkt
vermarktet,
kann
darüber
nur
lachen:
"
Ich
habe
ein
Rezept,
bei
dem
man
die
Schale
gerne
mitisst:
Kartoffeln
schrubben,
halbieren,
auf
ein
mit
Olivenöl
eingestrichenes
Backblech
legen,
mit
Himalaya-
Salz
und
öl
bestreichen
und
backen.
So
bekommen
sie
eine
Salzkruste,
und
die
Schale
wird
knackig
und
knusprig."
Eigenwillig
rotschalig,
aber
gelbfleischig
ist
die
Sorte
Rosara.
Da
ist
aber
nicht
etwa
schon
der
Ketchup
mit
drin
bzw.
drangezüchtet:
Weder
geschmacklich
noch
vom
Vitamingehalt
her
besteht
laut
Bäuerin
Padeffke
ein
Unterschied
zu
den
normal
gefärbten
Sorten.
Eine
dicke,
feste
Schale
ist
übrigens
unerlässlich
für
die
Lagerfähigkeit,
weshalb
sich
dünnschalige
Frühkartoffeln
auch
nicht
zum
Einkellern
eignen.
Die
Nachfrage
nach
Einkellerungskartoffeln
geht
immer
mehr
zurück,
registrieren
die
städtischen
Landwirte:
"
Die
Leute
haben
meist
zu
warme
und
zu
trockene
Keller."
Denn
damit
die
Knollen
bis
zum
April
/
Mai
nicht
schrumpeln,
keimen
oder
grün
wer-
Wichtig
ist
die
richtige
Lagerung
den,
müssen
sie
bei
vier
bis
fünf
Grad
und
80
bis
90
Prozent
Luftfeuchtigkeit
dunkel,
am
besten
in
einer
auch
von
unten
gut
belüfteten
Holzkiste,
aufbewahrt
werden.
Wertvolle
Tipps
für
die
richtige
Lagerung
haben
Padeffkes
aber
auch
für
den
kleinen
Stadthaushalt
auf
Lager:
"
Am
besten
ungewaschen,
noch
mit
etwas
schützender
Erde
daran
kaufen
und
in
einen
Sack
oder
in
eine
Papiertüte
packen.
Auf
keinen
Fall
im
Plastikbeutel
lassen,
da
fangen
sie
an
zu
schwitzen
und
zu
faulen."
Wer
keinen
kühlen,
aber
frostfreien
Vorratsraum
hat,
hebt
die
Knollen
am
besten
im
Gemüsefach
des
Kühlschranks
auf.
Obst,
vor
allem
Äpfel,
die
daneben
gelagert
werden,
beschleunigen
das
Altern
der
Kartoffeln,
Wärme
lässt
sie
schnell
keimen,
Frost
macht
sie
süß
und
Licht
lässt
grüne
Stellen
entstehen:
Die
müssen"
vor
dem
Verzehr
entfernt
werden,
weil
sie
gesundheitsschädliches
Solanin
enthalten.
Bei
so
viel
Sachverstand
können
also
nur
böse
Zungen
behaupten,
dass
die
dümmsten
Bauern
die
dicksten
Kartoffeln
hätten.
Einen
logieischen
Ursprung
hat
dagegennen
die
Redensart
"
rin
in
de
Kartoffeln,
rut
ut
de
Kartoffeln"
für
widersprüchliche
Anweisungen
oder
Handlungen,
die
seit
1881
überliefert
ist:
Sie
rührt
daher,
dass
bei
militärischen
Manövereinsätzen
den
Soldaten
oft
befohlen
wurde,
sich
zur
Tarnung
in
Kartoffelacker
zu
werfen,
gleich
darauf
folgte
die
Order,
das
Feld
wieder
zu
räumen,
um
Flurschäden
zu
vermeiden.
Wahr
ist
dieses
Sprichwort:
"
Lorbeer
macht
nicht
satt,
besser,
wer
Kartoffeln
hat."
AUF
DEM
WOCHENMARKT
verkauft
Bruno
Borowski
für
den
Bissendorfer
Kartoffelbauem
Niermann
hauptsächlich
Cilena
und
Linda
aus
eigenem
Anbau.
ROTE
SCHALE,
GELBES
FLEISCH:
Arthur
und
Sigrid
Padeffke
vom
Osnabrücker
Hauswörmannshof
bauen
unter
anderem
auch
fünf
Sorten
Kartoffeln
an.
Unter
ihnen
ist
die
festkochende
"
Rosara"
die
auffälligste.
Die
Farbe
ist
aber
nur
eine
Sache
der
Optik;
auf
den
Geschmack
hat
sie
keinen
Einfluss.
HERZIG:
Hier
erkennt
man
den
Farbunterschied
besonders
gut
Runde
Sache,
aber
weiblich
Wie
die
Knolle
ihren
Namen
bekommt
Grammatikalisch
ist
der
Fall
klar:
Die
Kartoffel
ist
weiblich.
Ihre
Form
ist
eine
runde
Sache
und
erinnert
an
prähistorische
Muttergöttinnen.
Auch
bei
der
Sortenbenennung
werden
weibliche
Vornamen
bevorzugt.
Aus
einem
simplen
Grund:
Sie
prägen
sich
leicht
ein
und
passen
zur
Grammatik,
entsprechen
also
dem
Sprachempfinden.
Deshalb
heißen
so
viele
Kartoffeln
eben
"
Selma"
, "
Linda"
, "
Nicola"
oder
"
Sieglinde"
.
Andere
überregional
bekannte
Sorten
sind
"
Hansa"
, "
Grata"
, "
Aula"
, "
Atica"
,
Quarta"
oder
"
Berber"
.
Sortennamen
können
aber
auch
auf
bestimmte
Anbaueigenschaftenhinweisen
("
Ackersegen"
, "
Erntestolz"
, "
Erstling"
)
oder
Merkmale
der
Zucntstation
aufgreifen,
wie
Liselotte
Hähnel
von
der
mecklenburgischen
Nordring-
Kartoffelzucht-
und
Vermehrungs-
GmbH
im
Internet
aufklärt.
Nach
ihren
Angaben
sind
allein
In
Deutschland
176
Speise-
,
Stärke-
oder
Veredelungssorten
zum
Handel
zugelassen.
Viele
spielen
allerdings
nur
regional
eine
Rolle.
Die
Sorte
"
Molli"
zum
Beispiel
wurde
in
einer
Station
nahe
der
gleichnamigen
Schmalspur-
Eisenbahn
zwischen
Bad
Doberan
und
Kühlungsborn
gezüchtet.
In
der
ehemaligen
DDR
gab
es
eine
Vogelserie:
"
Amsel"
,
Drossel"
, "
Fink"
hießen
dort
bekannte
Sorten.
Grundsätzlich
muss
jeder
Züchter
vor
Zulassung
einer
Neuzüchtung
dem
Bundessortenamt
Vorschläge
für
die
Sortenbezeichnung
machen.
Die
Behörde
prüft
dann,
ob
es
schon
eine
gleiche
oder
ähnlich
klingende
Bezeichnung
gibt,
um
Verwechslungen
auszuschließen,
und
ob
der
Name
in
der
EU
geschützt
werden
kann.
Wird
die
Neuzüchtung
zugelassen,
ist
ihr
Name
bis
zu
30
Jahre
lang
geschützt.
EINE
VENUS
sieht
Sigrid
Padeffke
in
dieser
kurios
geformten
Kartoffel.
Oder
ist
es
doch
eher
eine
Frau
mit
Kind?
Das
aktuelle
Kartoffelrezept
Italienische
Cavatelli
Sous-
Chef
Andrè
Stolle,
Stellvertreter
des
Sterne-
Kochs
Hans-
Peters
Engels
im
"
La
Vie"
,
empfiehlt
italienische
Cavatelli
mit
geschmolzenen
Tomaten
als
Vorspeise
oder
Zwischengang.
Hier
das
Rezept:
Für
die
Cavatelli
1
Kilo
Pellkartoffeln
kochen,
ausdämpfen
und
zweimal
durchpressen.
Mit
2-
3
Eigelb,
250
Gramm
Mehl
und
Salz
zu
einem
Teig
verarbeiten,
der
etwa
3
mm
dünn
ausgerollt
und
in
3
cm
große
Quadrate
geschnitten
wird,
jeweils
in
die
Mitte
eine
Kuhle
drücken.
In
90
Grad
heißem,
also
nicht
mehr
kochendem
Wasser
zwei
bis
drei
Minuten
pochieren,
abschrecken
und
in
einem
flachen
Gefäß
mit
etwas
Olivenöl
mischen,
damit
sie
nicht
kleben.
In
etwas
Butter
anbraten
und
mit
geschmolzenen
Tomaten
und
frischem
Basilikum
anrichten.
Dafür
8
Tomaten
blanchieren,
häuten
und
entkernen.
2
Schalotten
fein
würfeln
und
in
Olivenöl
andünsten.
Tomaten
dazugeben,
trocken
dünsten
und
mit
Salz,
weißem
Pfeffer
und
einer
Prise
Zucker
abschmecken.
Der
Fleck
ist
weg
Helfer
in
der
Not
Mehl,
Stärke
und
Kochwasser
der
Kartoffel
haben
sich
auch
als
Hausmittel
gegen
Schmutz
und
Flecken
bewährt.
Hier
ein
paar
Tipps
aus
dem
Internet
(www.
hausfrauenseite.de/
kartoffeln.html)
.
Fettflecken
lassen
sich
entfernen,
wenn
man
Kartoffelmehl
darauf
streut
und
nach
dem
Einwirken
wieder
abbürstet.
Blutflecken
aus
Polstermöbeln
beseitigt
eine
Paste
aus
mit
etwas
Wasser
verrührter
Kartoffelstärke,
die
man
einreibt
und
mit
Salzwasser
auswäscht.
Verschmutzte
Gobelinbezüge
werden
angeblich
wieder
sauber,
wenn
sie
vorsichtig
mit
heißem
Kartoffelwasser
abgerieben
werden.
Nach
dem
Trocknen
werden
sie
dann
mit
einer
weichen
Bürste
bearbeitet.
Abgusswasser
von
gekochten
Kartoffeln
reinigt
Schleiflackmöbel
und
weißlackierte
Türen.
Und
Festgebratenes
im
Wok
kann
den
Angaben
zufolge
mit
einer
Kartoffelhälfte,
auf
die
man
Spülmittel
gibt,
problemlos
ausgerieben
werden.
Ob
das
auch
mit
Pfannen
und
Töpfen
klappt,
bleibt
auszuprobieren.
Bekehrung
Als
Kind
ging
es
Till
mit
der
Kartoffel
ebenso
wie
mit
der
Salatgurke:
Er
mochte
beide
nur,
wenn
der
Eigengeschmack
in
möglichst
viel
Sauce
ertränkt
wurde.
Pommesfrites
lernte
er
erst
viel
später
kennen,
konnte
aber
die
Begeisterung
seiner
Mitschüler
auch
nicht
so
recht
nachvollziehen.
Schuld
daran
war
wohl
die
zu
frühe
Konfrontation
mit
dem
puren
Geschmackserlebnis:
von
der
Nachbarin
das
Stück
Gurke
ohne
alles
auf
die
Hand,
die
Knolle
aus
dem
Kartoffelfeuer
ohne
Salz,
ohne
Butter
-
da
schüttelte
es
Till,
der
von
zu
Hause
pikant
gewürzte
Speisen
wie
Dorschleber
in
Senfsauce
oder
Pasta
mit
Speck-
Zwiebel-
Tomaten-
Sauce
gewohnt
war.
Erst
als
Erwachsener
entdeckte
er,
wie
wunderbar
vielfältig
sich
die
Kartoffel
auch
jenseits
von
Kroketten,
Reibekuchen
und
Mayonnaisensalat
einsetzen
lässt:
Ob
spanische
Tortilla,
sahnige
Suppe
oder
Gratin,
gekräutertes
Püree
oder
Rösti,
Gnocchi
oder
gefüllte
Ofenkartoffel,
süße
Röstkartoffel
oder
Arabischer
Kartoffelsalat,
Till
ist
am
eigenen
Herd
längst
zum
Fan
der
"
dollen
Knolle"
mutiert.
Wenn
er
denn
Zeit
zum
Schälen
findet...
Bisübe
rmorgen
Autor:
Angelika Hitzke